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Liebe, unendlich wie das Meer

Liebe, unendlich wie das Meer

Titel: Liebe, unendlich wie das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JESSICA BIRD
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zur Hintertür, die mit einer Plastikplane verhängt war. In der Küche arbeiteten vier Männer, alle zwischen dreißig und vierzig. Er überragte sie alle um mindestens einen Kopf und bemerkte, dass sie sich dieser Tatsache wohl bewusst waren.
    „Wo ist sie?“, fragte er.
    „Und wer genau will das wissen?“, erwiderte ein Mann in rotem Flanellhemd herausfordernd.
    Alex gefiel seine Haltung. „Ich bin Alex Moorehouse.“
    „Oh, wow. Sie sind Frankies Bruder. Der Segler. Der im Sturm vermisst wurde und …“
    „Ja, der. Wo ist Cassandra?“
    „Oben.“ Der Mann deutete mit dem Hammer zur Decke.
    Die rußgeschwärzten Balken wirkten nicht sehr vertrauenerweckend. Alex gefiel der Gedanke nicht, dass Cassandra im Obergeschoss herumlief.
    „Danke.“
    Er benutzte die Vordertreppe und kam zu der Feuerschutztür, die die Gästezimmer vom ehemaligen Dienstbotenflügel trennte. Dahinter lag ein langer, schmuckloser Flur mit mehreren Türen. Er schaute kurz in jedes Zimmer, hielt sich aber nicht lange auf. Auch er hatte früher hier gewohnt, und die Räume erinnerten ihn an seine Schwestern, seine Eltern, an den Alex, der er früher gewesen war. Alles an den rußigen Wänden und stellenweise verbrannten Fußböden deprimierte ihn.
    Ganz am Ende des Korridors hörte er Geräusche, als ob einer der Handwerker die Bodendielen herausbrach. Ungeduldig warf er einen Blick in eins der Bäder. Irgendwo hier musste Cassandra doch sein – zweifellos in einem maßgeschneiderten Kostüm und hochhackigen Schuhen. Wo steckte sie nur?
    Er ging dem Geräusch nach und kam zu einem der letzten Räume, der fast direkt über der Küche lag. Auf dem Boden kniete ein Handwerker, der ein Kapuzenshirt und einen Armeeparka trug. Er war tatsächlich dabei, die Bodenbretter loszustemmen. Neben ihm lag schon ein ganzer Stapel.
    „Wissen Sie, wo Cassandra ist?“
    Der Handwerker schaute sich über die Schulter um. „Hi, Alex.“
    Verwirrt runzelte Alex die Stirn – und dann streifte Cassandra die Kapuze ab. Das rote Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden, sie war nicht geschminkt, und ihre Wangen glühten vor Anstrengung.
    Alex blinzelte überrascht. Sie trug weite Hosen, auf denen Farbspritzer prangten, und dazu schwere Arbeitsstiefel.
    Doch das Handwerkeroutfit machte sie nur noch attraktiver. Am liebsten hätte er die Tür hinter sich zugezogen und sie Stück für Stück aus dieser sexy Verpackung geschält.
    Sie lächelte leicht. „Möchtest du die Pläne mit mir durchgehen?“
    Eigentlich war er nur gekommen, um den Handwerkern zu zeigen, wer der Herr im Haus war – damit sie gar nicht erst auf die Idee kamen, Cassandra Ärger zu machen. Nun fiel ihm so schnell keine Ausrede ein, warum er sie hier oben gesucht hatte.
    „Ich muss Wäsche waschen“, sagte er schließlich hastig. „Deshalb wollte ich dir nur Bescheid sagen, dass ich heute am späten Nachmittag bei Gray bin.“
    „Okay. Bleibst du zum Abendessen?“
    Tolle Idee. Als ob er Lust hätte, den beiden Turteltäubchen zuzusehen. Andererseits – bestimmt verdarb er O’Banyon gewaltig die Laune, wenn er tatsächlich zum Essen blieb.
    „Ja, warum nicht? Dann komme ich so gegen sechs.“
    Es war halb sechs, als Cassandra müde, aber zufrieden mit dem ersten Arbeitstag Grays Küche durch die Hintertür betrat. Die örtlichen Handwerker, deren Namen sie von Frankie bekommen hatte, arbeiteten schnell und zuverlässig, kannten das White Caps schon von früheren Aufträgen und akzeptierten sie vorbehaltlos als Chefin. In dem mit Plastikplanen verhängten Haus war es dank eines großen Heizlüfters relativ warm, sodass allen die Arbeit leicht von der Hand ging. Gemeinsam waren sie schon heute ein großes Stück weitergekommen.
    „Libby? Ich bin wieder da“, rief sie.
    Langsamer und weniger enthusiastisch als gewöhnlich kam Ernest die Hintertreppe herunter. Cassandra ging in die Hocke und streichelte ihn. „Was ist denn mit dir los? Du siehst ein bisschen geschafft aus.“
    „Ach, hallo“, sagte Libby, die ihm folgte. „Wie war der erste Tag?“
    „Prima.“ Cassandra bemerkte, dass Libby im Mantel vor ihr stand. „Gehen Sie aus?“
    „Mein Bruder hat angerufen. Seine Frau ist heute gestürzt und soll das verstauchte Knie hochlegen, und er ist im Haushalt die totale Niete. Ich fahre rüber, um ihnen was zum Abendessen zu machen, sonst fackelt er noch die Küche ab. Aber keine Sorgen, für Sie habe ich einen Auflauf vorbereitet. Er ist im Kühlschrank, Sie brauchen

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