Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe und Marillenknödel

Liebe und Marillenknödel

Titel: Liebe und Marillenknödel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
Vom Netzwerk:
plötzlich zu Besuch gekommen ist.
    Die Situation macht mich angespannt genug – hier meine Eltern, die mir den letzten Nerv rauben wollen, und dort Nick. Das Letzte, was ich jetzt brauchen kann, ist, dass sich die drei begegnen und ich Nick vorstellen muss als … als was auch immer.
    » Was, Sophie?«, sagt meine Mutter und sieht mich besorgt an. Nach all den schlimmen Beichten bei unserer letzten gemeinsamen Mahlzeit im Edelweiß ist sie offenbar auf alles gefasst. Gleichzeitig liegt etwas geradezu Sensationslüsternes in ihrem Blick: Was kommt jetzt? Ist sie HIV -positiv? In die Fänge von Schutzgelderpressern geraten? Schwanger?
    » Ich habe kein einziges Zimmer frei«, sage ich bedauernd. Das ist nicht gelogen. In den nächsten Wochen sind wir ausgebucht bis unters Dach.
    » Ach, das!«
    Sie lacht gekünstelt auf und tut, als sei sie furchtbar erleichtert.
    » Das haben wir uns natürlich gedacht, Kindchen. Mach dir keine Sorgen. Wir haben uns in diesem neuen Hotel dort unten einquartiert. Schließlich wollen wir dir auch gar nicht weiter zur Last fallen, du hast auch ohne uns genug zu tun, nicht wahr?«
    » Ihr wohnt im Alpine Relax?«
    Ehrlich, ich bin total schockiert. Nicht, dass ich wild darauf gewesen wäre, meine Eltern hier zu haben, aber dass die beiden tatsächlich durch halb Europa reisen, um sich dann im Konkurrenzhotel einzuquartieren, das finde ich dann doch … allerhand.
    » Deine Mutter wollte«, nuschelt mein Vater entschuldigend.
    » Mach dir deswegen mal gar keine Sorgen, Sophie. Es ist ganz wunderbar dort. Man hat ja so viel gelesen darüber. Victoria von Schweden war neulich dort, mit ihrem Daniel. Und Freunde von den Johansons aus Blankenese. Wir wollten uns das längst einmal anschauen. Es ist wirklich sehr schick, und die Küche ist ganz leicht und modern, und es gibt einen Pool …«
    » Und die Zimmer haben Bäder«, fügt mein Vater hinzu und versieht meine Mutter mit einem komischen Blick.
    » Picobello Bäder! Mit Bidet und zwei Waschbecken. Und jeden Abend eine Praline aufs Kopfkissen. Die esse ich natürlich nicht selbst, die bekommt dein Vater.«
    Mein Vater guckt böse. Er hasst es, wenn sie ihn und seinen Appetit so vorführt.
    » So, das Riesenschnitzel?«
    Ich zucke zusammen. Nick.
    Wieso hat er nicht einfach geklingelt, wie ich es ihm gesagt habe? Ich habe extra die Terrassentür offen gelassen, damit ich ihn höre! Außerdem habe ich ihm nicht gesagt, dass er das Schnitzel als Riesenschnitzel ankündigen soll. Ich habe lediglich ein besonders großes bestellt. Wer weiß, wann Papa zum letzten Mal etwas bekommen hat.
    » Hmmm«, macht mein Vater und hängt seine Nase über den klodeckelgroßen Fleischlappen auf seinem Teller. » Das sieht ja gut aus, Pünktchen.«
    » Jedenfalls ist es reichlich«, sagt meine Mutter und sieht seine Portion missbilligend an.
    » Caprese?«, fragt Nick.
    » Das bin ich!« Meine Mutter hebt die Hand.
    » Und ein Rindsgulasch mit extra Zitronenschale«, sagt Nick und stellt seinen Teller vor mir ab. » Lassen Sie es sich schmecken!«, sagt er in die Runde.
    » Danke«, erwidert meine Mutter in demselben Tonfall, in dem reiche Leute in Fernsehserien normalerweise sagen: » Sie dürfen jetzt gehen.«
    Doch das scheint Nick nicht zu hören. » Guten Appetit«, sagt er leise zu mir. Oh nein. Er beugt sich zu mir runter und haucht mir von hinten einen Kuss auf die Wange. Dann geht er, und ich fange an rot zu leuchten wie ein schneebedeckter Gipfel beim Alpenglühen.
    Ähem.
    So, wo ist mein Besteck? Ah, hier. Dann wollen wir doch mal sehen, wie das Gulasch geworden ist. Ich will ein Stück Fleisch aufspießen, aber meine Gabel zittert so sehr, dass ich es kaum schaffe.
    Das Herz schlägt mir bis zum Hals.
    » Guten Appetit«, sage ich zu meiner Mutter, die mir unbewegt gegenübersitzt. » Würdest du mir den Pfeffer reichen, Papa?«
    Meine Ablenkungsversuche funktionieren nicht. Mama betrachtet mich wie einen Wagen nach einem schlimmen Unfall. Selbst mein Vater scheint etwas gewittert zu haben, denn er hat das Besteck wieder aus der Hand gelegt, natürlich nicht, ohne sich heimlich eine Bratkartoffel vom Teller zu stibitzen, quasi als Proviant für die Fragen, die mir jetzt blühen.
    » Wer war das?«, will Mama wissen.
    » Nick«, sage ich und nehme eine Gabel.
    » Nick?« Sie sieht mich verständnislos an.
    » Nick«, sage ich und kaue herunter. » Er kocht hier.«
    » Du hast eine Affäre mit dem Koch?«
    Dass sie immer allem die schlimmste

Weitere Kostenlose Bücher