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Liebe, unendlich wie das Meer

Liebe, unendlich wie das Meer

Titel: Liebe, unendlich wie das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JESSICA BIRD
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Schreibtisch. Als er die Klappe öffnete, quollen Dutzende von aufgerollten Blaupausen hervor.
    Cassandra griff nach einer. „Das sieht ja aus wie auf meinem Schreibtisch“, bemerkte sie. „Wer ist denn bei euch der Architekt?“
    „Das sind Konstruktionspläne für Boote.“
    Achtlos schob Alex die Papiere zur Seite, doch Cassandra entrollte eins und studierte die Zeichnung. Es war das sehr detaillierte Grundgerüst einer Segeljacht, in das alle Maße sorgfältig eingetragen waren.
    „Das ist wundervoll. Wer …“
    „Mein Vater.“
    Aus einer Schublade holte Alex einen Schlüssel und humpelte zu einem Wandschrank, aus dem er eine Stahlkassette holte. „Hier sind sie“, erklärte er, als er den Deckel geöffnet hatte, und reichte ihr eine ledergebundene Dokumentenrolle.
    Sie wollte die Hülle öffnen, doch er schüttelte den Kopf. „Ich bin sicher, dass sie da drin sind.“
    Es war ein ziemlich eindeutiger Rauswurf, und Cassandra nickte und ging zur Tür.
    „Falls du übers Wochenende bleibst“, bemerkte er, „denk dran, dass für Sonntag ein Sturm angesagt ist. Da könnte es auf den Straßen ungemütlich werden.“
    „Ich fahre Sonntag nicht zurück.“
    „Gut.“
    „Ich werde bis zu den Feiertagen bleiben.“
    „Einen ganzen Monat lang? Was willst du hier denn machen?“
    „Den Job, mit dem ihr mich beauftragt habt.“
    Alex betrachtete sie von oben bis unten, und sein Blick blieb an ihrem goldenen Kettengürtel hängen.
    „Gibt’s ein Problem?“, fragte sie kühl.
    „Versteh mich nicht falsch. Eins meiner besten Crewmitglieder ist eine Frau, und sie hat mehr drauf als die meisten meiner Männer. Aber dich kann ich mir nur schwer mit Werkzeug in der Hand vorstellen.“
    Dann warte nur, bis du mich morgen siehst, dachte sie und öffnete die Tür. Über die Schulter hinweg sagte sie: „Morgen früh kommen die Handwerker. Ich sage ihnen, dass sie leise sein sollen, damit sie dich nicht stören.“
    „Keine Sorge, ich bin Frühaufsteher.“ Er runzelte die Stirn. „Sind Gray und Joy wieder in New York?“
    „Ja, und Nate und Frankie auch. Sie haben gesagt, dass wir das Haus ganz für uns haben.“
    „Wir?“
    Sie nickte und dachte daran, wie sehr sie sich darauf freute, es sich nach einem langen Tag auf der Baustelle mit Libby und Ernest vor dem Kamin gemütlich zu machen. Als Alex’ Miene sich verdüsterte, beeilte sie sich hinauszukommen. Immerhin hatte er sie beim ersten Treffen nicht gleich in der Luft zerrissen.
    „Bis morgen dann“, murmelte sie und ging zu ihrem Wagen, ohne sich noch einmal umzusehen.
    Alex schaute dem Range Rover nach, bis er auf die Landstraße eingebogen war. Er war einfach nicht vorbereitet gewesen. Nicht darauf, dass sie ihn beim Training überraschen und ihn halb nackt sehen würde. Und nicht darauf, wie eindeutig sein Körper innerhalb von Sekunden reagierte. Ein Blick von ihr genügte, und …
    Frustriert rieb er sich die Augen und versuchte, nicht daran zu denken, was Cassandra und O’Banyon in Grays Haus anstellen würden, wenn sie es ganz für sich allein hatten. Hoffentlich riefen die Geschäfte den Investmentbanker bald in die Stadt zurück, sonst konnten die kommenden Wochen heiter werden. Immerhin musste Alex sich regelmäßig zum Wäschewaschen bei Gray blicken lassen.
    Nachdenklich starrte Alex auf die Blaupausen und entrollte die, die auch Cassandra sich angesehen hatte. Das Grundgerüst der Jacht war gut entworfen und versprach Stabilität und Schnelligkeit. Aber das Heck war falsch. Es musste schmaler sein.
    Um sich abzulenken, ließ sich Alex auf den Schreibtischstuhl sinken und vertiefte sich in die Pläne. Ganz in Gedanken griff er nach einem Bleistift und zeichnete hier und da kleine Veränderungen ein. Sein analytischer Verstand und sein instinktives Wissen über Wind und Strömung kamen zusammen und ließen ihn geradezu vor sich sehen, wie er die Pläne noch verbessern konnte. Beinahe fühlte er sich …
    Unvermittelt legte er den Bleistift hin, rollte die Blaupause zusammen und schloss den Schreibtisch. Eigentlich hatte er mit seinem Vater nichts gemeinsam.
    Seinem Vater hatte es gereicht, eine Hotelpension zu führen, in den Wintermonaten Jachten zu reparieren und als Hobby Boote zu entwerfen. Er war mit seiner Frau und seinen drei Kindern glücklich gewesen, und das war’s dann auch schon.
    Alex dagegen war schon als Rebell geboren worden, und in der Pubertät wurde es noch schlimmer. Er schwänzte die Schule, kam nächtelang nicht

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