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Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Imran
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die Küche und holte kaltes Wasser. Sie kippte etwas davon über Marjams Gesicht. Sie kam wieder zu sich. Sie gab ihr einen Becher zum Trinken. Marjam war viel sensibler als Farida. Und sie war schon alt, während Farida noch vital war für ihr Alter.
    „ Das arme Kind. Sie war doch noch so jung. Furchtbar!“
    „ Er hat sie ermordet.“
    Marjam starrte ihre Schwester fassungslos an. „Was? Muhammad hat sie umgebracht?“
    „Ja, der Bastard hatte sie die ganze Zeit über schlecht behandelt. Sie hat es mir vor einigen Wochen erzählt.“
    Farida konnte sich nun nicht mehr zurückhalten. Sie weinte. Die Tränen schossen zu dutzenden aus ihren Augen heraus und tropften auf ihr langes schwarzes Kleid. Sie schlug mit der rechten Hand auf ihre Brust, um auf ihr gebrochenes Herz und ihren Kummer zu deuten. Ihre Schwester schaute sie an, weinte ebenfalls und hielt sich die rechte Hand vor dem Mund. Farida gab Wehklagen von sich.
    Nach einer Weile wurden beide Frauen still. Sie schauten vor sich hin, beide dachten über etwas nach, Marjam darüber, was sie in solch einem Moment tun würde, denn sie hatte keine Kinder, und Aische war für sie wie eine Tochter, und Farida dachte nur darüber nach, wie sie diesen Bastard von Mörder ihres Kindes beseitigen könnte.
    „ Sie wollte ihn töten.“
    Marjam schaute verwirrt zu ihr auf. Farida starrte vor sich hin, ihre Augen schauten verträumt. „Ja, sie wollte ihn töten. Sie hatte mir von ihrem Plan erzählt. Sie wollte das Arsen haben, ein gutes Gift, womit sie ihn problemlos hätte töten können. Es war ein Hilferuf. Jetzt erst habe ich es erkannt. Sie konnte sich selbst nur auf diese Weise erlösen. Und was habe ich getan? Ich hielt sie für verrückt. Sie war ja noch so jung. Ich dachte, sie sei leichtsinnig, wie alle Jugendlichen, und wüsste nicht, was sie da tue. So habe ich ihr nicht das Arsen gegeben. Es war nur normales Wasser. Ach, ach, was habe ich nur getan. Es ist alles meine Schuld. Meinetwegen ist sie jetzt tot.“
    „Das ist schrecklich. Ich dachte immer, die beiden hätten sich geliebt und wären glücklich zusammen. Doch, wer zeigt denn schon sein wahres Gesicht. Viele Männer sind Scheusale in Wirklichkeit. Von Muhammad hätte ich das wirklich nicht gedacht. Und nun ist er Agha. Und Aische ist urplötzlich tot. Das ist alles merkwürdig.“
    „ Ja, du hast recht, Schwester. Das ist alles merkwürdig. Wahrscheinlich hatten sie sich wieder gestritten und er hat sie geschlagen und dabei muss sie gestürzt sein oder er hat ihr ein Messer in die Brust gerammt. Dieser Bastard wollte ihren Tod vor uns verheimlichen. Er hat wohl Angst, dass wir ihn entlarven.“
    „ Ja, das klingt alles richtig, was du sagst. Wenn er ihren Tod vertuschen wollte, dann muss er Angst vor irgendetwas gehabt haben. Schwester, ich stehe an deiner Seite. Ich werde dir helfen. Ich habe viele gute Kontakte zu fähigen Söldnern.“
    „ Wir müssen vorsichtig sein. Das Volk mag ihn zwar nicht besonders und wenn sie von Aisches Tod erfahren, werden sie ihn erst recht hassen, aber dennoch, wenn die Spur zu uns führen und wenn das Volk es herausfinden sollte, könnten sie sich gegen uns richten.“
    „ Diese Männer sind Spezialisten, Schwester. Niemand kennt sie, sie haben quasi keine Identität. Sie führen eigentlich nur die Pläne des Sultans aus. Es ist sehr schwer an diese Auftragsmörder heranzukommen. Doch mein Mann kann es. Sie nennen sie Assassinen.“
    „ Ich danke dir, Schwester. Von ganzem Herzen. Ich kann dir nicht sagen, wie sehr mein Herz danach dürstet, diesen Bastard tot zu sehen.“
    „ Ich auch, Schwester. Da ist noch eine andere Sache. Du hast doch bestimmt auch von den Geschichten gehört, die sich die Leute in diesen Tagen erzählen. Es heißt, die Osmanen würden mit ihrer Armee hierher ziehen und würden die Christen auslöschen wollen. Sie werden dabei wohl die Unterstützung von Muhammad erhalten.“
    „ Mir ist es egal, was sie planen. Ich habe nie etwas gegen diese Christen gehabt. Ich mochte sie nie besonders, das gebe ich zu. Aber dass sie sie vertreiben oder ermorden, dagegen habe ich mich immer gestellt. Das wollte ich nie. Und wenn er die Türken dabei unterstützt, dann hat er erst recht den Tod verdient.“
    Im Gegensatz zu Farida hegte Marjam überhaupt keine Vorurteile gegen die Aramäer. Sie wusste um die ihnen von den Muslimen zugefügte Ungerechtigkeit.
    Sie umarmte Farida. So innig hatten sie sich noch nie umarmt.     
     
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