Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Imran
Vom Netzwerk:
schmatzte, schaute er Maria an. „Wer ist dein Vater, mein Kind?“
    Während Fatima hinab fiel, um sich auf die Matte zu setzen, antwortete sie ihm: „Von Isa.“
    Mahmud verschluckte sich. „Isa der Schafhirte?“
    Fatimas Gesicht vermittelte keinen Ausdruck, sie beugte sich vor, nahm den Becher und nippte an ihm. „Ja, genau der.“
    Ihr Mann legte das Brot zur Seite. Sein Mund war geschlossen, während er mit seiner Zunge seine Zähne säuberte. Alis Herz pochte. Dies war der Moment der Entscheidung für ihn. Maria verstand nun, diese Familie hatte wohl irgendein Problem mit ihrem Vater. Das erklärte ihr nun auch das plötzlich seltsame Verhalten der Mutter. Ihr Vater hatte ihr nie von seinen Konflikten mit diesen Kurden erzählt.
    Mahmud schnalzte mit der Zunge und zuckte die Achseln. „Der gute alte Isa, wer weiß, was mit ihm geschehen ist. Jetzt haben wir etwas gut bei ihm.“
    Ali nahm einen Schluck vom Becher. „Der Tee ist köstlich, wie immer, Mutter.“
    Er lächelte in Marias Richtung. Sie verstand sein Zeichen. Sie nahm den Becher und trank aus ihm. „Solch einen köstlichen Tee habe ich noch nie getrunken.“
    Fatima hielt kurz inne. Sie fühlte sich schon geschmeichelt von den Worten des christlichen Mädchens. Doch eigentlich war sie immer noch enttäuscht. Sie dachte nach, mochte ihr Vater kein angenehmer Zeitgenosse sein, so hatte seine Tochter doch keine Schuld an seinem Verhalten und sie sei bestimmt nicht so beschaffen wie er. Schließlich schaute sie doch noch einmal das sympathische Mädchen in die Augen, lächelte sie an und bedankte sich bei ihr für das Kompliment. „Wir machen dir gleich den Raum frei. Du kannst hier schlafen. Morgen früh werden Mahmud und Ali deinen Vater suchen. Wenn sie ihn gefunden haben, kannst du nach Hause gehen.“
    Fatima schaute Mahmud streng an. Er zögerte immer noch, etwas zu sagen. So sehr hatte er sich gewünscht, Maria würde die Braut seines Sohnes werden, doch waren die Umstände zu kompliziert. „Das werden wir machen. Ruh dich gut aus, mein Kind.“
    „ Ihr seid zu gütig zu mir. Ich danke euch“, erwiderte ihnen Maria. Ali freute sich, er war unbeschadet aus der Angelegenheit herausgekommen. Noch hatte er nicht im Sinn, zu heiraten. Er wollte doch sein Leben noch genießen und sah sich noch lange nicht bereit, diesen schweren Schritt machen zu können.
    In dieser Nacht trauten sie sich nicht, draußen zu schlafen. So schliefen Eltern und Sohn im Nebenraum hinter dem Wohnzimmer.
    Sie sprachen zwar leise zueinander, doch Maria verstand akustisch jedes ihrer Worte. Mahmud fragte Ali, warum er gerade die Tochter des Isa ausgesucht habe. Ali antwortete ihm, er sei ihr zufällig über den Weg gelaufen und hätte Mitleid mit ihr gehabt. Fatima ermahnte ihren Mann, er solle keinen Aufstand wegen des Mädchens machen, es sei schließlich nichts geschehen. Mahmud aber erwiderte, Maria sei eine gute Braut für ihren Sohn, wenn sie nicht die Tochter dieses unbelehrbaren Mannes gewesen wäre. Seine Frau hatte während seines Geredes ihre Augen geschlossen und schnarchte nun. Ihr Mann schaute sie nicht mehr an. Sie lagen nebeneinander, sie lag neben der Wand. Ali lag auf der gegenüberliegenden Seite, neben der Wand. Sie schwiegen und schlossen ihre Augen.
    Noch vor den ersten Sonnenstrahlen wachte Ali auf und erhob sich von seinem Schlafplatz. Sein Unterhemd war nass, er hatte sehr stark geschwitzt. Jede Nacht träumte er erst von schönen Frauen, danach kam jedoch immer ein Alptraum, in dem er am Ende starb und er schweißgebadet aufwachte. Sein Gewissen plagte ihn. Menschen starben um ihn herum und er dachte immer noch nur an die Gesellschaft schöner Frauen. Er selbst konnte sich nicht vorstellen, sich eines Tages vollkommen zu ändern.
    Leise schlich er sich aus dem Zimmer. Seine Eltern schliefen fest, Fatima schnarchte immer noch, Mahmud war ruhig, sein Mund war geöffnet und Feuchtigkeit floss vom Rand seines Mundes auf die Matte herab, da er auf seiner linken Körperseite schlief.
    Maria konnte in dieser Nacht ihre Augen nicht schließen. Die grauenvollen Bilder des Chaos und der um ihr Leben schreienden Menschen erloschen nicht aus ihrem Gedächtnis. Warum war sie denn nicht mit den anderen Frauen mitgegangen, fragte sie sich. Sie schimpfte sich selbst einen Feigling und sogar eine Verräterin. Doch war es nun zu spät und sie konnte nur noch abwarten, wie sich die Lage für sie entwickeln würde.
    Obwohl sie wach war, hatte sie den aus dem

Weitere Kostenlose Bücher