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Liebe und andere Zufalle

Liebe und andere Zufalle

Titel: Liebe und andere Zufalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crusie Jennifer
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sich wieder Cal zu. »Hast du irgendwelche Schwächen?«
    »Min«, erwiderte Cal und lächelte Min an.
    Liza schloss angewidert die Augen. »Ich überlege gerade, ob ich dich je erlebt habe, wenn du nicht auf der Hut warst.«
    »Na ja, zum Beispiel als Bentley mich mit dem Ball am Kopf getroffen hat«, schlug er vor.
    »Ja, ich weiß.« Liza richtete sich auf. »Singen. Du bist nicht schüchtern, aber du willst nicht singen. Warum das?«
    »Miese Stimme«, erwiderte Cal.
    Liza blickte Tony an. »Stimmt das?«
    »Nein«, antwortete Tony. »Hör auf, ihm auf die Nerven zu gehen.«
    »Du bist um deine Freunde besorgt, und ich um meine«, beschied Liza und wandte sich wieder Cal zu. »Also, warum?«
    »Lampenfieber«, erklärte Cal. »Ich traue mich in der Öffentlichkeit nicht. Zu viele Hemmungen.«
    »Du?« Liza lachte. »Darauf wäre ich nie gekommen.« Sie verschränkte die Arme. »Also, was ist nötig, damit du singst?«
    »Ein Schießprügel an meiner Schläfe«, erwiderte Cal.
    » Liza «, mahnte Min, die in Lizas Augen ein Funkeln entdeckte, das nichts Gutes verhieß. »Warum bestehst du so sehr darauf?«
    »Hier ist mein Vorschlag«, murmelte Liza, die sich vorgebeugt hatte, nahe an Cals Ohr. »Du singst uns allen jetzt auf der Stelle etwas vor …«
    »Nein«, wehrte Cal ab.
    »…und ich werde nie wieder irgendetwas sagen oder tun, um dich von Min fern zu halten.«
    Cal saß eine Minute lang reglos da, dann fragte er Min: »Hält sie ihre Abmachungen ein?«
    »Natürlich«, antwortete Min. »Was aber nicht bedeutet …«
    Cal blickte zu Liza auf. »Was willst du hören?«
    »Ach, ich überlasse dir die Wahl«, erwiderte Liza und richtete sich auf. »Das allein dürfte schon interessant sein.«
    »Warum tust du das?«, fragte Min Liza zornig.
    »Weil er es bis jetzt immer sehr leicht hatte«, antwortete Liza und beobachtete Cal. »Ich möchte sehen, ob er bereit ist, dir zuliebe ins Schwitzen zu kommen.«
    »So leicht war das bisher nun auch wieder nicht«, bemerkte Cal.
    »Du musst das nicht«, beschwor ihn Min. »Wirklich nicht.«
    »Wieso?«, meinte er. »Männer singen schon seit Jahrhunderten für ihre Angebeteten. Das ist genauso üblich, wie ihnen Juwelen zu schenken.«
    »Schenke mir ein hübsches Schlüsselkettchen«, bat Min.
    Er stützte sich mit der Hand auf die Rückenlehne ihres Stuhls und beugte sich vor. »Pass auf, Minnie, denn das kriegst du von mir nur ein Mal zu hören.«
    »Cal«, beschwor sie ihn, aber da begann er, »Love Me Tender« zu singen, zauberte dabei ein pomadiges Grinsen auf sein Gesicht, womit er das Kitschige noch übertrieb, und ließ seine Stimme in einer gar nicht üblen Elvis-Imitation tiefer klingen.
    »Nicht Elvis«, stöhnte Tony, und Roger schüttelte den Kopf und lachte zur Decke hinauf. Min aber saß atemlos, denn Cals Stimme klang wunderschön, und nach der ersten Strophe verblasste sein Grinsen, und er begann, ernsthaft zu singen. Alle anderen Geräusche verebbten, und es gab nur noch sie beide. Er blickte ihr in die Augen und bat sie, ihn zu lieben, und ihr wurde schwindelig im Kopf, denn er meinte es ernst; was immer sonst zwischen ihnen geschah, diese Worte meinte er ernst. Auch wenn es nur dieser Augenblick war, dann war es in diesem Augenblick doch wahr: Er liebte sie, und das war besser als alles, was sie sich je erträumt hätte; sie fühlte, wie ihr das Herz schmerzte, wie es sich in ihrer Brust zusammenzog, weil sie ihn so sehr liebte, dass sie es kaum noch ertragen konnte. Tu mir das nicht an , dachte sie, während er sang. Brich mir nicht das Herz, das habe ich nicht ver dient, bitte tu mir das nicht an. Und als er fehlerfrei mit »I love you, and I always will« geendet hatte, herrschte vollkommene Stille um sie her. Oh Gott , dachte Min, blickte ihm in die Augen und sah dort gleichermaßen Überraschung, Bedauern und Verwirrung, und sie dachte: Das war nicht er selbst, das war dieses Namenlose, das uns verfolgt. Er hat es nicht so ge meint .
    Dann gab Diana ein »Wow« von sich, Liza erklärte: »Okay, ich bin tief beeindruckt«, und Min packte ihre Handtasche und verließ das Restaurant.

12
    Min ließ die Restauranttür mit einem Knall hinter sich zufallen und eilte davon, blind in ihrem Drang zu flüchten. An der Ecke stolperte sie auf die Straße hinunter, eine Hupe blökte, und jemand riss sie zurück. Sie machte kehrt und stieß gegen Cal.
    »Es tut mir Leid«, erklärte er und hielt sie fest. »Was immer ich getan habe …«
    »Du wirst mir nur

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