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Liebe und Marillenknödel

Liebe und Marillenknödel

Titel: Liebe und Marillenknödel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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erschrocken an.
    » Sophie praucht Gooolaschhhh«, ächze ich noch einmal, aber er reagiert nicht. Er lächelt nicht einmal.
    » Gooooooooooolaaaaaaaaaaschhhh!«, brülle ich heiser und versuche, besonders blutrünstig dreinzuschauen.
    Hallo? Vielleicht wenigstens ein kleines Grinsen?
    Männo, manche Leute verstehen echt überhaupt keinen Spaß.
    » Ich wollte dich fragen, ob du mir ein Gulasch machst, Gianni«, sage ich mit ganz normaler Stimme, aber er reagiert immer noch nicht, sondern guckt und guckt, um die Augen grabesfinstere Schatten.
    Jetzt platzt mir aber gleich die Hutschnur.
    » Ich erwarte das Essen auf der Terrasse«, sage ich, vielleicht ein bisschen schärfer als nötig, und lasse ihn stehen, ohne mich noch einmal umzudrehen.

10
    Was soll ich nur tun? Schon seit Sonnenuntergang ist von unten das Geschrei zu hören. Es sind Gianni und die Jirgls, aber ich habe keine Ahnung, worum es geht. Das, was sie brüllen, ist halb Dialekt, halb Italienisch – leider verstehe ich beides allenfalls dann, wenn es mir auf einer Speisekarte begegnet.
    Aber wenn ich genauer hinhöre – es sind vor allem die Jirgls, die brüllen, und zwischendurch hört man, wie Gianni versucht, sich mit schwacher Stimme zur Wehr zu setzen.
    Schon klar: Als gute Chefin müsste ich jetzt nachsehen, was los ist. Mich für den armen Gianni einsetzen. Schlichten. Aber ich kann nicht. Nicht heute. Wenn in deinem Job alles schiefläuft, wirklich alles – dann kannst du noch so viele Managementratgeber lektoriert haben. Du fühlst dich klein und schwach und machtlos.
    Ich schleiche die Treppe runter und an der Küche vorbei, wie ein Dieb, wie einer, der etwas Schlimmes verbrochen hat. Aber es geht nicht anders. Ich muss telefonieren – was mit dem Geschrei im Hintergrund völlig unmöglich ist, deshalb will ich raus und sehen, ob ich nicht doch irgendwo Netzempfang finde.
    Ich laufe ans Ende der Terrasse und ziehe das Handy aus der Tasche – nichts. Ich gehe ein Stück den Berg hinauf, aber auch dort ist es nicht besser. Ich tapse den Weg weiter hinab in Richtung Zivilisation, bis zu der Abzweigung, die zum Alpine Relax führt.
    Ich kann kaum den Boden vor mir erkennen, nur das fahle Mondlicht und der Schein meines Handys leuchten mir den Weg. Ich blicke noch einmal auf das Display. Da, endlich ein kleiner Strich. Ich halte das Handy in die Höhe – und höre, wie hinter mir ein Motorengeräusch erklingt. Es ist Jirgls SUV , ganz eindeutig. Ich schlüpfe hinter einen Baum und warte, bis der Wagen an mir vorbeigefahren ist – und kann erkennen, dass allein Herr Jirgl darin sitzt. Wo will denn der schon wieder hin? Ich meine, es ist Freitagnacht, was kann man da schon groß vorhaben, wenn man in den Bergen lebt? Wahrscheinlich fährt er nach Brixen, in eine schreckliche Diskothek am Rande des Industriegebiets.
    Ich bin so schön … ich bin so toll …
    Ja, das passt zu ihm.
    Als er außer Sichtweite ist, bemerke ich, dass das Display jetzt zwei Striche anzeigt. Ich tapse weiter, bis ich zu einer Bank komme, die neben drei Fichten auf der Kuppe einer kleinen Anhöhe steht.
    Ich kenne diese Bank. Wir haben sie Dreifichtenbänkchen genannt, früher. Von hier aus kann man tagsüber weit über das Tal blicken, und zwar, ohne dass einen jemand von Alrein aus sehen kann. Als Kind habe ich oft hier gesessen, mit einer Strickliesel in der Hand oder einem Buch auf den Knien – oder auf der Flucht vor Helena und Lydia. Hier habe ich die herrlichsten Rachepläne geschmiedet, in denen Juckpulver, China-Kracher und brennende Oilily-Kleidchen eine entscheidende Rolle spielten.
    Ich kontrolliere den Empfang meines Handys. Noch immer zwei Striche, dann muss das wohl genügen. Ich lege den Kopf in den Nacken und lasse das Handy Sarahs Nummer wählen. Hoffentlich ist sie nach Dienstschluss nach Hause gegangen und nicht in den Roten Stern – denn dann ist es entweder so laut, dass sie ihr Telefon ohnehin nicht klingeln hört, oder sie ist so betrunken, dass sie mir auch nicht weiterhelfen kann.
    Und Hilfe brauche ich.
    Hilfe …
    Das Telefon piepst leise und stellt die Verbindung her, gefolgt von einem Pfeifen und Knacken, das unter dem nächtlichen Sternenhimmel so klingt, als würden Außerirdische verzweifelt versuchen, dem einsamsten Wesen der Welt etwas mitzuteilen. Wenn ich nur wüsste, was.
    Ich seufze, es tutet, dann nimmt endlich jemand ab.
    » Sophie!«, rauscht Sarahs Stimme durch den Hörer. Der Empfang ist schlecht, trotzdem ist ihre

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