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Liebe, unendlich wie das Meer

Liebe, unendlich wie das Meer

Titel: Liebe, unendlich wie das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JESSICA BIRD
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Jahreszeit war es hier herrlich ruhig – keine Boote auf dem See, keine Wanderer in den Wäldern, die Hälfte der Läden in der Stadt geschlossen.
    Ob Cassandra das wohl gefallen würde? Wahrscheinlich nicht. Sie lebte ein Jet-Set-Leben in Manhattan, besuchte ständig Galas und Theaterpremieren, und in der Vanity Fair erschienen Fotos von ihr. Das hatte jedenfalls Reese erzählt. So eine Frau konnte man mit einem gemütlichen Abend vor dem offenen Kamin wohl kaum reizen.
    Alex griff nach seinem Stock, humpelte in das winzige Bad und griff auf dem Weg nach einem Protein-Riegel. Es war sein dritter heute, und bestimmt nicht der letzte. Die altmodische Waage im Bad zeigte ihm, dass sein neuer Lebensstil Wirkung zeigte. Er hatte fast wieder sein altes Gewicht erreicht.
    Diesmal war die Operation geglückt, der Titanstab angewachsen. Der Gips war durch einen Plastikstützverband mit Klettverschlüssen ersetzt worden, sodass er ihn stundenweise ablegen konnte. Alex bemühte sich, jeden Tag mindestens fünftausend Kalorien zu sich zu nehmen, was angesichts der zweiflammigen Kochplatte und des Minikühlschranks gar nicht so einfach war. Zum großen Teil ernährte er sich von Proteindrinks und spezieller Aufbaunahrung für Sportler.
    Cassandra würde darüber sicherlich die Nase rümpfen. Sie war Fünf-Sterne-Restaurants gewohnt, in denen französisches Essen in mehreren erlesenen Gängen serviert wurde …
    Fluchend verließ Alex das Bad. Er musste wirklich damit aufhören, ständig alles an Cassandra zu messen. Doch je näher der Tag ihrer Ankunft rückte, desto öfter sah er sein Leben und seine provisorische Behausung durch ihre Augen.
    Was nicht nur dumm, sondern auch überflüssig war. Erstens war die Werkstatt ja auch für ihn nur ein Übergangsquartier, und zweitens würde Cassandra nicht bei ihm einziehen, sondern in Grays Haus wohnen, während sie die Restaurierung von White Caps überwachte.
    Die Werkstatt war ohnehin winzig. Zwar hielt Alex peinlichst Ordnung, schon allein, um nicht über irgendetwas zu stolpern und sein Bein zu gefährden. Doch einen Teil des Raumes nahm eine große Hantelbank zum Muskelaufbautraining ein, und im Rest drängten sich ein Einzelbett, der Kanonenofen, ein altmodischer Schreibtisch und ein kleiner Tisch, unter dem der Kühlschrank stand.
    Er befestigte den MP3-Player am Bund seiner Jogginghose, setzte den Kopfhörer auf und legte sich auf die Trainingsbank. Der Plastikbezug fühlte sich kühl an auf seinem nackten Oberkörper, aber das würde sich schnell ändern. Da er die Wäsche in Grays Haus erledigen musste, sparte er sich beim Training das T-Shirt, weil es sowieso innerhalb von Minuten durchgeschwitzt war.
    Normalerweise kam Spike vorbei, um mit ihm zu trainieren, aber heute hatte er was anderes zu tun. Deshalb gab es beim Training keine Ablenkung, und Alex’ Gedanken wanderten wieder zu Cassandra, während er die schweren Gewichte stemmte.
    Dass Frankie und Joy ihn in die Entscheidung, wer das White Caps renovieren sollte, überhaupt einbezogen hatten, war schon sehr großzügig von ihnen gewesen. Schließlich hatte er sich jahrelang nicht um das Haus oder seine Schwestern gekümmert. Nun wollten sie unbedingt, dass Cassandra den Auftrag übernahm, und hatten ihm Fotos ihrer früheren Projekte gezeigt. Er musste zugeben, dass sie geradezu ein Genie war, wenn es darum ging, ein altes Haus zu restaurieren. Sie schaffte es, das Neue alt aussehen zu lassen und den ursprünglichen Charakter eines Bauwerks zu erhalten.
    Also hatte er zugestimmt.
    Sie nach Joys Hochzeit mit O’Banyon wegfahren zu sehen hatte ihm fast das Herz gebrochen. Nach ihrem leisen Lebewohl war er aufgestanden und zum Fenster gehumpelt – und hatte beobachten müssen, wie dieser irische Mistkerl auf dem Weg zum Wagen wieder den Arm um sie legte.
    Aber natürlich passte sie viel besser zu einem Mann wie O’Banyon mit seinem schicken Mercedes und teuren Maßanzug. Cassandra war an Designer-Kostüme und ein Penthouse am Central Park gewöhnt und brauchte einen Mann, der sich in den besseren Kreisen ebenso sicher bewegte wie sie.
    Er dagegen war sich immer schon wie ein unzivilisierter Wilder vorgekommen. Ein Mann ohne Feinschliff, der sich auf einer Party verloren fühlte. Solange er sich ausleben konnte und sich nicht ständig anpassen musste, stellte er keine großen Ansprüche – aber bisher hatte er diese Freiheit nur auf dem Meer gefunden.
    O’Banyon dagegen war sicherlich der Star auf Cassandras

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