Liebe und andere Zufalle
könnte es selbst zubereiten. Nach Rezept. Aber es hat nicht funktioniert …«
Da dämmerte es ihm. »Ist das etwa Chicken Marsala?«
»Nein«, entgegnete Min. »Das ist eine Katastrophe, deswegen habe ich ja Emilio angerufen.«
»Wie hast du es denn gemacht?«, fragte Cal.
»Warum willst du das wissen? Um neunmalkluge Kommentare abzugeben?«
»Willst du jetzt wissen, wie man Chicken Marsala zubereitet, ja oder nein?«, fragte er erneut. Sie war wirklich eine ziemliche Nervensäge.
Finster blickte sie zu ihm auf. »Ja.«
»Also, was hast du als Erstes getan?«, fragte er.
»Die Pfanne mit Olivenöl ausgesprüht«, antwortete Min.
»Gesprüht?«, fragte Cal entsetzt. »Nein. Man muss ein paar Esslöffel voll hineingießen.«
»Zu viel Fett«, wehrte Min ab.
»Aber es ist gutes Fett«, entgegnete Cal. »Olivenöl ist gut für deinen Stoffwechsel.«
»Aber nicht für meine Linie«, versetzte Min.
»Du musst es aber hineinschütten, Minnie«, beharrte Cal. »Es ist wichtig für das Aroma.«
»Na gut«, sagte Min mit meuterischem Unterton. »Dann habe ich das Fleisch angebräunt.«
»Nicht so schnell«, kommentierte Cal. »Erst musst du es klopfen. Wenn du keinen Klopfer hast, dann pack die Hühnerbrüste in eine Plastiktüte und klopfe sie mit einer Dose dünn. Dann wendest du sie in Mehl mit frisch gemahlenem schwarzem Pfeffer und Salz.«
»Soll das ein Witz sein?«, empörte sich Min. »Mehl, das sind pure Kalorien.«
»Und es verschließt das Fleisch«, erklärte Cal, »damit es nicht …« - mit einer Gabel spießte er eines der steinharten Stücke in der Pfanne auf und hielt es in die Höhe - »… ausdörrt. Und was hast du dann gemacht?«
Min verschränkte die Arme. »Als es braun war, habe ich die Pilze dazu gekippt und den Wein darüber gegossen und es reduzieren lassen.«
»Keine Butter?«
»Butter?«, stieß Min hervor. »Bist du verrückt?«
»Nein«, versetzte Cal und ließ das Stück wieder in die Pfanne fallen. »Aber jeder, der Chicken Marsala ohne Olivenöl, Butter und Mehl zubereitet, ist verrückt. Wenn du Grillhuhn haben willst, warum grillst du es dann nicht?« Er tauchte einen Finger in die Sauce und kostete. Es schmeckte so scheußlich, dass er keuchen musste, und Min rannte und brachte ihm ein Glas Wasser.
»Ich weiß auch nicht, warum die Sauce nichts wurde«, meinte sie.
»Welchen Marsala hast du benutzt?«, fragte Cal, als er wieder sprechen konnte, woraufhin sie ihm die Flasche Kochwein reichte. »Nein, nein, nein«, rief er und nahm sich dann zusammen, als sie zurückschreckte. »Pass auf, Süße, wenn du eine Weinsauce zubereitest, dann musst du den Wein einkochen und das Ganze eindicken lassen. Und dazu brauchst du guten Wein, sonst schmeckt es wie …« - er blickte auf die Pfanne hinab - »… das da. Ein Wunder, dass die Katze das überlebt hat.«
»Autsch«, machte Min. »Könntest du mir das aufschreiben?«
»Nein«, antwortete Cal, und dann hörten sie ein Krachen aus einem anderen Zimmer. Cal blickte sich um. »Deine Katze ist fort, Minnie. Hast du irgendwo ein Fenster offen stehen?«
»Im Schlafzimmer habe ich so eine billige Gleitblende«, erwiderte Min und verschwand durch eine Tür neben dem Kamin, um nachzusehen. »Ha, das ist gut«, rief sie, und Cal folgte ihr in den angrenzenden Raum.
Die Gleitblende war vom Mansardenfenster verschwunden, und kühle Abendluft strömte herein. Cal ging hinüber und blickte aus dem Fenster. Die Blende war zur Hälfte über das Dach hinuntergerutscht, während die Katze auf einem Baumast saß, der die Schindeln berührte, und sich die Pfote putzte. Ihr linkes Auge war geschlossen.
»Sie wechselt wirklich vom linken aufs rechte Auge«, stellte Cal fest und zog den Kopf wieder zurück. »Vielleicht bewahrt sie damit …« Seine Stimme versiegte, als er sich in Mins Schlafzimmer genauer umsah.
Den größten Teil füllte das kunstvollst gearbeitete Messingbett aus, das er je gesehen hatte. Ein riesiges Ungetüm, bedeckt mit einer lavendelblau schimmernden Satintagesdecke und lavendelblauen Satinkissen, die sich am Kopfende türmten, wo ein Kopfteil aus gebogenen, sich verzweigenden, in Rosetten und Kreuzblumen endenden Messingteilen seinen Blick verwirrte, bis ihm schwindelig wurde. »Wie schaffst du es, nicht aus diesem Bett zu fallen?«
»Ich halte mich einfach fest und versuche, das Kopfteil nicht anzusehen«, erwiderte Min. »Aber ich liebe es. Ich hab's mir erst vor einem Monat gekauft, auch wenn es absolut
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