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Liebe und Marillenknödel

Liebe und Marillenknödel

Titel: Liebe und Marillenknödel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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unsere Hände für einen kurzen Augenblick voneinander lösen. Aber jedes Mal finden sie wieder ganz automatisch zusammen, wie zwei Magneten.
    Es ist … es ist, als hätte mich jemand an die Hand genommen, nach dem ich mich schon lange gesehnt habe und bei dem ich mich plötzlich ganz sicher fühle. Deshalb legt sich meine Aufregung nach ein paar Minuten, und ich kann ganz vertraut neben ihm gehen, schweigend, denn Nick spricht immer noch nicht, und ich, na ja … Ich will es auch nicht zerstören.
    Außerdem habe ich gerade gar nichts zu sagen. Wir gehen, Hand in Hand, Schritt für Schritt, da muss man nicht groß palavern.
    Nach einer Weile verlassen wir den Wald und kommen auf eine große Almwiese, die Sonne scheint sanft, aber kraftvoll auf uns nieder. Das Gras ist ganz grün, und die Zäune, die das Land durchteilen, sehen aus wie aus einem Heidi -Film. Vereinzelt liegen ein paar Felsen im stoppeligen Gras, weiter hinten rauscht schon wieder ein Bächlein. Und Kühe stehen herum, graue, bullige Kühe, die uns träge kauend hinterhersehen und versuchen, die Fliegen mit dem Schwanz zu verjagen, ohne sich sonst groß zu bewegen.
    » Irre«, sage ich jetzt doch und bleibe stehen.
    » Was?«, will Nick wissen und lässt meine Hand los.
    » Die Kühe! Das alles hier!« Ich zeige um mich herum, auf die Wiesen, den Wald und den Gipfel des Peitlerkofel, der sich kalt und majestätisch vor uns erhebt.
    Nick muss grinsen. » Du warst noch nicht hier oben, oder?«
    Ich sehe ihn unsicher an, befürchte kurz, dass er das vielleicht doof findet. Ich meine, ist es ja auch. Dann schüttle ich den Kopf.
    » Na dann dreh dich mal um«, sagt er und zeigt über meine Schulter.
    Ich gehorche, und …
    Oh. Das ist absolut großartig. Unter uns erstreckt sich das riesige Tal, in dem die Häuser so klein sind, dass man sie kaum noch sieht. Und dahinter …
    Ich meine, von Alrein aus ist das Alpenpanorama schon ganz schön imponierend, aber von hier oben …
    Der Blick ist so weit, man hat das Gefühl, man könne bis ans Ende der Welt sehen. Zum ersten Mal begreife ich, wie groß und weitläufig und absolut irrsinnig diese Alpen wirklich sind, mit ihren steinernen Gipfeln, auf denen das Eis erst Ende Juli schmilzt. Sie sind wie ein Meer, das getost und getobt hat und dann, durch einen bösen Fluch, in seiner Aufruhr versteinert ist.
    Ich kann gar nicht aufhören zu schauen. Es zieht einem die Schuhe aus, ehrlich.
    » Ganz gut, oder?«, fragt Nick, und ich höre einen leisen Stolz in seiner Stimme.
    » Ziemlich«, sage ich.
    Und dann spüre ich plötzlich, wie er hinter mir steht, wie er einen Arm auf meine Schulter legt und mich zu sich heranzieht.
    Ich glaube, das wird mir jetzt zu kitschig.
    Obwohl … warum eigentlich?
    Langsam, als würde ich zögern, drehe ich mich zu ihm.
    Vielleicht ist seine Nase doch ein klitzekleines bisschen größer als andere Nasen, denn noch ehe ich seinen Kuss auf meinem Mund spüre, stupst er mich damit ganz leicht an der Wange. Wir küssen uns, er mich und ich ihn, seine Lippen sind irgendwie heiß und zugleich ganz kühl, und mit einem Mal fühle ich mich ganz weich und anschmiegsam. Es dauert eine Ewigkeit, bis wir uns wieder voneinander lösen. Wir sehen uns an, gucken gleich wieder weg und dann doch wieder hin.
    Das war ein Kuss, kein Blick. Den wird er nicht einfach so übergehen.
    Es dauert ewig, bis einer von uns sich traut, etwas zu sagen, und diesmal bin nicht ich es, die das Schweigen bricht.
    » Dann wäre das wohl geklärt«, sagt Nick und grinst schief.
    » War ja auch überfällig«, sage ich und lächle zurück, woraufhin sein Blick sofort zu Boden geht.
    Ist es nicht sonderbar, dass es einem manchmal total unangenehm ist, einem Menschen zu zeigen, dass man ihn mag – und das, obwohl man sich oft so leicht tut, jemanden eiskalt abblitzen zu lassen?
    » Ich …« Nick sieht mich an und dann wieder weg und lässt eine Pause entstehen. » Diesmal bin ich wohl dran, mich zu entschuldigen.«
    Ach ja?, denke ich, sage aber nichts.
    » Dass du mich nach dieser Irrsinnsnacht einfach so rausgeschmissen hast …«
    Irrsinnsnacht? Irrsinnsnacht? War nur ich so besoffen, dass ich nicht einmal weiß, wie er in mein Bett gekommen ist? Kann er sich an das, was passiert ist, etwa erinnern? Mein Blick schweift in die Ferne, als würde dort hinten auf der Kuhweide gerade etwas höchst Interessantes passieren.
    » … die einzige Erklärung, die mir dazu eingefallen ist, ist die, dass du eine hochnäsige,

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