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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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lernen die Kunst des Flirtens sehr schnell, Sir“, erwiderte sie schmunzelnd. „Ihr Gedächtnis scheint jedoch nur bestimmte Punkte zu registrieren. Sie haben vergessen, daß man als wohlerzogener Kavalier die Hand einer Dame nicht über Gebühr festhalten darf.“
    „Sie haben mich durchschaut, Madam“, stellte Mikahl erheitert fest und gab ihre Hand frei. „Ich ziehe es vor, mich nur der Dinge zu entsinnen, die mir von Bedeutung sind.“ „Wirklich?“ Ein wehmütiger Ton schwang in Lady Saras Stimme mit. „Wie schön, wenn man Schlechtes so leicht verdrängen kann.“
    „Es wäre angenehm“, stimmte Mikahl, ernst geworden, auf dem Weg zum hinteren Ausgang zu. „Leider ist das nicht immer möglich. Auch ich bin nicht fähig, böse Erfahrungen zu vergessen. Im Gegenteil! Sie haften mir sehr lebhaft im Gedächtnis.“
    Verstohlen warf Sara dem Prinzen einen Blick zu und fragte sich, was er durchgemacht haben mochte. Ungeachtet seiner unkomplizierten Art wurde sie nie das Gefühl los, daß er damit etwas überspielen wollte. Wahrscheinlich würde sie nie erfahren, warum er so geworden war. Im Gegensatz zu ihm, der ihr Wesen von Anfang an erkannt hatte, wußte sie immer noch nicht, was in ihm vorging.
    Beim Sattelplatz angekommen, warf er einen Blick auf Pansy, schüttelte leicht den Kopf und bemerkte verwundert: „Und für dieses Tier haben Sie die prachtvolle Stute ausgeschlagen, die ich Ihnen bei Tattersall kaufen wollte?“
    „Ach, so schlecht, wie Sie mein Pferd beurteilen, ist es wirklich nicht“, entgegnete Lady Sara und tätschelte dem Rotfuchs den Hals. „Pansy ist zwar kein auffallend rassiges Tier, war mir aber viele Jahre hindurch eine äußerst verläßliche Gefährtin.“
    „Sie kein auffallend rassiges Tier zu nennen, ist eine gewaltige Untertreibung“, erwiderte Prinz Balagrini, winkte dem Reitburschen ab, der Ihrer Ladyschaft behilflich sein wollte, und half ihr persönlich in den Sattel. „Pansy ist kein Pferd“, meinte er trocken. „Sie ist ein lebendes Kanapee, breit, weich und unförmig!“
    Sara hatte sich vor dem Moment geängstigt, da sie zum ersten Male wieder aufsitzen mußte, doch die Beschreibung, die Prinz Balagrini von Pansy gab, brachte sie zum Lachen und nahm ihr die innere Anspannung. „Sie haben recht, Sir“, sagte sie schmunzelnd, „auch wenn Ihre Worte für Pansy nicht schmeichelhaft waren. Auf ihr fühle ich mich tatsächlich so wohl wie auf einem Ruhebett, aber sie hat auch genügend Feuer, wenn es darauf ankommt. Deshalb ist sie für mich das geeignete Pferd, um mich nach all den Jahren wieder an das Reiten zu gewöhnen.“ Natürlich spürte sie die ungewohnte Belastung des rechten Beines, und es war ihr klar, daß sie bei der Rückkehr schreckliche Schmerzen haben würde. Doch das war ihr der Ausflug wert. Es stärkte ihr Selbstvertrauen, wieder wie früher in der Lage zu sein, ein Pferd zu reiten.
    Prüfend schaute Mikahl zu Lady Sara hoch, vergewisserte sich, daß sie die anfängliche Unsicherheit überwunden hatte, und schwang sich dann auf den Schimmel. Ihn dem vom Hof führenden Tor zulenkend, erkundigte er sich ruhig: „Sind Sie bereit, Madam, sich in das Getümmel zu stürzen?“
    Sie trieb die Stute an und antwortete lachend: „Wer nichts wagt, der nichts gewinnt, Hoheit!“ Bald merkte sie, daß sie ihr
    Wissen nicht verlernt hatte, entspannte sich mehr und mehr und ritt ausgeglichen neben dem Prinzen her. Es war sicher sehr vernünftig gewesen, sich anfänglich der gutmütigen Stute zu bedienen, dennoch konnte Sara nicht umhin, den stattlichen Hengst des Prinzen zu bewundern. „Haben Sie dem Schimmel schon einen Namen gegeben?“ erkundigte sie sich neugierig.
    „Ja. Er heißt Schiwa“, antwortete Mikahl und hielt ihn etwas zurück, um ein die Straße kreuzendes Fuhrwerk vorbeizulassen.
    „Schiwa?“ wiederholte Sara verständnislos. „Was bedeutet das?“
    „Schiwa ist eine der Hauptgottheiten des Hinduismus“, erklärte Mikahl. „Man sieht in ihm den Gott der Zeugungskraft und der Zerstörung der Welt.“
    „Du meine Güte!“ sagte Sara verdutzt. „Ist das nicht ein wenig viel Symbolik für ein Pferd? Oder sind Sie Hindu? Ich dachte, Sie seien Mohammedaner.“
    „Weder das eine noch das andere. Kafiristan wurde nicht von den moslemischen Eroberungszügen erfaßt. Die Kafiren gelten als Ungläubige, die heidnischen Sitten und Gebräuchen frönen.“
    „Welchen?“ Sara warf dem Prinzen einen argwöhnischen Blick zu. „Oder sollte

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