Liebe, unendlich wie das Meer
beunruhigt, und als er an sich hinuntersah, fiel ihm der Traum wieder ein. Sein Hemd war offen, das Buch lag neben ihm.
Sein Herzschlag beschleunigte sich. War es doch kein Traum gewesen? War sie wirklich zu ihm gekommen? Und was um alles in der Welt hatte er in diesem halb wachen Zustand zu ihr gesagt?
Unbehaglich drehte er sich zum Nachttisch um, doch als sein Blick auf den leeren Teller fiel, entspannte er sich etwas. Vielleicht hatte er sich ihre Anwesenheit doch nur eingebildet.
Beruhig dich, sagte er sich, es war einfach eine besonders realistische Fantasie. Du willst diese Frau schon so lange, und sie schläft nur ein paar Zimmer weiter. Da hat dir dein Unterbewusstsein einen schönen Streich gespielt.
Er stand vorsichtig auf und ging ins Bad, wo er eine große Plastiktüte um seinen Gips band und sich unter die Dusche stellte. Es fühlte sich gut an, auf den Beinen zu sein, deshalb beschloss er, sich auf den Weg in die Küche zu machen, um zu frühstücken.
Bevor er hinausging, horchte er nach draußen, doch dort war alles still. Offenbar hatte er den Aufbruch der Übernachtungsgäste verschlafen. Cassandra fuhr sicher gerade mit O’Banyon nach New York zurück.
Diesmal nahm er die Haupttreppe, und es dauerte zehn Minuten, bis er schließlich vor der Küche stand.
„Libby? Sind Sie da drin?“, rief er. Er wollte sicher sein, dass sie den Hund festhielt, wenn er eintrat, denn der große Golden Retriever hätte ihn in seiner Begeisterung glatt umgeworfen.
„Alex? Ist alles okay?“
„Ja, halten Sie nur Ernest fest, ja? Ich komme rein.“
Als er die Tür öffnete, konnte Libby den Hund kaum bändigen und umklammerte mit beiden Händen sein Halsband. Er winselte freudig, als er Alex sah, und gab erst Ruhe, als der ihn ausgiebig hinter den Ohren gekrault hatte.
„Möchten Sie Frühstück?“, fragte die Haushälterin hoffnungsvoll.
„Ja, wenn es Ihnen nichts ausmacht …“ Er hasste es, sich bedienen zu lassen, aber es kam so selten vor, dass er wirklich Appetit hatte. Besser, er nutzte die Gelegenheit.
„Ich hätte gerne Pfannkuchen. Mit Butter und Ahornsirup. Und gebratenen Speck. Und Kaffee.“
Meine Güte, er hatte wirklich Hunger.
Libby strahlte ihn an und rückte ihm einen Stuhl in der Essecke zurecht. „Setzen Sie sich, ich mache Ihnen ein richtiges Frühstück.“
Zuerst brachte sie ihm eine Tasse dampfend heißen Kaffee, dann begann sie geschäftig, den Pfannkuchenteig anzurühren.
Genüsslich nahm Alex einen Schluck. Wie lange war es her, dass er Kaffee getrunken hatte? Ernest, der offenbar nie genug Streicheleinheiten bekommen konnte, legte ihm den Kopf auf sein gesundes Bein, und Alex kraulte ihm abwesend das Ohr. Es war einer dieser Momente, in denen die Welt in Ordnung war. Der wütende Schmerz vom Vorabend war einem beständigen, aber erträglichen Pochen gewichen. Das Surren der Rührmaschine im Hintergrund erinnerte ihn an die Sonntage seiner Kindheit, an denen seine Mutter Pfannkuchen für die Familie gebacken hatte. Durch eins der hohen Fenster fiel Sonnenlicht genau auf seinen Platz, und er genoss die wärmenden Strahlen auf der Haut.
Als Libby den Teller brachte, machte er sich mit so großem Appetit darüber her, als hätte er wochenlang nichts gegessen. Nun ja, das stimmte ja fast. Auch Libby schien überrascht zu sein, als sie den leeren Teller abräumte.
„Möchten Sie noch eine Portion?“, fragte sie.
Alex lächelte, und es fühlte sich gut an. „Ehrlich gesagt – ja.“
In Gedanken noch ganz im White Caps, stieg Cassandra vor Grays Haus aus dem Auto. Sie hatten das alte Haus zu sechst besichtigt – Frankie und Nate, Joy und Gray, und auch Sean hatte es sich nicht nehmen lassen mitzukommen.
Vor allem Frankie war wegen des Brandschadens sehr besorgt gewesen.
„Wir müssen den Flügel doch nicht ganz abreißen lassen, oder?“, fragte sie.
„Um Himmels willen, nein“, hatte Cassandra erwidert. „An den alten Strukturen darf nichts verändert werden. Das Haus ist eine unglaubliche Kostbarkeit, die man nur ganz behutsam renovieren darf.“
Gray ließ sie durch die Hintertür zur Küche ins Haus, und Ernest sprang ihnen hechelnd entgegen und begrüßte jeden Einzelnen von ihnen freudig.
„Und, machst du es?“, fragte Frankie, als der Hund von ihnen abließ.
„Mache ich was?“
„ White Caps wieder zu einer strahlenden Schönheit. Du hast gesagt, dass wir einen Architekten und Bauunternehmer brauchen, der sich auf Restaurierungen versteht. Wie
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