Liebe und Verrat - 2
freundlich dieser auch sein mag.«
Einen Moment lang frage ich mich, ob ich seinen Stolz verletzt habe, aber der Moment geht vorbei, und sein Gesicht verzieht sich zu einem breiten Grinsen, das jedoch gleich darauf ein wenig blass wird.
»Also findest du Gareth gut aussehend?«
Mit gespielter Verzweiflung schüttele ich den Kopf und küsse ihn noch einmal, ehe ich aufstehe und meine Hosen abklopfe. »Du bist ein Dummkopf, Dimitri Markov.«
Der Wind weht seine Stimme zu mir, als ich zu den Pferden gehe. »Du hast meine Frage nicht beantwortet! Lia!«
Gareth sitzt schon im Sattel, und ich prüfe noch einmal den Sitz von Sargents Satteltaschen, ehe ich ebenfalls aufsteige. »Das war ein schöner Platz für eine Rast. Vielen Dank.«
»Gern geschehen«, sagt er und wirft Dimitri, der sich seinem Pferd zugewandt hat, einen Blick zu. »Ich kann mir vorstellen, dass du müde bist. Man sagt, dass du eine ziemlich anstrengende Reise hinter dir hast.«
Ich nicke. »Ich bin ganz froh, dass wir nicht durch irgendwelche Wälder reiten. Es war bedrückend, sich ständig in der Enge und den Schatten zwischen den Bäumen aufzuhalten.«
Gareth schaut immer noch zu Dimitri und wartet, bis er aufgesessen und bereit zum Aufbruch ist. Dann wendet er sein Pferd und sagt: »Du musst dir keine Sorgen machen. Dein Weg wird dich diesmal wohl kaum durch einen Wald führen.«
Und dann sind wir wieder unterwegs. Immer noch ist das Ziel meiner Reise ein gut gehütetes Geheimnis.
Den Rest des Tages herrscht zwischen uns dreien eine kameradschaftliche Stimmung. Meine Worte am Bach scheinen Dimitri beruhigt zu haben, und er benimmt sich Gareth gegenüber nun freundlicher, als wir über die Felder reiten, von denen manche mit Getreide bepflanzt sind, während auf anderen sich das hohe Gras in der Brise wiegt.
Die Sonne wandert unermüdlich über den Himmel und wirft bereits lange Schatten, als wir an einen weiteren Wasserlauf kommen. Dieser ist viel breiter, fast schon ein kleiner Fluss, und schlängelt sich durch die saftig grünen Hügel und die kleinen Baumgruppen an seinem Ufer. Gareth zügelt sein Pferd und springt aus dem Sattel.
»Genau nach Plan«, sagt er. »Hier werden wir die Nacht verbringen.«
In den Satteltaschen unserer Pferde finden wir alles Nötige und wir machen uns daran, unser Lager einzurichten. Gareth entzündet ein Feuer, und während er und Dimitri die Zelte aufschlagen, bereite ich eine einfache Mahlzeit zu. Es kommt mir gar nicht merkwürdig vor, gemeinsam mit Gareth am Lagerfeuer zu sitzen. Schon jetzt empfinde ich für ihn wie für einen alten Freund. Er und Dimitri unterhalten mich mit Geschichten von gemeinsamen Bekannten auf Altus. Die zunehmende Vertrautheit zwischen den beiden macht sie unbändig und ich muss mir oft die Seiten vor lauter Lachen halten. Das Feuer ist schon fast erloschen, als Gareth schließlich gähnend aufsteht.
»Wir sollten jetzt schlafen gehen, wenn wir morgen rechtzeitig aufbrechen wollen. Und ich sage: Je früher, desto besser.« Er nickt mir und Dimitri zu. Und ich bin mir ganz sicher, dass ich – selbst im schwächer werdenden Schein des Feuers – ein Zwinkern in seinen Augenwinkeln sehe. »Ich ziehe mich zurück, damit ihr euch in aller Ruhe eine Gute Nacht wünschen könnt.«
Er steuert auf eins der Zelte zu und Dimitri und ich bleiben allein in der kühlen Nacht zurück.
Dimitri kichert leise. Er streckt eine Hand aus und hilft mir auf, zieht mich dann an sich. »Erinnere mich daran, dass ich Gareth später dafür danke.«
Ich muss nicht fragen, wofür er sich bei Gareth bedanken will. Er kommt mir entgegen. Seine Lippen auf meinem Mund sind zart, aber bestimmt, und mein Mund öffnet sich unter seinem. In Dimitris Armen finde ich den Frieden, der mir zu jeder anderen Zeit fehlt – wenn ich wach und bei klarem Verstand bin. Ich lasse mich fallen, gebe mich der Kraft von Dimitris Körper hin, den ich an meinem spüre, und der Zärtlichkeit seines Kusses.
Es ist Dimitri, der sich von mir löst.
»Lia … Ich bringe dich jetzt zu deinem Zelt.« Er reibt seine Wange an meiner, und ich spüre seine Bartstoppeln, die sich gleichzeitig stachelig und weich anfühlen.
»Bleibst du bei mir?« Ich schäme mich nicht mehr für diese Frage.
»Nichts täte ich lieber, aber an diesem mir unbekannten Ort werde ich kein Auge zutun.« Er hebt den Kopf und späht in die Dunkelheit, die jenseits des Feuers undurchdringlich ist. »Ich denke, es wäre ratsam, wenn ich vor deinem Zelt
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