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Liebe und Tod in Havanna

Liebe und Tod in Havanna

Titel: Liebe und Tod in Havanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jérômel Savary
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kontrolliert, und frischer, der sich schnell erwärmte. Zwanzig weitere Säcke warteten in der hintersten Ecke eines Schuppens. Aber es war besser, nicht alles auf einmal mitzunehmen. »Wenn du dich mit zehn Säcken erwischen lässt, zahlst du vierhundert Pesos Strafe, aber wenn du mehr als zwanzig Sack dabeihast, wanderst du auf jeden Fall in den Knast! Also holen wir lieber alles nach und nach.« Bei ihrer Rückkehr erwartete die Männer ein Gemälde von Botticelli. Maria stand nackt unter dem Flammenbaum und wusch sich an einer Waschschüssel. Die alte Aurora, die heute so laut lachte, wie sie am Abend zuvor geweint hatte, goss mit einem alten Tiegel Wasser über den Körper ihrer Tochter.
    Maria hatte ihrer Mutter von ihrer Liebesnacht erzählt. Diesmal, dessen war sie sich sicher, war sie schwanger.
    »Verdammt noch mal, wie schön meine Tochter ist!«, rief José.
    »Du sagst es!«, stimmte Pedro zu und umarmte seine Geliebte. »Zieh dich schnell an, Maria, du wirst uns zeigen, wo unser Haus stehen soll.«
     
    ––– ¤ –––
     
    Sie entschied, dass das Haus ein Stück oberhalb des Wasserfalls stehen sollte, damit es keine Überschwemmung gab.
    »Ich will, dass es näher am Wasserfall steht als die Schule. Ich möchte von meinem Bett aus das Rauschen hören können.«
    »Umso besser, dann habe ich es nicht so weit, wenn ich alt bin«, scherzte Pedro.
    José schlug die Holzpflöcke in die Erde. Aurora lachte.
    »Und dort, neben der Hütte mit dem Bad, bauen wir das Generatorenhäuschen für den Strom, ich werde alles aus Paris mitbringen.« Er fasste Marias Mutter liebevoll in den Nacken und fügte hinzu: »In einem Monat, Aurora, kannst du sogar die Serie im Fernsehen sehen.«
    »Willst du schon fort?«, fragte Maria beunruhigt.
    »Höchstens für eine Woche, Liebling, ich muss ein paar Sachen regeln. Aber nächstes Mal kommst du mit, versprochen.«
    »Dafür brauchte ich ein Visum.«
    »Ich werde dich heiraten, dann bekommst du automatisch eins.«
    Aurora begann zu schluchzen. Das war zu viel für sie.
    »Du hast es immer noch nicht richtig begriffen, Mamita! Ich liebe deine Tochter! Und nenn mich nie wieder Ausländer, oder ich verschwinde auf der Stelle!«
    »O nein, geh nicht weg!«, klagte die Alte. »Ich will nicht, dass der Kleine allein ist.«
    »Der Kleine? Welcher Kleine?«
    »Der, den du Maria gestern Abend gemacht hast.«
    »Und wer sagt dir, dass es ein Kleiner ist? Ich hätte lieber eine Tochter, eine hübsche Mulattin mit blonden Locken und grünen Augen. Ich will keinen dicken négron, der mit zwölf Schuhgröße vierundvierzig hat und mich mit dem Baseballschläger niederknüppelt, um sich Dope zu kaufen!«
    »Rassist!«, rief Maria lachend. »Und wenn es ein Junge wird, was dann?«
    »Puta madre! Maricón!«, fiel Paquito mit ein.
     
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    Man beschloss, dass José mit der Hilfe zweier Nachbarn schon einmal den Estrich verlegen würde, während Pedro nach Europa flog.
    Am Montagmorgen, nach zwei idyllischen Tagen auf dem Hügel, setzte Pedro Maria vor der Schule ab. Auf der Freitreppe warteten bereits die fünf Kinder auf ihre Lehrerin.
    »Komm schnell zurück, mein Poet!«, sagte Maria mit Tränen in den Augen. »Ich werde am Freitag hier auf dich warten!«
    Eingeschüchtert von der Gegenwart der Kinder, wagte Pedro nicht, Maria zu küssen.
    Da rief Giselita, das einzige Mädchen in der Klasse, ein mageres Püppchen von kaum fünf Jahren, als Erste: »Un beso! Un beso!«
    Dann fielen die vier Jungs im Chor mit ein, diesmal auf Französisch: »Ein Kuss! Ein Kuss!«
    Also küssten sich Pedro und Maria lange vor den begeisterten Blicken der Kinder.
     
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    »Du wirst immer dünner Papa! Du machst mir Sorgen!«
    Nachdem Jo den Koffer seines Vaters eingecheckt hatte, hatte er ihn am funkelnagelneuen Flughafen von Havanna in den V.I.P.-Salon der Fluggesellschaft gebracht. Und in ihren tiefen Ledersesseln schlürften beide einen Mojito und lächelten einander zu.
    »Vergiss nicht, Anne zu besuchen. Sag ihr, dass ich mich freuen würde, wenn sie ein paar Tage käme. Sag ihr, dass ich wieder allein bin. Das wird ihr die Entscheidung vielleicht leichter machen.«
    »Du bist allein?«, fragte Pedro ungläubig.
    »Nicht wirklich allein. Aber ich habe niemand Festes. Ich kann Nieve nicht vergessen. Und außerdem würde ihre Mutter es mir übel nehmen. Und die Kleine auch. Ich kümmere mich oft um sie. Sie ist beinahe wie meine eigene

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