Liebe und Völkermord
infrage. Er wollte wieder zu Kräften kommen, sich Waffen beschaffen, sich im Umgang mit Waffen üben und wieder in den Norden ziehen und so viele Moslems wie nur möglich töten, bis er selbst bei seinem Unternehmen umkommen würde. Hier in diesem arabischen Dorf in Syrien wollte er seinen Rachefeldzug gegen den Islam beginnen und sein erstes Opfer sollte gerade jener alte Fuad Muhammad sein, welcher sich seiner angenommen und ihn gepflegt hatte. Barsaumo misstraute Fuad immer noch. Er habe ihn bestimmt nur gepflegt, um ihn später rentabel als Sklave auf dem Markt zu verkaufen. Gerade solche Typen seien die schlimmsten Menschen.
Fuad trat aus dem Vorhang hervor. Er blieb vor Barsaumos Haupt stehen und schaute lächelnd auf ihn herab. Gebrechlich war sein Körper, vorsichtig ließ er ihn herab und setzte sich auf den kargen Boden neben Barsaumo. Seinen Rücken lehnte er an die Steinwand an, obwohl dies überhaupt nicht gut für diesen war, wie er selbst gut wusste. Er musste mit dem Aramäer reden. Selbst war er schon neugierig auf Barsaumos Geschichte. Seine Absichten waren aufrichtig.
Zuerst fragte er Barsaumo nach seinem Namen und woher er stamme. Der argwöhnische Aramäer schaute die ganze Zeit zu seiner rechten Seite, auf die Wand, als er zu dem alten Muslim sprach. Fuad ließ sich durch seine verächtliche Art nicht verärgern. Er hatte Verständnis für die Lage des Aramäers. „Die Situation ist komplizierter als du denkst. Es geht vor allem um Politik und um die persönliche Bereicherung des Einzelnen. Die Türken haben doch die Kurden gerade mit dem Reichtum der Aramäer zum Massenmord angestiftet. Stell dir vor, die Aramäer wären arm, dann hätten die Türken ganz bestimmt nicht solch einen Aufwand zu ihrer Vernichtung betrieben.“
Zwar begriff Barsaumo das Meiste, wovon der Araber sprach, nicht, doch verstand er nun zumindest Eines. Dieser Araber schien tatsächlich nicht wie die anderen Moslems zu sein.
Fuad ballte seine rechte Hand zu einer Faust und presste seine Lippen zusammen. Er schnaubte vor Wut. „Diese Narren sind wahnsinnig! Sie sind einfach nur wahnsinnig! Sie vernichten eine der ältesten Kulturen der Welt. Sie töten jene Sprache, welche unser Prophet selbst die heilige Sprache genannt hat. Möge Allah sie strafen und ihrem sündhaften Treiben Einhalt gebieten!“
Jetzt war Barsaumo doch überrascht. Er wandte sich nun um zum alten Mann. „Euer Prophet nannte unsere Sprache heilig?“
Der Aramäer dachte nun, der Moslem würde ihn anlügen, ihm nur schmeicheln, um sein Vertrauen zu gewinnen.
„ Ja, unser Prophet, selig sei sein Name, hat sogar gesagt, dass das Aramäische die Sprache Allahs sei, die Sprache mit der er mit seinen Engeln und den Toten im Paradies verkehre.“
Barsaumo wusste nicht, ob er dem Moslem glauben sollte. Ohnehin interessierte es ihn nicht, ob der Prophet der Moslems tatsächlich die Aramäer so sehr gemocht hatte. Die Geschichte war eben doch anders verlaufen. So wandte sich der Aramäer wieder verächtlich von Fuad ab. „Warum habt ihr dann uns unser Land weggenommen? Warum habt ihr uns unsere Frauen genommen und uns zum Islam gezwungen? Warum habt ihr uns dann das Sprechen unserer Sprache verboten und uns das Arabische aufgezwungen? Du lügst doch nur, alter Mann!“
„Das haben die Kalifen getan, erst viele Jahre nach dem Tod des Propheten. Und schon da war die islamische Welt nicht einheitlich. Auch da war es mehr der persönliche Vorteil, den sich die Muslime erhofft hatten. Das gebe ich unumwunden zu.“
„ Du lügst doch nur, alter Mann! Warum sollte ich dir vertrauen?“
„ Sehe ich etwa aus wie ein Narr? Du lagst dort auf der Straße, du wärst gestorben. Ich habe dich nicht dort liegen lassen. Und ich wusste, wer du warst.“
„ Ich wäre nicht gestorben. Ich war nur erschöpft.“
„ Doch, du wärst gestorben. Und wenn nicht, dann hättest du es sowieso nicht lange in diesem Dorf geschafft.“
Barsaumo starrte immer nur die Wand zu seiner Seite an. Fuad fuhr deswegen einfach fort mit seinem Wissen über die Aramäer und deren Bezug zum Islam. „Wusstest du, dass einer der großen Lehrer unseres Propheten ein aramäischer Mönch namens Sergius Bahira gewesen ist?“
Barsaumo seufzte nur und legte sich wieder auf die Matte hin. Er starrte die Decke an. Fuad stand auf und legte seine Hände hinter seinen Rücken. „Lass mich dir helfen, mein Freund! Egal, was du brauchst, sag es mir und ich werde es dir geben.“
Der Junge sah
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