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Liebe, unendlich wie das Meer

Liebe, unendlich wie das Meer

Titel: Liebe, unendlich wie das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JESSICA BIRD
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heim und glänzte nur im Football und Basketball.
    Zum Segeln war er durch die Söhne reicher Touristen gekommen, die auf dem Saranac Lake ihre Boote liegen hatten. Sie hatten zusammen heimlich geraucht und Bier getrunken, und bevor er sich’s versah, war er auch als Crew für die Regattaboote angeheuert worden, die von Rhode Island aus starteten.
    Sein Ruf als furchtloses Naturtalent sprach sich schnell herum. Bald gewann er die ersten Einhandsegler-Rennen und wurde trotz seiner jungen Jahre als Mannschaftskapitän bei den großen Regatten angeheuert. Er führte die Männer mühelos und brachte sie zum Sieg.
    Von der Schule wollte er fortan nichts mehr wissen, denn für einen guten Segler gab es immer was zu tun. Feiertage, Geburtstage, Familienfeste – er verpasste sie alle, weil stets wichtigere Termine im Vordergrund standen. Die Zeit verging so schnell, dass er erst merkte, wie lange er nicht mehr zu Hause gewesen war, als die Nachricht vom Tod seiner Eltern kam. Sie waren bei einem Bootsunfall auf dem See ertrunken.
    Dieser Schicksalsschlag hatte ihn grundlegend verändert. Er wusste nicht, wohin mit seinen Schuldgefühlen und seinem schlechten Gewissen und zog sich ganz in sich zurück. Es war passiert, als er vorm Schrank seines Vaters stand, um sich für die Beerdigung einen Anzug herauszusuchen. Wie viele Sachen hingen dort, in denen er seinen Vater nie gesehen hatte! Wie viele Tage, Jahre und gemeinsame Erinnerungen hatte er verpasst!
    Er wäre beinahe in Tränen ausgebrochen, doch dann war Frankie hereingekommen und hatte ihm erklärt, dass ihr Vater nur einen Anzug besaß – den, in dem er beerdigt wurde. Sie warf einen Blick auf den Schrankinhalt und sagte leise: „Das muss ich dann wohl irgendwann ausräumen.“
    In dem Moment war Alex alles zu viel geworden, und er hatte sich innerlich einfach verabschiedet. Zur Beerdigung trug er einen schwarzen Pullover und dunkle Hosen – und eine halbe Stunde danach war er abgereist und bis zu seinem Unfall nicht zurückgekehrt.
    Es war purer Egoismus, gepaart mit Feigheit. Seine Schwestern in diesem schweren Moment einfach allein zu lassen bewies außerdem eine herzlose Grausamkeit, für die er sich heute noch schämte.
    Danach hatte Frankie die jüngste Schwester Joy groß gezogen, das White Caps weitergeführt und ihr eigenes Leben so gut wie aufgegeben, bis sie vor einem halben Jahr endlich Nate kennenlernte.
    Er selbst war zum professionellen Segeln zurückgekehrt. Dem Sport hatte seine neue Verschlossenheit nur genützt, denn die unerbittliche Selbstbeherrschung und Gefühlskälte hatten ihn zu einem der Größten gemacht.
    Man nannte ihn „den Krieger“ und überschüttete ihn mit Trophäen. Währenddessen hatten Frankie und Joy hier ganz allein gekämpft und wahrscheinlich geglaubt, er hätte sie völlig vergessen.
    Was nicht stimmte, aber das änderte leider auch nichts mehr. Selbst jetzt, wo er wieder zu Hause war, fühlte er sich deshalb schlecht und konnte seinen Schwestern kaum in die Augen sehen. Was für ein Versager er doch in Wirklichkeit war! Er hatte die im Stich gelassen, die ihn am meisten brauchten und die ihm am meisten bedeuteten.
    Seine Trophäen standen irgendwo in einem Lagerraum in Newport, und wenn es nach ihm ging, konnten sie dort auch bleiben. Im Gegensatz zu seinem Vater hatte er als Lebensleistung nichts vorzuweisen – nichts als glitzernde und vollkommen nutzlose Staubfänger.

5. KAPITEL
    Am nächsten Morgen stellte Alex fest, dass es wieder einmal Zeit wurde, Wäsche zu waschen. Normalerweise machte ihm das nichts aus, zumal Spike ihn gerne zu Grays Haus chauffierte, doch jetzt wohnte Cassandra dort – und O’Banyon hatte sich offenbar zumindest für eine Weile ebenfalls einquartiert.
    Sein Blick fiel auf den Range Rover, der auf der Einfahrt des White Caps parkte. Er hatte noch geschlafen, als Cassandra eintraf, also musste sie vor halb sieben gekommen sein. Ein paar verbeulte Pick-up-Trucks neben ihrem Wagen zeigten ihm, dass die Handwerker auch schon da waren. Es wurde wohl Zeit, dass er sich mal blicken ließ.
    Schnell schlüpfte er in saubere Jeans, befestigte die Beinschiene über dem Stoff und zog sich T-Shirt und Pullover über. Draußen war es kalt, und er beeilte sich, mit seinem Stock über die Einfahrt zu humpeln.
    Vom Haus her erklangen Abrissgeräusche, dann wurde etwas durch das Küchenfenster auf den Rasen geworfen. Geschwärztes Metall. Wahrscheinlich die Überreste der Küchenschränke.
    Alex ging

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