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Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Imran
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Fatima, jene Sklavin, welch er ihm für die Nacht gegeben hatte, verliebt. Die Nacht lag schon einige Wochen zurück und nun erfuhr er, Heinz hatte sich die ganze Zeit über Sorgen um sie gemacht. So überrascht war er, er konnte einige Augenblicke gar nicht sprechen und schaute den Jungen nur an. Er hatte den Generalmajor als verkrampften Mann eingestuft, ein Mann mit strengster Befolgung seiner Prinzipien. War also die Nacht mit Fatima der Ausgang seines Charakterwandels gewesen und hatte er deswegen ohne Einspruch den weißen Stoff von ihm eingenommen, fragte sich Ali.
    Johanns Augen wurden immer größer, er befürchtete eine Absage des Paschas. Dann aber lächelte Ali ihn an. „Ich bitte dich, mein guter Junge, er war ein guter Freund von mir. Ich schenke sie ihm.“
    Johann jubelte innerlich. Er verneigte sich wieder vor dem Pascha. Nun wähnte er die Stunde seiner Freiheit gekommen. „Ich bitte Euch, seinen Willen gleich sofort erfüllen zu dürfen, Eure Exzellenz.“
    Der Pascha verstand die Absicht des jungen Soldaten. Johann war ein Feigling und wollte sich schnellstmöglich von diesem Ort entfernen. Doch Ali hatte kein Recht, ihn zurückzuhalten. Und Johanns Bitte kam ihm gelegen. Der Deutsche musste konsequenterweise das Lager verlassen, um den Frieden und die noch gute Moral des gesamten Heeres  zu wahren. So gewährte ihm der Pascha, worum Johann ihn gebeten hatte. Johann verneigte sich erneut. Ali sprach noch einmal sein Beileid wegen des Todes des Generalmajors aus und wünschte dem jungen Deutschen eine gute Reise. „Ich gebe Euch einen Brief mit meinem Siegel darauf, den müsst Ihr einer meiner Ehefrauen geben. Holt ihn später von meinem Adjutanten Orhan ab!“
    Johann bedankte sich beim Pascha. Ali trat ab.
    Währenddessen hielt sich der Agha mit seinem Bruder Karim in seinem Zelt auf. Muhammad schüttelte den Kopf. „Ich habe nichts mit seinem Tod zu tun. Sie werden mir nichts nachweisen können!“
    „ Nur wenige wissen von dem Streit zwischen euch. Ich fürchte, der Adjutant des Deutschen könnte Stress machen.“
    „ Der Junge ist doch harmlos, Karim.“
    „ Das ist nur der Schein, glaub mir!“
    Muhammad wandte seinem Bruder den Rücken zu. Karim hinkte einen Schritt nach vorne. „Ich habe noch etwas erfahren. Agha Tschalabi soll vom Kaymakam von Dijabakir in das Gefängnis der Stadt geworfen worden sein.“
    Muhammad drehte sich zu ihm um und schaute ihn entsetzt an. „Was?“
    „ Er wurde wegen Verrats festgenommen. Weswegen weiß niemand genau.“
    „ Wahrscheinlich fürchten die Türken, er könnte in diesen Feldzug eingreifen und den Christen helfen.“
    „ Ja, das glaube ich auch, Bruder.“
    „ Sie werden ihm nichts antun. Das Volk würde sich gegen die Osmanen erheben, wenn sie das tun. Das trauen sie sich dann doch nicht.“
    Karim stimmte seinem Bruder nickend zu.
    Der Jüsbaschi bat am Eingang, eintreten zu dürfen.
    Mustafa hastete hinein und schritt auf Muhammad zu. „Ich bitte Euch,

 
    Agha, wir stehen kurz vor der Entscheidung! Wir dürfen jetzt die Soldaten nicht mit irgendwelchen Zwistigkeiten zwischen uns belasten! Darum bitte ich Euch in meinem und dem Namen des Paschas, geht zum Adjutanten des Generalmajors und sprecht ihm Euer Beileid aus!“
    „ Ich bedaure seinen Tod. Ich habe nichts damit zu tun! Sein Tod bestürzt mich, ich wollte nicht, dass es soweit kommt. Ich werde gleich sein Zelt aufsuchen und tun, wie Ihr mir befohlen habt.“
    Sie verneigten sich gleichzeitig voreinander. Karim schaute nachdenklich. „Plant Ihr, die Festung anzugreifen, mein Herr?“
    „In einer Stunde werden wir sie stürmen.“
    Sie hielten kurz inne. Dann stellte sich der Agha stramm und sprach selbstbewusst zum Jüsbaschi: „Meine Soldaten werden für den Angriff bereit sein. Sie werden an der Seite Eurer Männer den Sturm auf die Festung anführen.“
    Der Jüsbaschi bedankte sich bei ihm, der Agha erwiderte ihm, er, der Jüsbaschi würde ihn mit seinem Dank beschämen, er selbst müsse ihm danken. Darauf schmunzelte der Jüsbaschi. Er lächelte. Muhammad nickte ihm zu.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

 
    Daniela
     
     
    Isa aus Kafro hielt eine Kerze in seiner linken Hand. Die Flamme loderte noch. Hier unten war es stockdunkel. Hätten sie das Licht der Flamme nicht gehabt, hätten sie nicht gesehen, was sich vor ihnen befand.
    Sie tappten sich durch die Dunkelheit. Es war bemerkenswert still.
    Matthias ging ihnen voraus. Er hatte bisweilen Angst.

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