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Liebe und Marillenknödel

Liebe und Marillenknödel

Titel: Liebe und Marillenknödel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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Wendung geben muss. Ja, gut, ich bin verknallt – aber da muss man doch nicht so tun, als würde ich mich auf der Davidstraße mit harten Drogen für sexuelle Gefälligkeiten bezahlen lassen! Mir verschlägt es den Appetit, aber ehrlich.
    » Keine Affäre, Mama, es ist nur …«, sage ich, aber natürlich lässt sie mich nicht ausreden.
    » Leonhard«, sagt sie zu meinem Vater, der sich in dem Augenblick, in dem er bemerkt hat, dass ihm das Thema möglicherweise zu pikant wird, wieder mit großer Hingabe seinem Schnitzel zugewendet hat. » Deine Tochter gibt sich dem Koch hin! So sag doch auch mal was!«
    » Ach, Gisela …«, sagt er nur, und mehr kann er auch gar nicht sagen, denn natürlich ergreift sie wieder das Wort.
    » Leonhard, jetzt los. Sag ihr, dass sie diesen schrecklichen Gasthof aufgeben soll! Sag ihr, sie soll nach Hamburg zurückkommen! Dort warten die Höhepunkte des Lebens, und nicht hier!«
    Ich frage mich, warum sie nicht einfach direkt mit mir redet. Ich meine, sie hat doch sonst auch kein Problem damit, andere Menschen zu verletzen. Aber hin und wieder hat sie diese Marotte. Dann spürt sie, dass es effektiver ist, nicht frontal über mich herzuziehen. Früher hat sie das auch öfter gemacht. Wenn sie mir das Gefühl geben wollte, dass es überhaupt nichts bringt, mit mir zu reden, hat sie irgendeine Freundin angerufen und so laut mit ihr telefoniert, dass ich alles mit anhören konnte und so erfuhr, was sie von mir hielt.
    » Alrein ist nicht schrecklich«, wehre ich mich. » Und in Hamburg wartet nichts auf mich! Rein gar nichts!«
    Ich will schon aufstehen und mich oben in mein Zimmer einschließen, da meldet sich mein Vater zu Wort.
    » Ach, Pünktchen«, sagt er mit versöhnlicher Stimme. » Weißt du, deine Mutter …«
    » Sei still«, unterbricht sie ihn, ohne auch nur ansatzweise darauf zu achten, was er sagen wollte. » Ich glaube, Sophie, das wirst du gleich anders sehen.«
    Sie schaut mich siegesgewiss an.
    Toll, jetzt muss ich fragen, was sie meint, vorher redet sie nicht weiter.
    » Ja?«, sage ich genervt.
    » Schätzchen«, sagt sie und legt ihre Hand auf meine. » Du wirst es nicht glauben, aber wir waren neulich wieder im Edelweiß, und rate, wen wir dort getroffen haben.«
    Oh Gott, ich kann es mir vorstellen. Wahrscheinlich hat sie dem Kellner verkündet, dass ihre Tochter eng mit jemandem aus der Küche befreundet ist, und die arme Sarah musste an ihren Tisch kommen, um sich vor allen anderen Gästen für ihr vorzügliches Essen loben zu lassen, wie eine fleißige Pensionatsschülerin. Was das jetzt allerdings für mein Leben bedeuten soll, weiß ich auch nicht.
    Fragend ziehe ich die Augenbrauen hoch.
    » Jan!«, sagt sie.
    » Jan?«
    » Ja, er saß am Nachbartisch.« Sie guckt triumphierend.
    » Mit wem?«, frage ich misstrauisch.
    » Mit einer Kollegin, aber das ist doch auch egal. Sophie, Schätzchen, was ich sagen will: Jan hat richtig Karriere gemacht, er hat jetzt einen wahnsinnig interessanten Posten bei einem renommierten Sachbuchverlag, er trug Krawatte und seine Schuhe waren rahmengenäht!«
    Sie betont das letzte Wort so, als müssten bei mir alle Glocken anfangen zu läuten.
    » Bei welchem Sachbuchverlag?«, frage ich noch misstrauischer.
    » Das spielt doch überhaupt keine Rolle.«
    » Wieso nicht?«, frage ich.
    » Weil es am Ende doch vollkommen irrele …«
    » Er ist beim Schwarz Verlag, Sophie«, fällt mein Vater ihr ins Wort und versieht sie mit einem strengen Blick von der Seite.
    Bitte? Jetzt, wo Jan dort arbeitet, ist Schwarz plötzlich renommiert? Und als ich dort war, war es eine peinliche Klitsche? Ich sehe meine Mutter wütend an, was natürlich nur dazu führt, dass sie versucht, sich aus der Sache herauszuwinden.
    » Um den Verlag geht es doch gar nicht, Schätzchen. Mit Karriere meinte ich doch nur, dass er eine ganze Abteilung leitet!«
    » Toll!«, sage ich sarkastisch.
    » Ach, er hat natürlich nach dir gefragt, und als er gehört hat, was du jetzt so treibst, da hat er sich wahnsinnige Sorgen um dich gemacht, ehrlich.« Sie guckt mich an, als müsste mich das besänftigen, was nicht der Fall ist, weshalb sie weiterredet. » Er sah ganz niedergeschlagen aus und sagte, er hätte Fehler gemacht, und fand es furchtbar traurig, dass ihr so gar keinen Kontakt mehr zueinander habt. Warum eigentlich nicht? Das habe ich mich dann auch gefragt.«
    » Weil ich nicht mehr ans Telefon gegangen bin, wenn er angerufen hat.«
    » Sophie!« Sie schaut

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