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Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Imran
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Weile lang bei ihm, bis jener seine Anwesenheit nicht mehr duldete. Wie sehr Cäsar doch diesen kleinen Mann mochte. Er war anders als die anderen Menschen, diese Badeboje im Allgemeinen und auch die Bewohner der anderen Dörfer des Tur d'Islo. So wurde der südlichste Teil des Tur Abdin genannt und zu diesem Teil gehörte auch das Dorf Badibe.
    Vor allem diese Männer mit den Schnauzbärten waren immer so schroff zu ihm. Sie verscheuchten ihn so oft, dabei tat er ihnen doch nur Gutes. Er bot sich ihnen an, sie zu schützen. Und sie zeigten ihm auf diese schändliche Weise ihren Dank.
    So waren eben die Menschen.
    Matthias war nicht wie diese Menschen. Er hatte keine Vorurteile gegenüber irgendjemanden. Und zudem, der kleine Mann hätte im Kampf gegen irgendeinen anderen Mann niemals gewinnen können. Cäsar folgte seinem sogenannten Beschützerinstinkt. Er wollte stets zur Stelle sein, wenn Matthias Probleme mit den Riesen bekam. Bisher war dies nicht der Fall gewesen. Aber man wusste ja nie, und deswegen hielt der schlagkräftige Cäsar Ausschau nach dem kleinen Herrn.
    Er selbst war noch jung, im Mai diesen Jahres war er gerade einmal zwölf Jahre alt geworden. Selbstverständlich feierte er nie seinen Geburtstag. Er kannte so etwas nicht. Hier in diesem Land feierten die Menschen ihren Geburtstag nicht. Einem zum Geburtstag gratulieren, das taten sie ebenfalls nicht. Jedoch, das war nicht der Grund, warum Cäsars Geburtstag von ihm und seiner Umgebung nicht beachtet wurde. Der Grund war etwas Anderes gewesen. Er war nämlich des Denkens nicht fähig und handelte nur nach seinem Instinkt.
    Sein Instinkt sagte ihm, ob er willkommen war oder nicht. Eines jedoch wusste er, dafür brauchte er keinen großen menschlichen Verstand. Wenn diese Menschen eines Tages seiner überdrüssig werden würden, würden sie ihn gnadenlos erschießen. Deswegen hielt er sich auf Trab und versuchte stets, sich den Menschen für nützlich zu erweisen. Mochten sie ihn nicht als Seinesgleichen anerkennen, damit war er einverstanden, aber warum konnten diese Menschen seine für sie erbrachte Leistung hochschätzen? Diese Menschen waren noch schlimmer als die schlimmsten Raubtiere. Bei einem Löwen hätte er Verständnis gezeigt. Löwen waren nur auf ihren eigenen Vorteil aus. Sie lebten in den Tag hinein, und wenn sie genug zu Fressen bekommen haben und die Arbeit erledigt worden ist, dann legten sie sich für den Rest des Tages zur Ruhe. Was kümmerte es sie, ob es den Anderen gut ging?
    Diese Menschen waren sogar noch schlimmer als Hyänen. Hyänen jagten nicht selbst, sie überließen anderen die Arbeit. Wenn sie jemanden mit fetter von ihm selbst erlegter Beute witterten, überlegten sie sich, wie sie ihn ablenken und sich seiner Beute bemächtigen konnten. Dann stürzten sie sich gleich sofort auf die Beute und ließen kein einziges Aas über. Und stets agierten sie in Gruppen von mindestens vier oder fünf Mitgliedern.
    Oh ja, diese Menschen waren sogar noch viel schlimmer als Tiger. Die Tiger waren die gerissensten Tiere. Ja, noch gerissener als Löwen. Warum? Weil sie sich niemals um ihre Beute bringen ließen. Sie besaßen einen eigenen Verstand, nahm man an.
    Obgleich, diese Menschen waren keine Kannibalen. Sie fraßen nicht ihre eigenen Artgenossen, auch wenn sie überhaupt keine andere Wahl hatten und kurz vorm Hungertod standen. Zumindest hatte er noch keine Menschen solcher Art kennengelernt. Diese Badeboje jedenfalls taten nicht so etwas. Tote unter ihnen hatte er gesehen, einige von ihnen gehörten nicht zu ihnen und andere hatten sie verstoßen. Dennoch hatten die Aramäer sie nie zum Fraß genommen.
    Cäsar selbst hatte schon einmal Menschenfleisch gegessen, auch wenn es nur wenig war. Er hatte es nicht getan, weil er hungrig war, sondern nur aus reiner Neugier. Und es schmeckte gut. Aber lieber aß er das Fleisch von Schlangen oder Wildschweinen als das dieser Menschen. Er hatte Mitleid mit diesen Wesen, oder so etwas Ähnliches. Woher auch immer diese Gefühle herkamen. Jedenfalls waren sie existent, denn er hatte diesen Instinkt in sich vernommen.
    Und es war interessanter diesen Kreaturen zu folgen und sie zu beobachten als andere Tiere. Diese Menschen versammelten sich in großen Haufen. Das kannte Cäsar nur von Kleintieren, wie zum Beispiel von Ameisen. Und sie kommunizierten miteinander. Sie hüpften bisweilen herum, sie nannten das Tanzen. Und sie machten ab und zu Geräusche mit eigens dafür durch ihre Hände

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