Liebe und Vergeltung
darunter müssen dann beide leiden, sie genauso wie ihr Gatte.“ Behutsam schob er Sara von sich fort, öffnete den Seidengürtel ihres Deshabilles und streifte es ihr langsam von den Schultern.
Unwillkürlich versteifte sie sich, und das Gefühl der Ausgeglichenheit, des friedlichen Behagens, schwand. Irgendwie fühlte sie sich in dem dünnen, gerüschten Seidenhemd Mikahls Blicken allzu sehr preisgegeben.
„Viel zu häufig ist auch etwas anderes der Grund für diese Angst“, fuhr Mikahl fort und streichelte Saras Hals. „Manche Frauen schämen sich ihres Körpers, obgleich ihre Sorgen ganz grundlos sind. Man muß frei von solchen Beklemmungen sein, Sara, und das eigene Aussehen gutheißen. Wenn du nicht im Einklang mit dir bist, wird es dir schwerfallen, dich selbst zu akzeptieren. Ich möchte, daß du lernst, deinen Körper schön zu finden. Dann wirst du dich mit der Zeit auch an meinen gewöhnen.“
„Manche Menschen sind eben reizvoller als andere“, erwiderte Sara mit leichter Schärfe und wünschte sich im nächsten Moment, sie hätte es nicht geäußert.
Jäh hörte Mikahl auf, sie zu streicheln, nahm ihr Gesicht zwischen die Hände und schaute sie ernst an.
Am betroffenen Ausdruck seiner Augen sah sie, daß er ihren Gedankengang ahnte.
„Wenn du glaubst, daß du nicht reizvoll bist, dann irrst du dich“, entgegnete er warmherzig. „Schon im Garten von Haddonfield House, als ich dich bei der Party zum ersten Male sah, war ich von deiner Schönheit bezaubert.“
„Mir zuliebe mußt du nicht lügen“, flüsterte Sara bedrückt und wandte sich leicht ab. „Ich bin keine schöne Frau.“
„Du bist eine Närrin!“ widersprach er kopfschüttelnd, nahm sie bei der Hand und zog sie zu einem der beiden Pilasterspiegel, die an der dem Alkoven gegenüberliegenden Wand angebracht waren. Sich hinter sie stellend, hob er ihr die langen roten Locken hoch, breitete sie auf ihren Schultern aus und sagte weich: „Sieh dich an, Sara! Du hast herrliches Haar. Schau, wie es schimmert und glänzt, wenn das Licht sich darin fängt. Und was stört dich an deinem Gesicht? Sei froh, daß es so ausdrucksstark und nicht leer und glatt ist wie bei vielen Frauen, denen man auf den ersten Blick anmerkt, daß sie geistlos und oberflächlich sind. Du kannst stolz auf dich sein!“ fügte er überzeugt hinzu, während er ihr die Schleife am spitzenbesetzten Ausschnitt aufzog. Dann bückte er sich rasch, ergriff den Rock und zog ihn ihr, Saras erschrockenen Protest in den Falten des seidenen Gewandes erstickend, mit sanfter Gewalt über den Kopf.
Sie sträubte sich heftig, riß ihm das Nachthemd schließlich aus der Hand und hielt es sich errötend vor die Brust. „Was fällt dir ein?“ herrschte sie ihn erbost an. Es war schlimm genug, vollkommen entblößt vor einem Mann zu stehen, doch noch unerträglicher fand sie es, ihren verunstalteten Körper im Spiegel reflektiert zu sehen.
„Du mußt versuchen, dich so zu betrachten, wie ich es tue“, antwortete Mikahl, schlang ihr den Arm um die Taille und drückte sie an sich. „Nein, senke nicht die Lider! Habe den Mut, dich anzusehen. Stell dir vor, ich sei es, der dich anschaut. Dann wirst du zu der Einsicht gelangen, Sara, daß du wirklich schön bist.“
Die weiche Seide der Gibbeh schmeichelte ihrer Haut, doch sie nahm es nur flüchtig wahr. Verstört starrte sie sich im Spiegel an und fand, daß sie vor Mikahl, der so groß, kräftig und breitschultrig war, klein und unscheinbar wirkte und lächerlich in ihrem verzweifelten Bemühen, sich keine Blöße zu geben.
Unnachgiebig bog Mikahl ihr den Arm nach unten, bis ihre Brüste nicht mehr bedeckt waren. „Du hast einen herrlichen Körper“, sagte er bewundernd und streichelte ihr die Brust.
Ein warmes, erregendes Gefühl erfaßte sie, und unwillkürlich hielt sie den Atem an.
„Deine Formen sind rund und voll“, fuhr er in rauhem Ton fort und strich ihr über die Hüfte. „Und deine Taille ist so schlank, daß ich sie mit den Händen umspannen könnte. Natürlich werde ich jetzt darauf verzichten, denn wenn ich dich loslasse, wirst du dich bestimmt ins Bett und unter die Decken flüchten und weigern, bis morgen früh wieder hervorzukommen.“
Sara fühlte sich versucht zu lachen und preßte leicht die Lippen zusammen.
Er nutzte es aus, daß sie einen Moment abgelenkt war, schob ihr die das Hemd haltende Hand tiefer und sagte rauh: „Ist es nicht wundervoll, wie ein Frauenkörper geschaffen
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