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Liebe und Verrat - 2

Liebe und Verrat - 2

Titel: Liebe und Verrat - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Zink
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wie im Augenblick –, als ihre Macht über sie aufzugeben, nur um später zu erfahren, dass sie sie noch gebraucht hätten.«
    Dimitri schweigt. Ich blicke ins Feuer und grüble über seine Worte nach. Ich kann die Fragen spüren; wie geisterhafte Erscheinungen gleiten sie durch mein Bewusstsein, aber die Begegnung mit den Höllenhunden und die Panik am Fluss, zusammen mit dem, was Dimitri gerade sagte, machen es mir schwer, irgendeinen klaren Gedanken zu fassen. Nur eins steht mir deutlich vor Augen – eine Sache, die sich aus dem Gewirr meiner verschlungenen Gedanken herauskämpft.
    »Sie sagten, Sie hätten Grenzen überschritten, um hierher zu gelangen. Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen. Was soll das bedeuten?«
    Er seufzt. Ich blicke zu ihm hin, aber sein Gesicht ist dem Feuer zugewandt. Vermutlich sucht nun er – wie ich eben – die Antworten in den Flammen. Er schaut hinunter auf seine Hände und fängt an zu reden.
    »Es steht den Grigori nicht zu, sich in die Prophezeiung einzumischen oder Partei zu ergreifen. Ich sollte Sie nur beobachten, aus der Ferne, und das gelang mir auch eine Weile, indem ich mit den Schwingen reiste. Aber …«
    »Ja?«, dränge ich ihn.
    Er schaut auf und wendet mir seine dunklen Augen zu. Sie glitzern im Schein der Flammen wie poliertes Ebenholz. »Ich konnte nicht anders. Ich musste mich einmischen. Von dem Moment, in dem ich Sie zum ersten Mal sah, habe ich … etwas gefühlt.«
    Ich hebe meine Augenbrauen und muss wider Willen über seine Wortwahl schmunzeln. » Etwas? «
    Zum ersten Mal, seit er am Ufer des Flusses auftauchte, stiehlt sich ein Lächeln in seine Mundwinkel. »Ich … ich fühle mich zu Ihnen hingezogen, Lia. Ich weiß nicht, warum, aber ich brachte es einfach nicht über mich, Ihnen angesichts der Hunde nicht zu helfen.«
    Ausgelassen schlägt mein Herz in meiner Brust Purzelbäume. »Das ist sehr freundlich von Ihnen. Aber welche Konsequenzen erwarten Sie, weil Sie den Gesetzen der Grigori zuwiderhandelten? Oder sind diese Gesetze nur für gewöhnliche Sterbliche und jene, die in den Anderswelten weilen?«
    Sein Gesicht wird wieder ernst. »Die Gesetze gelten für alle, einschließlich meiner Person. Eigentlich ganz besonders für mich.« Ich bekomme keine Gelegenheit, ihn zu dieser Bemerkung zu befragen, denn er fährt sogleich fort: »Ich habe tatsächlich Konsequenzen zu erwarten, aber wie sie auch aussehen mögen, sie sind für mich leichter zu ertragen als der Gedanke, Sie in diesen Wäldern ohne sicheres Geleit Ihrem Schicksal zu überlassen.«
    Er legt mir dieses Geständnis ohne jede Scham zu Füßen, als ob ein derartiges Gefühl nach einer so kurzen Bekanntschaft rein gar nichts Ungewöhnliches wäre. Aber das Merkwürdigste daran ist, dass ich seine Erklärung widerspruchslos akzeptiere. Denn noch während er sie ausspricht, kommt es mir ganz natürlich vor, dass wir zusammen auf dem Weg nach Altus sind. Als ob ich – ähnlich wie Edmund – Dimitri bereits sehnsüchtig erwartet hätte.
    Die nächsten zwei Stunden verbringen wir mit Essen, Aufräumen und mit der Sorge für die Pferde, obwohl es mir nicht erlaubt ist, auch nur einen Handgriff zu tun. Während des Essens weiht Dimitri die anderen in seine Identität und in den Grund seines Hierseins ein, wenn auch in stark verkürzter Form. Soweit es Sonia und Luisa betrifft, ist Dimitri lediglich ein Mitglied der Grigori und soll Edmund dabei unterstützen, uns nach Altus zu bringen. Seine Gefühle für mich erwähnt er mit keinem Wort, ebenso wenig wie die Strafe, die ihn möglicherweise für seine Hilfe erwartet.
    Nachdem ich Edmund und Dimitri eine Gute Nacht gewünscht habe und in mein Zelt gegangen bin, bemerke ich sofort die Anspannung, die in der Luft liegt. Ich habe mich an das unbehagliche Schweigen zwischen Luisa und Sonia – eigentlich zwischen uns allen dreien – gewöhnt, aber diesmal ist es so, dass ich fast die Last der Worte spüren kann, die entweder in meiner Abwesenheit gefallen sind oder noch schwerer wiegen, weil sie überhaupt nicht ausgesprochen wurden.
    Doch selbst dieses merkwürdige Unbehagen zwischen uns kann die Neugier über Dimitris plötzliches Auftauchen nicht vertreiben.
    Sonia gibt sich kaum Mühe, ihre Stimme zu senken. »Das ist der Gentleman aus dem Garten der Society!«
    »Ja.« Während des Auskleidens fällt es mir leicht, ihrem Blick auszuweichen.
    »Moment mal«, mischt sich Luisa ein. »Heißt das, dass ihr Dimitri bereits

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