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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Herzschlag lang trafen sich ihre Blicke, ehe sie die Augen niederschlug. In diesem kurzen Moment hatte er jedoch erkannt, daß sie ahnte, warum es zu diesem unerfreulichen Auftritt gekommen war.
    Sie atmete tief durch, sah den Vater an und sagte, sichtlich um Haltung bemüht: „Du kannst nicht behaupten, daß mein Leben zerstört wäre. Natürlich werden die Klatschmäuler sich über mich den Mund zerreißen. Nach dem ersten hämischen Aufschrei werden die Wogen sich jedoch wieder glätten, und in einem Monat ist der Skandal vergessen. Im übrigen sollst du wissen, daß ich mir nie sicher war, ob ich verheiratet sein möchte.“
    „Dein Ruf ist ruiniert!“ entgegnete der Herzog scharf. „Und damit auch deine Zukunft. Du wirst nie wieder bei Hofe empfangen werden. Jeder, der auf sich hält, wird dich gesellschaftlich schneiden. Das einzige, was dich vor Verunglimpfungen bewahren könnte, wäre die Ehe mit einem honorigen Mann. Leider hat Weldon recht. Wer würde dich unter diesen Umständen jetzt noch haben wollen!“
    Sara spürte, daß sie die Farbe verlor. Auch der Vater verdammte sie. Schweigend blickte sie auf die im Schoß verkrampften Hände. Sie hatte sich entschuldigt, doch der Stolz verbot es ihr, zu weinen und kläglich für etwas um Vergebung zu flehen, das nicht mehr rückgängig zu machen war.
    Wäre nicht der Schmerz in ihren Augen gewesen, hätte Mikahl gedacht, daß sie die Blamage mit erstaunlicher Gelassenheit hinnahm. So jedoch wußte er, daß sie innerlich aufgewühlt war, und es ging ihm nahe, sie still leiden zu sehen. Gewiß, er hatte keine Skrupel empfunden, sie zu kompromittieren, sich jedoch auch keine Gedanken darüber gemacht, wie sehr es sie treffen mußte, auf diese peinliche Weise vor dem Vater und dem Cousin erniedrigt zu werden. Selbst das Bewußtsein, sie von Weldon befreit zu haben, trug nicht dazu bei, ihm das Gefühl der Beklemmung zu nehmen. Er hätte nicht sagen können, was er mehr bewunderte — die Kontenance, mit der sie die Demütigungen ertrug, oder den sinnlichen Reiz, den sie selbst in ihrem Kummer noch ausstrahlte.
    „Ich bin bereit, um Lady Saras Hand anzuhalten“, hörte er sich zu seiner Überraschung äußern.
    Verblüfftes Schweigen folgte seiner Ankündigung, und ungläubig starrte jeder ihn an.
    Im allgemeinen ließ er sich nicht zu überstürzten Entscheidungen hinreißen, doch das impulsive Angebot bedauerte er nicht. Er hatte zwar nie daran gedacht, sich zu verheiraten; unter bestimmten Umständen war es indes notwenig, flexibel zu sein und Pläne zu ändern. Und in diesem Fall konnte er durch eine Ehe den Schaden gutmachen, den er Lady Sara zugefügt hatte. Zudem würde es für ihn kein Opfer sein, sich mit ihr zu vermählen. Er lächelte leicht und sagte etwas spöttisch: „Natürlich weiß ich, Sir, daß Sie an einen hochgeborenen Engländer dachten, als Sie von einem Gatten für Ihre Tochter sprachen. Das bin ich zwar nicht, aber unermeßlich reich. Und dieser Umstand gleicht vielleicht einige meiner Fehler aus.“
    Miles St. James, Duke of Haddonfield, schaute Prinz Balagrini feindselig an und runzelte die Stirn. „Sie sind so gut wie jeder andere!“ erwiderte er mürrisch. „Ich bestehe nur darauf, daß die Hochzeit umgehend stattfindet, damit der Klatsch sofort aufhört.“
    „Nun hast du erreicht, was du die ganze Zeit wolltest, nicht wahr, Mikahl?“ fragte Alastair kalt.
    „Nein, der Gedanke, mich mit Lady Sara zu vermählen, ist mir eben erst gekommen“, antwortete Mikahl wahrheitsgemäß. „Doch nun finde ich ihn äußerst reizvoll. Sind Sie anderer Meinung, Madam?“
    „Ich weiß nicht, was ich zu Ihrer Güte sagen soll, Sir!“ antwortete sie spöttisch.
    „Nimm den Heiratsantrag an, ehe dein Kavalier es sich anders überlegt“, empfahl Miles St. James ihr barsch. „Einen besseren als ihn würdest du kaum finden.“
    „Sara, nimm lieber den Skandal auf dich und laß dich nicht auf eine unter solchen Umständen zustande gekommene Ehe ein!“ warnte ihr Cousin.
    „Ich schlage vor, im Moment noch keine Entscheidung zu fällen“, sagte Mikahl beschwichtigend. „Lady Sara und ich werden uns aussprechen, sobald sie Abstand zu den Dingen gewonnen hat.“
    „Das war der vernünftigste Satz, den ich bis jetzt gehört habe“, bemerkte sie ironisch.
    „Gestatten Sie, Madam, daß ich Ihnen morgen nachmittag um zwei Uhr die Aufwartung mache?“
    „Wie Sie wünschen.“ Lady Sara erhob sich, streifte den protzigen Solitär vom Finger

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