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Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Imran
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besonders den mit dem Säbel. Täglich betete er, nie in eine Schlacht hineingezogen zu werden und nie seine stets mit sich tragenden Waffen im Kampf einsetzen zu müssen, obgleich er nicht fromm war.
    Er maß einen Kopf länger als sein Vorgesetzter, jedoch war sein Leib dürr und unmuskulös.
    Im Gegensatz zum Generalmajor hatte er eine Abneigung gegen jede Form von Musik und Gesang. Er liebte stattdessen die Lyrik. Viele Gedichte hatte er für seine Herzensdamen verfasst, sie erwirkten jedoch nie das von ihm so sehnsüchtig erhoffte Resultat.
    Dieser Vormittag war anders als die Vormittage zuvor. Das spürte Johann nur zu deutlich. Herr Sturm war fröhlich gestimmt, er lächelte und bisweilen lachte er sogar. In solch einer Form hatte Johann ihn bisher nicht erlebt.
    „Mach dich fertig, Johann, wir werden gleich unsere Rösser besteigen und hinausreiten.“
    „ Wohin wurden wir bestellt, Herr Generalmajor?“
    „ Nirgendwohin. Es ist diesmal kein Auftrag, den wir ausführen. Wir reiten einfach aus. Lass uns die Gegend erkunden und diesen Tag genießen und nicht an die Arbeit denken.“
    Johann kam des Generalmajors Vorhaben merkwürdig vor, doch wagte er es nicht, dem alten Herrn weitere Fragen zu stellen. Er eilte zurück sofort in sein Zimmer und machte sich frisch. Er legte seine Papiere auf den Schreibtisch.
    Sie ritten gen Osten. Nach etwa einer halben Stunde gelabgten sie in ein Waldgebiet hinein. Sturm dachte, sie hätten sich verirrt und ritten daher wieder in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren.
    Als sie die Fassade der Stadt Dijabakir aus der Ferne erblickten, atmete der alte Soldat auf. Er forderte Johann auf, sich zu ihm zu gesellen und sein Pferd im Schritt zu halten. „Diese Türken halten sich wirklich für die höchste Rasse. Sie sind so blind, dass sie nicht einmal merken, dass sie auf einem Gerüst stehen, das jeden Moment zusammenbrechen kann. Und es wird zusammenbrechen!“
    Johann hörte nur zu und nickte dabei.
    „ Der kranke Mann am Bosporus. Ja, er ist wirklich krank. Er wird bald sterben! Ich verrate dir etwas, mein Junge. Willst du wirklich wissen, warum wir hier sind? Nicht, weil wir die Freunde der Türken sind. Wir haben einen Eid geschworen, ihnen zu helfen. Gewiss. Das ist jedoch nicht der Grund. Die Engländer haben Indien, die Franzosen ganz Nordwestafrika, und was haben wir? Nichts. Mesopotamien, mein Junge, Mesopotamien gehört uns fast schon. Der kranke Mann wird schon bald sterben und dann gehört es uns. Verstehst du es jetzt, Junge? Dummerweise ist uns dieser Krieg dazwischengekommen.“
    Lieb nickte wieder, ängstlich, ein Wort von sich zu geben.
    „Warum sagst du nichts?“
    Der Junge guckte verdutzt wie ein gerade aus einem Traum erwachtes Mädchen. Er zuckte mit den Achseln. „Wir werden das schaffen, jawohl, mein Herr.“
    Der Generalmajor seufzte enttäuscht. Dieser Junge gab einfach nie etwas Kluges von sich. „Die verfluchten Engländer stellen sich uns wieder in den Weg. Ihnen wird schon bald das Lachen vergehen! Genauso wie diesem Ali Pascha! Was er sich erlaubt hat, mich so dermaßen zu beleidigen. Obgleich, er hat mir gleichzeitig einen großen Dienst erwiesen. Seine Zeit wird bald kommen.“
    „ Sie sind unsere Waffenbrüder, mein Herr.“
    „ Richtig, mein Junge. Sie halten sich wacker an unserer Seite. Dafür schulden wir ihnen Dank. Dennoch, das ist keine ewige Bindung. Und was die Armenier betrifft, ich fürchte, sie werden ihr Vorhaben schon bald durchziehen.“
    „ Welches Vorhaben, Herr Generalmajor?“
    „ Das ist nicht wichtig. Du musst das nicht wissen. Ich habe eine Frau im Hause des Ali Pascha kennengelernt. Sie ist mir äußerst zugetan. Solch ein Geschöpf habe ich hier in diesem Land noch nicht gesehen. Seit dem Tod

 
    meiner Frau und meiner Kinder habe ich mich nur auf die Arbeit konzentriert. Sie gibt mir das Gefühl wieder, dass es noch mehr als das gibt. Sie ist wie meine kleine Marie. Oh ja, das ist sie. Wie schön wäre es, wenn ich sie bekommen könnte.“
    „Kann ich Euch irgendwie zu Diensten sein, mein Herr?“
    „ Ja. Ich habe da schon einen Plan.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

 
    Agha Tschalabi
     
     
    Cäsar streifte jeden Tag, sieben Tage die Woche, umher, manchmal sogar auch nachts, und immer wieder kehrte er zurück nach Badibe. Bisweilen stattete er Matthias einen Besuch ab und blieb für eine

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