Liebe und Vergeltung
ihr den Weg und hielt sie am Arm fest.
„Lassen Sie mich vorbei!“ herrschte sie ihn ungehalten an. „Ja, ich hasse Weldon“, bekannte Mikahl, ohne Lady Saras Aufforderung zu beachten. „Doch das heißt keinesfalls, daß ich Sie anlüge! Er ist in einem Maße zügellos und lasterhaft, das jedes Vorstellungsvermögen übersteigt. Hinter der Maske des achtbaren Geschäftsmannes, der einen untadeligen Lebenswandel führt, verbirgt sich ein widerwärtiges menschliches Scheusal!“
Der Prinz hatte mit solcher Überzeugungskraft gesprochen, daß Sara sekundenlang in ihrer Überzeugung schwankend wurde. „Warum sollte ich Ihnen Glauben schenken?“ fragte sie unsicher. „Ihr Wort steht gegen Charles’ und die Meinung, die mein Vater von meinem Verlobten hat. Immerhin sind sie seit Jahren befreundet.“
„Ja, warum sollten Sie mir vertrauen!“ sagte Mikahl spöttisch. „Ich bin ja nur ein Ausländer, und Sir Charles Weldon ist ein hochangesehener englischer Gentleman!“ Mikahl ließ Lady Sara los, strich ihr sacht über die Arme und schlang ihr dann die Hände um die Taille. „Sara, du müßtest wissen, warum du mir trauen kannst“, fuhr er in sprödem Ton fort, neigte sich zu ihr und zog sie näher, als sie den Kopf zurückbog. „Man kann mir viel vorwerfen, und in gewisser Hinsicht bin ich sicher kein Unschuldsengel, aber ich versichere dir, daß ich dich über Weldon nicht belogen habe.“ Mikahl beugte sich vor und drückte Sara einen Kuß auf die Schulter.
Wider Willen erschauerte sie unter der Berührung und versuchte, sich dem Prinzen zu entziehen.
„Weldon hat Freude daran, Menschenleben zu zerstören“, sagte Mikahl rauh und küßte Lady Sara auf den Hals. „Ich lasse nicht zu, daß auch du eines seiner unschuldigen Opfer wirst!“
Sie wand sich in Prinz Balagrinis Armen, doch ihr Widerstand war schwach. Erschrocken merkte sie, daß die Liebko-sungen sie erregten und sie nicht fähig war, sich gegen sie zu sträuben. Von Anfang an, seit sie dem Prinzen zum ersten Male in die Augen geschaut hatte, fühlte sie sich von ihm in Bann geschlagen, doch nie war seine sinnliche Ausstrahlung so stark gewesen wie jetzt. Sie fühlte sich ihm hilflos ausgeliefert und murmelte betroffen: „Bitte, Sir, lassen Sie mich gehen!“
„Willst du wirklich, daß ich aufhöre?“ fragte er, preßte sie an sich und streichelte ihr weich den Rücken und die Hüften. „Sag mir, daß du mich nicht willst, und ich höre sofort auf.“
„Ich ... das kann ich nicht sagen“, flüsterte sie tonlos und legte ihm, halb unbewußt, die Hände auf die Arme. „Sie ... Sie verwirren mich!“ Sie atmete tief durch und zwang sich, klar zu denken. „Aber Sie werden mich nicht so beeinflussen können, weder mit Küssen noch durch schöne Worte, daß ich das Charles gegebene Versprechen vergesse!“
„Dessen bin ich mir bewußt“, erwiderte Mikahl und ließ die Fingerspitzen über ihren Hals gleiten. „Ich bewundere sogar dein unerschütterliches Ehrgefühl. Mir ist klar, daß ich dich nicht verführen kann. Deshalb möchte ich dich jetzt ja nur eine Weile in den Armen halten, dich küssen und deine Wärme spüren.“
Sara wußte nicht mehr, was sie denken solle. Einesteils fühlte sie sich zu dem Prinzen hingezogen, andererseits verboten es ihr Sitte und Anstand, auf seine Wünsche einzugehen. Ratlos schwankte sie zwischen Verlangen und Pflichtbewußtsein und spielte unversehens mit dem Gedanken, die Situation doch ein wenig auszukosten. Jäh verdrängte sie die mahnende innere Stimme, daß sie Charles treu zu sein hatte, und beschwichtigte sich mit dem Argument, sie liefe ja nicht Gefahr, vollends die Kontrolle über sich zu verlieren, da das Haus voller Leute war. „Ich weiß, es ist falsch, was ich tue“, sagte sie leise. „Aber da es zum letzten Male sein wird..." Sie schloß die Augen und bot Prinz Balagrini die Lippen zum Kuß.
Er küßte sie, stürmisch und besitzergreifend, und war überrascht, wie hingebungsvoll sie seine Leidenschaft erwiderte. Von Verlangen überkommen, verbannte er jeden Gedanken an den eigentlichen Grund des Zusammenseins und gab sich ganz dem Rausch der aufwallenden Gefühle hin. Trunken von der Süße ihres Mundes, hob er Sara schließlich auf die Arme, trug sie zum Sofa und bettete sie auf die weichen Polster. Nicht fähig, an etwas anderes zu denken, legte er sich halb auf sie, streifte ihr das Kleid von der Brust und küßte begehrlich die straffe rosige Spitze.
Aufstöhnend griff
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