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Liebe und Marillenknödel

Liebe und Marillenknödel

Titel: Liebe und Marillenknödel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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ich die Nacht mit etwas anderem zugebracht als bloß mit Sorgen und Gedanken. Ich möchte nicht indiskret sein, aber es war absolut wunderbar und herrlich! Und diesmal kann ich mich sogar daran erinnern.
    Den Rest der Nacht war ich zu aufgeregt, um zu schlafen, während Nick neben mir leise vor sich hingeschnarcht hat. Jetzt sieht mein Spiegelbild ob des Schlafmangels aus wie ein Opfer-Foto aus der Bild -Zeitung. Ich wüsste gern, ob die Lösung dafür in noch mehr oder eher in weniger Concealer liegt.
    Oh, es klopft!
    » Ja?«, rufe ich und versuche, nicht so zu klingen, als hätte ich bloß darauf gewartet.
    » Bist du fertig?«
    Nicks Stimme. Es wird immer schlimmer. Inzwischen kriege ich schon Gänsehaut, wenn ich ihn nur sagen höre, dass die Vorspeise kalt wird.
    » Komme gleich!« Ich vernehme, wie er bereits die Treppe hinuntergeht.
    Rasch wuschle ich mir noch einmal durchs Haar, kneife mir in die Wangen und lege einen winzigkleinen Hauch Lipgloss auf. Zusammen mit den hohen Schuhen sähe ein aufwändigeres Make-up vielleicht zu aufgedonnert aus. Ich meine, es ist halb sieben Uhr morgens, wer um die Zeit perfekt geschminkt zum Einkaufen fährt, hat es entweder nötig – oder nötig. Und ich habe es ja wohl nur, äh, okay: nötig.
    Oh, da! Er hat schon den Motor gestartet. Jetzt aber schnell.
    Ich laufe los, die Treppe hinab, aus der Haustür. Nick hat den Panda inzwischen gewendet. Ich laufe über den Kies und habe schon die Finger am Türgriff, da glaube ich plötzlich von weither meinen Namen zu hören.
    Ich drehe mich um, aber da ist niemand.
    Ich öffne die Tür, strecke einen Fuß in den Wagen, da höre ich noch einmal: » Sophie!«
    Und dann sehe ich ihn: meinen Vater, der über die Wiese auf mich zustürmt.
    Na gut, stürmen ist vielleicht ein zu dynamischer Ausdruck. Er schwankt eher, wie ein betrunkener Elefant, oder wie ein Kreisel, kurz bevor er umkippt. Ein knallroter Kreisel, nebenbei bemerkt. Sein Kopf ist so erhitzt, wenn jetzt ein Regenschauer runterkäme, würde von seiner Halbglatze Dampf aufsteigen.
    Was, um alles in der Welt, macht er hier um diese Uhrzeit?
    » Papa!«, rufe ich und laufe ihm entgegen.
    Als er vor mir zum Stehen kommt, ist er so außer Atem, dass er kein Wort herausbringt. Nur der Schweiß strömt ihm übers Gesicht, als hätte man über seinem Kopf einen Schwamm ausgedrückt. Er schnauft und stöhnt, und einen Augenblick lang habe ich die Befürchtung, dass etwas Schreckliches passiert ist. Dass das, was ihn da so nach Luft japsen lässt, nicht Erschöpfung, sondern eine Panikattacke oder ein Nervenzusammenbruch ist.
    » Was ist denn los, Papa?«, frage ich und fasse ihn an die Schulter.
    » Ach, Sophie«, sagt er und atmet tief durch.
    » Was ist denn?«
    Er sieht mich an, als wolle er etwas sagen, doch dann wandert sein Blick in die Ferne. Er schüttelt den Kopf, und seine Augen richten sich wieder auf mich. Er guckt mich verwirrt an, dann sagt er:
    » Nichts.«
    » Nichts?«
    Offensichtlich ist das eingetreten, wovor ich mich seit seiner Pensionierung die ganze Zeit gefürchtet habe: Mein Vater wird wunderlich.
    » Nein.« Er schüttelt noch einmal den Kopf. » Ich wollte dich nur noch mal sehen.«
    Offensichtlich wollte er das aber nur, als er losgelaufen ist, denn jetzt sieht er nicht mich an, sondern verankert seinen Blick an irgendeinem Punkt hinter mir.
    » Das ist ja lieb, Papa. Aber ich dachte, wir würden uns heute Nachmittag ohnehin noch mal treffen.«
    » Äh, ja«, sagt er und sieht beschämt weg. » Natürlich.«
    Ich fürchte, er wird nicht nur wunderlich, sondern auch vergesslich.
    » Ich konnte nicht mehr schlafen«, nuschelt er nach einer Weile. » Da unten gibt es erst ab acht Uhr Frühstück, und ich wusste nichts mehr mit mir anzufangen.«
    » Du konntest wegen mir nicht mehr schlafen?«
    » Nein, gar nicht so sehr wegen dir.«
    » Sondern?«
    » Deine Mutter …« Er guckt auf einen Punkt kurz über meinem Bauchnabel. » Deine Mutter schnarcht neuerdings.«
    Ich sehe ihn an, und er mich, und wir müssen beide lachen. Dass ich ebenfalls schlecht geschlafen habe, verkneife ich mir zu sagen.
    » Ehrlich?«
    Mein Vater nickt mit gequältem Grinsen.
    » Armer Papa! Willst du vielleicht hier etwas frühstücken?«
    » Ach, ich weiß nicht«, sagt er.
    » Da unten gibt es doch sicher gar nichts Ordentliches«, schiebe ich hinterher.
    » Ach, doch«, sagt er. » Müsli und Molkedrinks und Vollkorn …«
    Aha. Daher weht der Wind.
    » Komm sofort mit

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