Liebe und andere Zufalle
unpraktisch ist …«
Cal hatte aufgehört, ihr weiter zuzuhören, als sie sagte: »Ich halte mich einfach fest«, und stellte sich vor, wie sie auf der weichen, blauen Satindecke lag, ihre weichen Locken mit den goldenen Lichtern darin über die Kissen ausgebreitet, ihre weichen Lippen geöffnet, während sie ihn anlächelte, ihre weichen Hände, die sich an das Kopfteil klammerten, ihr weicher Körper …
»Cal?«, rief Min.
»Hier drin riecht es gut«, bemerkte Cal und versuchte, sich an einem Gedanken festzuhalten, der nichts mit ›weich‹ zu tun hatte. Beziehungsweise mit ›hart‹.
»Lavendelkissen«, erklärte Min. »Meine Großmutter hat immer Lavendel in ihre Kissenbezüge gesteckt. Oder vielleicht sind es die Zimtkerzen.«
Cal räusperte sich. »Na ja, jedenfalls … hübsch. Es ist das Erste in dieser Wohnung, das zu dir passt.« Der Gedanke, sie auf diese blaue Decke zu stupsen, lag so nahe, dass er hastig sagte: »Wir sollten jetzt endlich essen. Komm.«
»Gut«, stimmte Min zu und setzte sich in Bewegung.
»Soll ich das Fenster schließen?«, fragte Cal.
»Wie soll denn dann die Katze wieder hereinkommen?«, wandte Min ein.
»Stimmt«, gab Cal zu und dachte: Herrje, jetzt hab ich ihr eine verwilderte Katze aufgehalst , und folgte ihr.
Als sie Emilios Salat aßen, bemerkte Min: »Chicken Marsala ist also weder freundlich zur Linie noch smart fürs Herz.«
»Smart fürs Herz?«, echote Cal und hob sein Weinglas. »Heißt das, gut für die Seele? Das ist es nämlich wirklich. Ich hab dir doch gesagt, Olivenöl ist gut für dich. Und ein bisschen Butter und Mehl bringt dich nicht um.«
»Erzähl das mal meiner Mutter.« Min kostete wieder von ihrem Salat. »Das ist einfach köstlich. Weißt du, die Lektion lautet, dass ich einfach nicht kochen soll.«
»Wieso?«, fragte Cal. »Das war doch dein allererster Versuch. Jeder macht Fehler.« Er nahm die Schachtel mit dem Hauptgericht und richtete es auf den beiden Tellern an, ohne etwas zu verschütten.
»Nur du nicht«, entgegnete Min, die ihn beobachtete. »Du machst alles perfekt.«
»Okay.« Cal setzte die Schachtel ab. »Du wurdest gerade sitzen gelassen, ich hab's kapiert. Aber der Kerl war dir ziemlich egal, also warum bist du immer noch so sauer und lässt es an mir aus?«
Min schnitt in ihr Hühnerfleisch. »Er war so was wie der letzte Strohhalm.« Sie schob sich den Bissen in den Mund und kaute, und der glückselige Ausdruck breitete sich wieder auf ihrem Gesicht aus.
»Du solltest keine Diät machen«, stellte Cal fest und begann ebenfalls zu essen. »Also, was hat er getan, worüber du nicht hinwegkommst?«
»Na ja.« Min stach heftiger auf einen Pilz ein, als er es verdiente. »Es ging um mein Gewicht.«
»Er hat dein Gewicht kritisiert?« Cal schüttelte den Kopf. »Der Kerl hat doch den Verstand einer Erbse.«
»Er hat es nicht direkt kritisiert«, entgegnete Min. »Er hat nur vorgeschlagen, ich sollte abnehmen. Und dann hat er mich verlassen, weil ich nicht mit ihm schlafen wollte.«
»Er hat verlangt, du solltest abnehmen, und dann wollte er mit dir ins Bett?«, fragte Cal. »Ich nehme es zurück. Jede Erbse hat mehr Verstand als dieser Knallkopf.«
»Ja, aber in einem hat er Recht«, erwiderte Min. »Ich meine, mein Gewicht.« Sie blickte ihn trotzig an. »Stimmt's?«
»Darauf kann ich gar nicht antworten, ohne wieder deine ganze Wut auf mich zu lenken«, antwortete Cal. »Aber spar dir die lieber für den Versager auf, der dich sitzen gelassen hat. Ich bin der Gute.«
Min spießte einen weiteren Pilz auf und sagte dann: »Also gut, ich gebe dir hiermit einen Freifahrtschein. Egal, was du sagst, ich verspreche, nicht wütend zu werden.«
Cal blickte in ihre grimmige Miene und lachte. »Wie willst du denn das schaffen?«
Min nickte. »Also gut, ich werde wütend, aber ich bleibe fair. Die Sache ist die: Du bist der einzige Mann, dem ich vertraue, dass er mir die Wahrheit sagt.«
»Du vertraust mir?« Cal war überrascht und geschmeichelt. »Ich dachte, ich sei ein Biest.«
»Bist du auch«, versetzte Min. »Aber du sagst mir hin und wieder die Wahrheit. Meistens sogar.«
Cal hörte auf zu essen. »Immer. Ich habe dich noch nie angelogen.«
»Klar«, meinte Min wegwerfend. »Also, was soll ich wegen meines Gewichts tun?«
Cal legte seine Gabel weg. »Also gut. Die reine Wahrheit. Du wirst nie schlank werden. Du bist einfach eine rundlich gebaute Frau. Du hast breite Hüften und einen runden Bauch und volle
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