Liebe und andere Zufalle
mich gegen den Kopf, sagte ›Ich wünsche Ihnen noch ein schönes Leben‹ und verschwand«, resümierte Min. »Ich mochte ihn nicht, ihr Mädels mögt ihn auch nicht, und er mochte mich nicht. Ich finde, damit ist die Sache erledigt.«
»Und ich glaube, diese ganze Auf-Nimmerwiedersehen-Geschichte ist ein Trick«, mümmelte Liza, den Mund voller Schokoeis. »Ich glaube, er will dich in Sicherheit wiegen, und dann schlägt er zu. Wenn du nicht aufpasst, lockt er dich mit seinem Charme ins Bett und bricht dir dann das Herz.«
Min betrachtete sie mit einem verärgerten Stirnrunzeln. »Für wie naiv hältst du mich eigentlich? Ich weiß über die Wette Bescheid. Außerdem habe ich einen neuen Plan.«
»Ah, gut«, erwiderte Liza. »Meistens hast du zu wenig Pläne.«
Min überging das. »Gestern, als ich Elvis' ›Love Me Tender‹ angehört habe, kam mir der Gedanke, dass er jetzt siebenundzwanzig Jahre alt wäre, wenn er wiedergeboren worden wäre, und ich nichts gegen jüngere Männer habe. Statistisch gesehen sind die Ehen, in denen die Frau acht Jahre älter ist als der Mann, die besten Ehen. Also habe ich beschlossen, darauf zu warten, dass Elvis mich findet.«
»Du wärst aber nur sechs Jahre älter«, wandte Bonnie ein.
»Ja, aber dafür wäre es Elvis, also würde ich mir besondere Mühe geben«, erwiderte Min.
»Und warum gerade Elvis?«, fragte Liza.
»Weil er in seinen Liedern immer die Wahrheit sagt. Elvis ist der einzige Mensch in meinem Leben, dem ich vertrauen kann.«
»Also, damit ich das recht verstehe«, begann Liza und wedelte mit ihrem halb gegessenen Schokoeis. »Bonnie wartet auf ihren Märchenprinzen, mit dem ihr Leben dann perfekt ist, und du sparst dich für die Reinkarnation eines Kerls auf, dessen Lieblingsspeise gebackene Bananen-Sandwichs waren.«
»Jawoll«, erwiderte Min, und Liza schüttelte den Kopf.
»Ich habe meinen Prinzen vielleicht gefunden«, sagte Bon-nie. »Roger ist wirklich in Ordnung.«
»Roger?«, fragte Min und versuchte, Liza nicht dabei zuzusehen, wie sie an ihrem Schokoeis leckte.
»Wir haben uns gestern Abend die Freunde des Biests geangelt«, murmelte Liza hinter ihrem Eisriegel hervor. »Bon-nie bekam den mit dem aufrechten Gang.«
»Roger ist ein richtiger Schatz«, erklärte Bonnie. »Ich glaube, ich sage meine Samstagsverabredung ab und gehe stattdessen mit Roger aus. Mal sehen, wie es sich am Freitagabend mit ihm entwickelt.«
»Er hat dich eingeladen?«, fragte Min und war erleichtert, dass sich das Gespräch von Cal abwandte. »Erzähl!«
»Er hat sie für den Rest ihres Lebens für alle Abende um eine Verabredung gebeten«, erklärte Liza. »Total verknallt in sie.«
»Das finde ich nett.« Min pickte das letzte Salatblatt aus ihrer Schüssel, um ihren Zuckermangel zu kompensieren. »Also ist er ein ernsthafter Kandidat, Bon?«
»Vielleicht.« Bonnie brachte fast ein Stirnrunzeln zustande. »Ich glaube, wenn ich erst ein paar Wochen lang mit ihm zusammen bin und es gut geht, dann nehme ich ihn mit nach Hause zu Mama, damit sie ihn unter die Lupe nimmt.«
Min hob die Augenbrauen. »Glaubst du, dass er nach zwei Wochen schon bereit ist, durch drei Bundesstaaten zu reisen, um deine Mutter kennen zu lernen?«
»Er würde die Anden überqueren, um ihr einen Zahnstocher zu besorgen«, schaltete Liza sich ein. »Ziemlich bombastisch.«
»Nein, gar nicht.« Bonnie blickte sie über ihr Eis hinweg tadelnd an. »Er ist süß. Und er hält Cal für einen großartigen Kerl, was mich sehr verunsichert.«
»Also hat Bonnie das große Los gezogen«, wandte sich Min an Liza und überging die Bemerkung über Cal. »Und wen hast du aufgegabelt?«
»Den Dorftrottel«, seufzte Liza. »Er hält Cal auch für einen super Typ. Die sind wie die drei Musketiere, nur nicht so lustig.«
»Die drei Musketiere sind nicht lustig«, wehrte Bonnie ab.
»Nur zu wahr«, seufzte Min. »Und triffst du dich noch mal mit dem Idioten?«
»Ja.« Liza saugte die letzten Reste Eis von ihrem Stiel. »Ich bin überzeugt, dass dein Biest wieder auftaucht, und mein Idiot quasselt hemmungslos, wenn ich ihm Fragen stelle. Außerdem wohnt die Barkeeperin im Apartment neben dem Biest, also muss ich sie näher kennen lernen.«
»Na, meinetwegen brauchst du keine Fragen zu stellen«, winkte Min ab. »Ich habe nichts mehr mit Calvin Morrisey zu tun.«
»Morgen Abend schon«, warnte Bonnie. »Er kommt mit Roger und Tony ins ›Long Shot‹.«
Min schüttelte den Kopf. »Dann bleibe ich
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