Liebe und Tod in Havanna
Statue? Immer noch mit dem Lehrer mit der Strähne zusammen?«
»Mehr oder weniger. Wir sehen uns, aber wir wohnen nicht zusammen. Eigentlich hat sich nichts verändert in Belleville, Jo könnte morgen zurückkommen, er würde alles an seinem Platz vorfinden, sogar den Rechner und seine unvollendeten Romane.«
»Jo schreibt keine Romane mehr, Anne, er hat sich sehr verändert. Er macht gerade eine schwere Zeit durch, momentan kommt er mir wirklich vor wie ein gebrochener Mann. Als ich ihn gestern gesehen habe, wirkte er sehr müde.«
»So habe ich ihn mir immer erträumt, er muss schön sein.«
»Er würde sich sehr freuen, wenn du ihn besuchen würdest … Entschuldige mich, ich bin gleich wieder da.«
Die Musiker hatten aufgehört zu spielen. Miguel Anga saß an der Bar. Pedro konnte nicht anders, er musste einfach zu ihm gehen.
»Ich bin Franzose, aber ich lebe in Kuba. Mensch, spielen Sie gut!«
Sie unterhielten sich eine Weile, und wie sich herausstellte, kam Anga sogar aus Pinar. Sie tauschten ihre Adressen aus.
»Ich fahre im August zu meiner Familie. Kommen Sie mich doch besuchen!«, sagte Anga. »Wir haben eine cazona d’esclavos am Strand von Baílen. Abends mache ich mit meinen Cousins ein bisschen Musik, also, wenn Sie Trommeln mögen …«
Als sie sich verabschiedeten, bemerkte Pedro, dass Anga riesige Hände hatte.
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Das Abendessen mit Jos Mutter, die extra aus dem Luberon gekommen war, verlief eher unerfreulich.
Pedro hatte ihr nichts zu sagen. Oder vielmehr spürte er, dass jedes Wort, das er ihr über Maria, über Kuba, über das Kind, das geboren werden würde, hätte sagen können, sie verletzt hätte. Also beschränkten sie sich darauf, Banalitäten auszutauschen.
Jos Mutter war alt geworden und Pedro war, als spiegele sie sein eigenes Alter. Er sagte sich, dass er alt war, dass er ein Dreckskerl war, sein Leben mit Maria verbringen zu wollen, die so jung war und die ihn verwelken und schließlich sterben sehen würde.
»Isst du keine Île Flottante?«
»Nein, ich ersetze den Zucker durch Rum.«
»Das bekommt dir, du hast abgenommen.«
Dann hatte sie hinzugefügt: »Hast du etwas dagegen, wenn ich bei dir schlafe? Ich habe kein Hotelzimmer reserviert.«
Sie waren zu Pedro gegangen. Sie hatte geduscht und sich dann im Morgenmantel neben Pedro gelegt.
»Hast du Lust, mit mir zu schlafen, Pedro? Ein letztes Mal?«
Schrecklich verlegen hatte er gestammelt: »Nein. Ich will nicht. Ich kann nicht. Lass es mich erklären. Nein, ich kann es dir nicht erklären. Tut mir leid.«
Er hatte ihr einen flüchtigen Kuss gegeben und sich dann zur Wand gedreht.
An dem leichten Schwanken des Bettes hatte er gemerkt, dass sie sich im Dunkeln neben ihm streichelte.
Dann, nach einem kurzen Stöhnen, hatte sie traurig gesagt: »Weißt du, Pedro, die Einsamkeit ist hart.«
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Innerhalb von drei Tagen hatte er beinahe alles geregelt. Er hatte seine Wohnung über einen Makler zur Miete oder auch zum Kauf angeboten, falls sich ein solventer Käufer finden sollte. Er hatte alles, was er auf der Bank hatte, auf sein Konto in Havanna transferiert und die Anweisung gegeben, auch seine Rente dorthin zu überweisen. Dann hatte er Stunden gebraucht, bis er den passenden Generator, die Aluminiumschaufelblätter für den Wasserfall, die Mini-Sonnensegel, Mignon-Batterien und all die anderen Dinge gefunden hatte, die es in Paris für angehende Robinsons so gab.
Schließlich hatte er einen Castorama -Baumarkt halb leer gekauft: Bohrmaschine, Bandschleifer, Stichsäge, Kreissäge, Zangen und Hammer, Nägel und Elektrokabel, Anschlussbuchsen und Dübel, Schrauben und Sicherungen.
Und zum Schluss zwei große Metallkoffer für seinen ganzen »Basar«, wie er seine unzähligen Werkzeuge nannte.
Es war verboten, Elektrogeräte mit mehr als tausend Watt nach Kuba mitzunehmen. Aber Jo hatte an alles gedacht. Die Koffer würden heimlich den Zoll passieren, als Crewgepäck.
Als er am Freitag am Flughafen Orly ankam, musste er an Anne denken, an ihren traurigen Blick. Also ging er an den Schalter und kaufte für sie ein offenes Hin- und Rückflugticket.
»Ich habe dir ein Ticket nach Havanna gekauft, du kannst es in jedem Reisebüro abholen. Komm uns besuchen, wir würden uns freuen!«
»Ich werde es versuchen«, erwiderte Anne am Telefon und ihre Stimme verriet ihre Gerührtheit. »Vergiss nicht, mir zu sagen, ob es ein Mädchen oder ein Junge ist, und denk
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