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Liebe, unendlich wie das Meer

Liebe, unendlich wie das Meer

Titel: Liebe, unendlich wie das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JESSICA BIRD
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in die Augen zu sehen.
    Höflich drehte sie sich um, als er sich an der rückwärtigen Wand nach einer Reisetasche bückte und ein T-Shirt herausholte.
    „Deine Schwester hat gesagt, dass hier irgendwo die Originalpläne vom White Caps liegen“, bemerkte sie über die Schulter.
    Erst, als sie seine Schritte hörte, drehte sie sich wieder um. Er ging zu dem Mini-Kühlschrank, der neben der Eingangstür unter einem Tisch stand, holte drei kleine Getränkedosen heraus und öffnete in aller Ruhe eine nach der anderen.
    Noch immer sagte er kein Wort, und Cassandra wurde das Schweigen langsam unbehaglich.
    Sie fragte sich schon, ob sie einfach wieder gehen sollte, als er endlich den Mund aufmachte. „Du bist früh dran. Ich habe dich erst nächste Woche erwartet.“
    „Ich kann es kaum abwarten, endlich anzufangen. Deshalb brauche ich ja auch die Pläne.“
    „Ich hab hier noch keine gesehen.“ Er griff nach der ersten Dose und leerte sie in einem Zug, dann nach der zweiten und dritten.
    „Was trinkst du da?“, fragte sie, um das Gespräch – wenn man es so nennen konnte – nicht wieder einschlafen zu lassen.
    „Einen Proteindrink mit Vitaminen. Schmeckt wie Tapetenkleister mit Vanillearoma, hat aber so viel Kalorien wie eine kleine Mahlzeit.“
    „Du siehst viel besser aus“, bemerkte sie lahm. In Wahrheit wirkte er umwerfend. Er hatte wieder Farbe bekommen und strahlte seine frühere Kraft und Energie aus.
    Noch immer weigerte er sich allerdings, sie direkt anzuschauen. Doch sie wusste auch so, dass er sie in diesem Raum nur duldete und es nicht abwarten konnte, bis sie wieder ging.
    Nachdem er die dritte Dose geleert hatte, deutete er mit dem Kopf zu einer Tür an der rückwärtigen Wand, neben der ordentlich aufgereiht mehrere Reisetaschen standen, in denen Alex seine Kleidung aufbewahrte. „Wenn die Pläne hier irgendwo sind, dann bestimmt in der Scheune.“
    Er humpelte hinüber, öffnete die Tür und betätigte einen Lichtschalter. „Bin gleich wieder da.“
    „Kann ich dir helfen?“
    „Ja, indem du hier bleibst.“
    „Stell dich doch nicht so an.“
    „Na schön, aber mit den Schuhen wirst du dir dort drin den Hals brechen.“
    Cass folgte ihm und machte große Augen, als sie einen Blick in die Scheune warf. „Ach, und du mit dem Gips vielleicht nicht?“
    Die große Halle war bis obenhin angefüllt mit Schrott und Gerümpel. Cass erkannte einen Sitzmäher, eine Schneefräse, einen uralten Pritschenwagen und … konnte das eine Haubitze sein? Das alles türmte sich wild durcheinander, und es war nicht zu erkennen, wie man sich einen Weg hindurch bahnen sollte.
    Vorsichtig folgte sie Alex zu einem riesigen Safe an einer Seitenwand. Das Stahlungetüm sah aus, als wäre es die Requisite in einem alten Bankräuber-Film gewesen. Alex drehte an dem Zahlenkranz und drückte den Hebel hinunter, ging dann in die Hocke. Im Innern herrschte ein ebenso großes Durcheinander wie in der Scheune, doch Alex zog ein Dokument nach dem anderen heraus, sah es kurz durch und brachte die Akten beim Zurücklegen gleich in eine sinnvolle Ordnung.
    Erstaunlich, wie ordentlich er war. Auch in der Werkstatt hatte alles seinen festen, logischen Platz. Wahrscheinlich wurde das zur zweiten Natur, wenn man sein Leben auf Booten verbrachte.
    „Nicht dabei?“, fragte sie, als er den Safe wieder schloss.
    „Nein.“
    Er stand schneller auf, als sie erwartet hatte. Erschrocken wich sie zurück und blieb mit dem Absatz an einer Seilrolle hängen. Sie geriet aus dem Gleichgewicht, suchte instinktiv Halt – und griff dabei ausgerechnet nach Alex’ Arm.
    Mühelos fing er ihr Gewicht auf. Sie sah, wie sich sein Bizeps anspannte, doch ansonsten stand er völlig reglos da. Das war der Alex, den sie von früher kannte: stark. Unerschütterlich. Kraftvoll.
    Unter ihrer Hand spürte sie seine harten Muskeln und die warme Haut.
    „Ich hab dich ja gewarnt“, sagte er mürrisch. „Mit diesen Schuhen …“
    Sie ließ ihn los und strich ihren Rock glatt. „Es lag nicht an den Schuhen, sondern daran, dass ich hinten keine Augen habe.“
    Erstaunlicherweise zuckten seine Mundwinkel, doch er unterdrückte das Lächeln.
    „Es gibt noch eine Stelle, wo wir suchen können“, sagte er und deutete zur Werkstatttür. „Du gehst vor.“
    Gehorsam drehte sie sich um und ging voran, und sie spürte seinen Blick in ihrem Rücken. Wahrscheinlich hatte er Angst, dass sie noch einmal stolperte.
    In der Werkstatt trat er an einen altmodischen

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