Liebe und andere Schmerzen
ihrem Schwanz, den er ebenfalls langsam und liebevoll durchwalkte. Sie stöhnte, rieb sich an ihm. Nach einem endlos langen Zungenkuss glitt Mei an ihm herunter und ging vor ihm in die Hocke. Blaubart ächzte, als sie seinen steinharten, inzwischen grau behaarten Penis aus der Hose heraus pellte und ihn in den sanften Klammergriff ihrer Lippen nahm. Was nun folgte, war für ihn unbeschreiblich, fantastisch, einmalig. Er stöhnte, rief, schrie ihren Namen. Wie hatte er nur daran denken können, sie zu ermorden? Sie war sein Ein und Alles. Und alles würde er für sie tun. Alles. Er würde jeden einzelnen Umzugskarton nach San Francisco über den Atlantik herübertragen. Scheiß auf die Kammer. Er würde … Mit einem markerschütternden Schrei ergoss sich Ritter Blaubart über seine Braut. Über ihre wunderbaren, vollen Lippen. Über das sanfte, braune Gesicht. Es war infernalisch.
Wie aus weiter Ferne erklang ihre Stimme, neckisch, rauchig, leicht lispelnd:
»You really scared me with that knife, you know? What was that for? Well … but what do I expect from a guy who dyes his beard blue?«
Und küsste ihn erneut.
Jana Walther
BLACK-EYED
I was never faithful
And I was never one to trust
Borderlining schizo
And guaranteed to cause a fuss
I was never loyal
Except to my own pleasure zone
I‘m forever black-eyed
A product of a broken home
Songtext: Black-eyed by Placebo
1
Z. ist, obwohl gar keine so kleine Stadt, derart am Ende der Welt gelegen, dass sich nicht mal McDonalds herverirrt hat. Also trifft sich die angesagte Stadtjugend an der Tankstelle. Die zukünftig angesagte Jugend – weil noch autolos – trifft sich im Stadtpark. Ich gehöre weder zu der einen, noch zu der anderen. Dazu bin ich zu uncool. Ich habe noch nicht einmal ein Auto, für ein männliches Individuum über achtzehn die absolute Grundvoraussetzung, um dazuzugehören. Doch ich weiß, dass auch ein Auto an meinem Status nichts ändern würde. Ich spiele im Laientheater, ich singe im Kirchenchor und wenn ich durch die Straßen gehe, grüßen mich die Lehrer, der Pfarrer, der Kantor und die gesamte evangelische Gemeinde. Einige reizende alte Damen aus der Kirchgemeinde fragen mich immer wieder, wann es denn mal was mit einer Freundin wird, ich sei doch so ein netter Junge. Manchmal stelle ich mir vor, dass ich dann sage, ich würde lieber mit einem Jungen ins Bett gehen, aber natürlich spreche ich das nie aus.
Es ist ein milder Abend, noch nicht mal zehn, von der Tankstelle dringen hämmernde Bässe herüber, die aus aufgemotzten Autos wummern. Jungen stehen um die Karren herum, einige mit einem strähnchen-gefärbten Mädchen im Arm, alle mit Bierflasche und Zigarette.
Ich wechsle die Straßenseite, denn obwohl ich sie im Grunde langweilig und beschränkt finde, habe ich keine Lust auf eine dumme Bemerkung, weil ich allein unterwegs bin, in einer ordentlichen Jeans und einem farblosen Hemd. Ich verschwinde im Stadtpark, folge einem Weg unter düsteren Bäumen. Ein paar Rechte mit schwarzen T-Shirts, weißen Parolen darauf und kantigen Haarschnitten kommen auf mich zu. Ich gehe möglichst ruhig weiter, schaue sie nicht an, aber auch nicht zur Seite. Sie gehen an mir vorbei, ohne sich um mich zu kümmern.
Eine einsame dunkle Gestalt in einem langen Mantel kommt mir entgegen. Der Mantel weht um seine Beine und glänzt matt im Mondlicht. Er trägt schwarz und hat schwarze Haare, die ihm ins Gesicht fallen. Ich kenne ihn vom Sehen, weiß, dass er Ryan heißt. Und ich weiß, dass er schwul ist, die ganze Stadt weiß es. Keine Ahnung woher, vielleicht stimmt es auch nicht und das Gerücht ist nur wegen dem Kajal um seine Augen aufgekommen.
Als er an mir vorbeigeht, schaut er mir ins Gesicht und ich suche seinen Blick, aber es ist zu dunkel, um etwas zu erkennen und ich weiß, dass einer wie er mich nicht beachten würde. Trotzdem drehe ich mich um und schaue ihm hinterher. Die Rechten sind stehen geblieben und als Ryan an ihnen vorbeigeht, rufen sie ihm etwas von »Schwuchtel« und »Schwanzlutscher« zu. Er geht ruhig weiter, dreht sich dann um und zeigt ihnen den Stinkefinger.
Zwei von den Rechten stürzen auf ihn zu, reißen an seinem Mantel und einer versetzt ihm einen Schlag ins Gesicht. Die andern sagen »Kommt« und »Wir haben doch was Besseres vor«, und sie gehen lärmend davon. Wahrscheinlich haben sie noch nicht genug Alkohol intus.
Als sie weg sind, gehe ich auf Ryan zu. Er fährt sich gerade mit dem Handrücken
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