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Liebe und Verrat - 2

Liebe und Verrat - 2

Titel: Liebe und Verrat - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Zink
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besser in Augenschein nehmen zu können.
    Ich weiß nicht, warum ich einen dunklen Typen erwartet habe. Jedenfalls bin ich überrascht, als ich seine hellen Haare sehe. Sie sind nicht golden, wie Sonias, sondern so bleich, dass sie beinahe weiß wirken. Im Kontrast dazu ist seine Haut beinahe unnatürlich gebräunt, als ob er sich zu lange in der Sonne aufgehalten hätte. Vermutlich gibt es da, wo er herkommt, keinen Nebel, denn an einem Ort wie diesem hätte er unmöglich so viel Farbe bekommen können.
    Er neigt vor mir leicht den Kopf. »Mylady. Wenn ich nicht im Sattel sitzen würde, würde ich auf die Knie fallen.«
    Ich lache. Seine unkomplizierte und wenig formelle Art gefällt mir. Er scheint Humor zu haben. »Schon gut. Ich bin noch nicht die Herrin von Altus.«
    Er hebt die Augenbrauen. »Nicht? Ich sehe schon, wir werden uns auf der Reise, die vor uns liegt, viel zu erzählen haben.« Er zieht die beiden Pferde, die er am Zügel führt, nach vorne, und ich hätte vor Freude beinahe laut aufgeschrien, als ich Sargent erkenne und das Ross, auf dessen Rücken Dimitri mich durch die Wälder nach Altus begleitet hat.
    Ich renne zu Sargent und tätschele ihm den seidenweichen Hals. Er vergräbt seine Nase in meinem Haar und schnaubt zufrieden.
    »Wie hast du es geschafft, diese beiden hierher zu bekommen? Ich dachte, ich würde Sargent erst nach meiner Rückkehr nach London wiedersehen!«
    Gareth beugt sich vor. »Ein Gentleman verrät niemals seine Geheimnisse, Mylady.« Dann richtet er sich wieder im Sattel auf und grinst. »Aber Scherz beiseite: Ich habe keine Ahnung, wie die Pferde hierherkommen. Ich wusste bis eben nicht einmal, dass sie euch gehören. Sie standen einfach da, wo man mir sagte, dass sie stehen würden.«
    Dimitri tritt zu seinem Pferd. »Wir sollten umgehend aufbrechen. In diesem Nebel fühle ich mich wie eingesperrt. Ich möchte gerne wieder frei atmen können.«
    »Ganz recht«, nickt Gareth. »Dann kommt. Steigt auf und schon kann es losgehen. Wir müssen bei Einbruch der Dunkelheit das erste Lager erreichen.«
    »Und wo wird das sein?« Ich stelle meinen Fuß in den Steigbügel und ziehe mich in Sargents Sattel.
    Gareth dreht sich um und ruft mir zu: »An einem Fluss!«
    »An einem Fluss?«, wiederhole ich fragend. »Geht es nicht etwas genauer?«
    Aber Gareth hat seinem Pferd bereits die Sporen gegeben und hört mich nicht. Wir folgen ihm eine steile Sanddüne hinauf. Meine Zweifel, ob Sargent mit einem derart ungewohnten Gelände zurechtkommt, sind unbegründet. Er benimmt sich, als wäre er an einem Strand geboren, und ehe ich mich versehe, reiten wir über eine Wiese, über Felder mit hohem Gras. Die Landschaft vor uns wirkt flach, nur hier und da erheben sich kleine Hügel, und ich bin froh, dass ich nirgends einen Wald erkennen kann.
    Der Nebel wird lichter, je weiter wir uns vom Meer entfernen, und dann wölbt sich plötzlich wunderbarerweise ein blauer Himmel über uns. Es ist schwer vorstellbar, dass er die ganze Zeit da war, während wir in diesem Nebel eingeschlossen waren, erst auf dem Wasser und dann an der Küste. Meine Laune hebt sich merklich, als ich der goldenen Sonnenstrahlen ansichtig werde, die das hohe Gras streicheln.
    Die Weite und das offene Land kommen mir fast luxuriös vor im Vergleich zu den beengenden Wäldern, durch die unser Weg auf der Reise nach Altus führte. Hier können wir nebeneinander reiten und uns unterhalten.
    »Wenn du noch nicht die Herrin bist, wer ist es dann, jetzt, wo Lady Abigail von uns gegangen ist?«, will Gareth wissen. Wieder einmal empfinde ich das vertrauliche »Du«, mit dem sich alle, die das Geheimnis von Altus im Herzen tragen, anreden, als äußerst angenehm.
    »Das ist eine ziemlich lange Geschichte«, erwidere ich. Ich zögere, weil ich nicht weiß, wie viel ich ihm verraten darf.
    »Zufällig habe ich jede Menge Zeit.« Er lächelt. »Und ich möchte betonen, dass Altus sich glücklich schätzen könnte, eine so schöne Herrin zu bekommen.«
    An dieser Stelle mischt sich Dimitri ein. »Ich bin mir nicht sicher, ob Miss Milthorpe über solch persönliche Angelegenheiten sprechen möchte.« Der Anflug von Eifersucht in seiner Stimme bringt mich fast zum Kichern. Miss Milthorpe?
    Ich schaue Dimitri an. »Darf ich darüber reden? Oder ist es verboten?«
    Überraschung wechselt sich mit Ablehnung auf Dimitris Zügen ab. »Es ist nicht direkt verboten. Es ist kein Geheimnis, dass dir die Regentschaft über Altus zusteht. Ich

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