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Liebe und Marillenknödel

Liebe und Marillenknödel

Titel: Liebe und Marillenknödel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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rein«, sage ich.
    » Aber nicht, dass deine Mutter …«
    » Papa …«, sage ich mit genervter Stimme.
    Als würde ich ihn je verraten. Papa und ich, wir verpfeifen uns nicht. Das ist unser Deal.
    Im Haus weise ich Frau Jirgl an, ihm eine große Portion Eier und Speck zu braten, und hoffe, dass sie das hinkriegt. Dann sage ich meinem Vater, dass ich jetzt leider losmuss, er aber bleiben darf, so lange er will.
    » Ich werde wahrscheinlich erst gegen Mittag wieder hier sein. Wir müssen ein paar Einkäufe erledigen, weißt du.«
    » Nein, nein, Sophie. Ich gehe dann auch gleich wieder. Ich wollte dich nur noch mal kurz alleine sehen.«
    » Das ist lieb, Papa.«
    » Und Pünktchen, halt durch, ja? Jetzt geht es gerade gut, aber das kann sich auch mal ändern, weißt du? Und dann ist es unglaublich wichtig, dass man seine Ziele weiterverfolgt, auch, wenn es einmal Gegenwind gibt. Dass man weiterkämpft und nicht einfach aufgibt.«
    » Wird schon, Papa. Mach dir keine Sorgen«, sage ich. Er ist heute wirklich, wirklich sonderlich.
    » Und hast du genügend Geld? Soll ich dir was geben?«
    Er zückt sein Portemonnaie, aus dem ich schon wieder einen 500-Euro-Schein hervorblitzen sehe, aber ich schüttle den Kopf. Der Laden läuft, die Gäste zahlen, und die meisten sogar in bar.
    Ich umarme ihn, was sich eher so anfühlt, als würde ich einen Berg hochrobben statt ihn liebevoll zu herzen. Dann laufe ich zum Auto, in dem Nick schon ganz ungeduldig wartet.
    » Fertig?«, fragt er.
    » Fertig!«, sage ich entschieden.
    » Was war denn so wichtig?«, will er wissen.
    » Wenn ich das wüsste.«
    Papas sonderbarer Auftritt ist schon vergessen, kaum, dass wir um die nächste Kurve sind. Man muss sagen, Nick fährt, wie er kocht – ruhig und routiniert. Die Strecke nach Sankt Damian, die mich regelmäßig an den Rand des Nervenzusammenbruchs bringt, kurvt er hinab, als kenne er es gar nicht anders. Er pfeift und hängt immer wieder einen Arm aus dem Fenster und trommelt von außen gegen das Autodach – und legt mir, als er bemerkt, dass ich mich mit ausgestreckten Beinen in den Sitz klemme, beruhigend eine Hand auf den Oberschenkel. Ganz leise streichelt er mich mit dem Daumen. Es ist überhaupt nichts Anzügliches in dieser Geste, es ist nur, als wolle er mir sagen: Kein Grund zur Panik, Liebes.
    Irgendwann kommen wir nach Sankt Damian, und von dort aus geht es durch die Dörfer. Bauernhäuser, Blumenkästen, alte Männer, dicke Frauen, Fleischhauereien, Bäcker. Ich lächle, als ich an Hamburg denke, an das Schanzenviertel mit seinen Cafés, in denen man auf Flohmarktmöbeln Cortado trinkt und Kürbissuppe mit Kokosmilch und Ingwer löffelt. Hamburg ist echt weit weg, und das nicht nur räumlich. Trotzdem habe ich immer weniger Grund, es zu vermissen. Ob es Nick genauso geht?
    Dann, in der Nähe des Brixener Bahnhofs, fährt Nick plötzlich rechts ran auf einen kleinen Parkplatz. Er gehört zu einem kleinen Laden mit zwei Tischen im Schaufenster und einem Schild über der Tür, auf dem Bar steht.
    » Hier ist es«, sagt er und stellt den Motor ab.
    Oh. Aha.
    Da, wo ich herkomme, könnte der Laden Sorgenbrecher heißen oder Matrosentröster oder Uwes Bierkrug – zumal das die einzigen Läden sind, die in Hamburg um diese Uhrzeit geöffnet haben. Hier soll es also den besten Kaffee Norditaliens geben? Da bin ich aber gespannt.
    Wir treten ein, ein paar Männer stehen am Tresen, Jungs in Blaumännern und staubigen Hosen. Die Kaffeemaschine keift, Löffel klappern in Kaffeetassen, Stimmengewirr.
    » Morgen!«, grüßt Nick in die Runde, die Männer drehen sich um, brummeln irgendetwas oder nicken und gehen dann aber dazu über, mich zu begutachten, vom Kopf bis zu den Plateausohlen unter meinen Füßen.
    Ich lächle freundlich nach links und rechts und gebe mir alle Mühe, die nächsten Schritte so cool wie möglich zu machen, was von einigen der Anwesenden mit unverhohlener Neugier verfolgt wird.
    Herrje. Es gibt Situationen im Leben, da wünscht man sich, klein und dick zu sein und statt Elmex-Gelee-gepflegter Zähne eine Tropfsteinhöhle im Mund zu haben.
    Als Nick von Frühstück sprach, habe ich ja ehrlich gesagt an frisch gepressten Orangensaft und Baguette gedacht, vielleicht auch an ein pochiertes Ei mit Sauce Hollandaise, oder an Toast mit Räucherlachs. An ein weißes Tischtuch und die Brösel, die darauf landen, wenn ich ihm mein Buttercroissant zum Probieren über den Tisch reiche. Hätte ich geahnt, dass wir unser

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