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Liebe und Marillenknödel

Liebe und Marillenknödel

Titel: Liebe und Marillenknödel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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nicht pingelig.«
    » Stimmt, das kann man wirklich nicht behaupten«, sagt sie mit spöttischer Stimme.
    Das war gemein. Ich weiß, worauf sie anspielt: Auf den ewigen Fünf-Minuten-Terrinen-Vorrat, den ich stets im Haus habe. Aber jetzt mal ehrlich: Eine Fünf-Minuten-Terrine ist doch immer noch besser als gar kein Essen, vor allem, wenn man, wie ich, nicht kochen kann.
    » Auf alle Fälle war diese Suppe absolut völlig ungenießbar«, bringe ich die Diskussion wieder auf das eigentliche Thema zurück.
    » Und, was hast du gemacht?«
    » Ich bin mit dem Suppenteller in der Hand zu Gianni in die Küche gelaufen und habe ihn zur Rede gestellt.«
    Das stimmt nicht ganz. Ich bin mit dem Suppenteller in der Hand zu Gianni in die Küche gelaufen und habe ihn angeschaut, als hätte er mir ein frittiertes Menschenohr serviert. Ich hab ein paar Augenblicke gebraucht, bis ich sprechen konnte.
    » Und, was hast du gesagt?«
    » Ich habe ihn gefragt, was mit der Gulaschsuppe passiert ist.«
    » Und er?«
    » Er ist in die Vorratskammer gegangen und hat mir eine Dose präsentiert.«
    Ich vereinfache die Schilderung, um Telefonkosten zu sparen. » Präsentiert« trifft es nicht hundertprozentig. Gianni ist in die Vorratskammer gegangen, hat die Dose auf den Tresen gestellt und sich dann wieder in der Vorratskammer verkrochen.
    » Und zwar eine Dose Gulaschsuppe von irgendeiner italienischen Billig-Discounter-Marke. Nicht einmal Markenware von Unox oder Lacroix oder so etwas war das! Ich habe ihn gefragt, warum er das macht, aber ehe er antworten konnte, kam plötzlich Jirgl in die Küche und hat sich eingemischt. Er hat behauptet, dass es sich bei so wenigen Gästen überhaupt nicht lohnen würde, frisch zu kochen. Sie müssten ständig Essen wegschmeißen, bloß, weil es niemand bestellt hat.«
    » Womit er recht haben könnte.«
    Mir fällt fast das Telefon aus der Hand.
    » Willst du den jetzt in Schutz nehmen, oder was?«
    » Nein. Aber es stimmt schon. Unter kalkulatorischen Gesichtspunkten macht es wenig Sinn, frisch zu kochen, wenn dann keiner kommt, der das Zeug auch isst.«
    » Aber es kommt doch deshalb keiner, weil nicht frisch gekocht wird«, widerspreche ich.
    » Das glaube ich nicht«, sagt sie. » Klar, du solltest schon dafür sorgen, dass es ein paar essbare Gerichte bei euch gibt – sonst bringt das alles nichts. Aber vor allem musst du dafür sorgen, dass wieder Gäste kommen. Dann lohnt es sich auch wieder, frische Zutaten zu kaufen. Dann kommen noch mehr Leute, und der Laden läuft wieder.«
    Ich bin ein bisschen baff.
    » Meinst du?«, frage ich.
    » Klar.«
    » Okay«, sage ich. Das ist meine Freundin. Immer, wenn ich nur noch Nebel sehe, wischt sie mir dir Brille sauber, und ich hab wieder Klarblick. » Und, bei dir?«
    » Arbeit«, sagt sie. » Sonst nicht viel.«
    » Magst du nicht herkommen und die Küche übernehmen?«, frage ich spontan.
    Sie sagt nichts, aber ich kann spüren, wie sie den Kopf schüttelt. » Krieg in den nächsten Wochen nie im Leben Urlaub. Es gibt Gerüchte, dass wir einen Michelin-Stern kriegen.«
    » Wow.«
    » Ja, wow.«
    Dazu gibt es tatsächlich nicht mehr zu sagen.
    » Dann … Ich meld mich wieder«, sage ich.
    » Mach das.«
    Wir küssen uns durch die Leitung, dann legen wir auf.
    Besänftigt starre ich in den Nachthimmel, wo gerade ein Flugzeug blinkend in Richtung Süden zieht. Ach, Sarah. Sie fehlt mir ganz schön. Allein ihre Stimme zu hören …
    Doch plötzlich durchzuckt es mich wie ein Blitz. Ich nehme das Handy und drücke die Wahlwiederholungstaste.
    » Ja, Sophie?«, meldet sie sich.
    » Eine Frage hab ich noch, Sarah. Dass die Gäste wiederkommen – wie soll ich das denn bitte schön anstellen?«

11
    Um Gottes willen, ist das steil. Ach, ach, ach. Ich steige auf die Bremse, aber der Wagen rutscht einfach weiter, oh weh, oh weh, oh weeeh! Ganz knapp vor dem Abgrund bleibt er stehen.
    Da will man sich nach gerade einmal vier Tagen auf dem Berg zum ersten Mal hinunter ins Tal wagen, und dann das.
    Ich meine, schon in der Stadt ist das Lenken eines Personenkraftwagens nichts, was ich einem großen Eisbecher mit Erdbeeren und Sahne vorziehen würde. Nur war ich Idiotin immer überzeugt davon gewesen, dass allein die Stadt das Autofahren zum Problem macht und es sich auf dem Land viel angenehmer herumkurven lassen müsste . Kein Verkehr, keine verstopften Knotenpunkte, keine sechsspurigen Ausfallstraßen – Kinderspiel, oder?
    Tja.
    Ich ziehe die Handbremse an,

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