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Liebe und Marillenknödel

Liebe und Marillenknödel

Titel: Liebe und Marillenknödel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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Leonhard?«
    Mein Vater nickt und erhebt sich schwerfällig.
    Meine Mutter küsst mich links und rechts und marschiert, noch während mein Vater sich von mir verabschiedet, im Stechschritt davon. Ich sehe, wie er ihr hektisch hinterherblickt, wie seine unsichtbare Leine an ihm zerrt.
    » Sophie«, sagt er und drückt mich an sich. » Ich wäre wirklich viel lieber hier bei dir geblieben.«
    » Ach, du wärst mir doch nur im Weg herumgestanden.«
    » Danke«, sagt er. » War schön bei dir!«
    » Nun geh schon.«
    » Wir kommen morgen noch mal hoch, okay?«
    » Ja, ja, ist gut. Und jetzt fort mit dir!«
    Er drückt mich noch mal und eilt meiner Mutter nach, die schon fast hinter der nächsten Biegung verschwunden ist. Dann sind die beiden weg.
    Puh.
    Das war anstrengend.
    Und jetzt?
    Schon während der letzten Minuten unseres Gesprächs habe ich gemerkt, dass ich langsam ungeduldig werde. Jetzt, da meine Eltern weg sind, bekomme ich Nick überhaupt nicht mehr aus dem Sinn.
    Was das zwischen uns jetzt wohl ist? Ob wir nun ein Paar werden? Hätte er mich vor meinen Eltern geküsst, wenn nicht? Andererseits – er konnte ja nicht ahnen, dass das meine Eltern sind. Und wenn er mich also nur vor irgendwelchen Gästen geküsst hat, was bedeutet das dann? Ganz viel? Gar nichts?
    Ein Kribbeln durchläuft mich, von den Fingerspitzen bis in die Ohrläppchen. Als krabbelten mir winzige Ameisen durch die Adern.
    Soll ich jetzt einfach so zu Nick reingehen? Oder denkt er dann, dass ich anhänglich bin? Aber wenn er wirklich etwas von mir will, wäre es dann nicht arschig, wenn ich nicht zu ihm käme? Und warum mache ich mir überhaupt solche Gedanken? Es ist meine Küche, oder? Er ist mein Angestellter!
    Na, vielleicht bringe ich ihm einfach mal die Teller rein, dann habe ich zumindest einen Vorwand.
    Ich platziere die leeren Teller meiner Eltern auf dem Unterarm, mit der anderen Hand nehme ich mein kaum angerührtes Gulasch. Normalerweise trage ich das Geschirr wie jeder normale Mensch auch, auf einem Tablett oder nicht mehr als ein Teller pro Pfote, aber irgendwie habe ich das Bedürfnis, professionell zu wirken, obwohl das mit dem Balancieren ja nicht so meine Sache ist.
    Ich öffne die Terrassentür, gehe durch die Gaststube und weiter in die Küche. Geschafft. Hastig stelle ich die Teller auf dem Tresen ab.
    Es klirrt, aber zum Glück passiert nichts. Erschrocken dreht Nick sich um.
    » Hey«, sagt er. Dann fällt sein Blick auf den Teller mit dem Gulasch. » Oh, war etwas nicht in Ordnung damit?«
    » Nein, nein, keine Sorge. Das … das war nur ganz schön anstrengend gerade.«
    » Komisch – mich macht Wandern immer eher hungrig.«
    Ich hebe zu einer Erklärung an, aber dann winke ich ab. » Das ist es nicht.«
    Er sieht mich an und schweigt. Dann wendet er sich wieder seiner Arbeit zu.
    » Ich hätte dich nicht küssen sollen vor allen Leuten«, sagt er plötzlich.
    » Was? Nein, Blödsinn.«
    » Das da draußen waren deine Eltern, oder?«
    Ächz. Ist der Typ Hellseher?
    » Woher weißt du das?«, frage ich.
    Nick zuckt mit den Schultern. » Wenn Sophie von Hardenberg an einem Tisch mit zwei Rentnern sitzt und der eine nennt dich Pünktchen, und die andere ist dir wie aus dem Gesicht geschnitten …«
    » Mir wie aus dem Gesicht geschnitten?«
    Ich sehe ihn entrüstet an. Ich sehe doch wohl bitte nicht aus wie meine Mutter! Geht’s noch? Ich runzle die Stirn und gucke beleidigt. Nick macht einen Schritt auf mich zu.
    » Nicht böse sein. Das war ein Kompliment! Deine Mutter sieht toll aus, vor allem für ihr Alter!«
    Da hat er leider recht. Sie sieht noch lange nicht aus wie 63. Und wenn ihn das davon überzeugt, in mir eine Frau mit guten Genen gefunden zu haben, will ich nichts gesagt haben.
    » Okay«, sage ich und gebe mir Mühe, versöhnt zu klingen. » Und? Was machst du da?«
    » Buchteln«, antwortet Nick und schiebt die Form in den Ofen. » Für den Nachtisch.«
    » Das kenne ich gar nicht«, sage ich und trete neugierig näher.
    » Ein Hefegebäck mit einer Füllung aus Pflaumenmus. Muss ich nachher nur noch mal aufwärmen, dann kommen sie in tiefe Suppenteller, mit Vanillesauce.«
    » Klingt lecker. Und was gibt’s davor?«
    » Spinatschlutzer«, sagt Nick. » Vegetarisch, wie besprochen.«
    » Toll!«
    Ich bin ehrlich begeistert. Wenn man bedenkt, dass es hier vor ein paar Tagen noch Wok-Hühnchen mit Maggi und gefälschtem Risotto gab!
    » Du kannst mir helfen, wenn du willst.«
    Ich sehe ihn ungläubig

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