Liebe, unendlich wie das Meer
immer erregt, aber er rührte sich nicht.
„Was ist denn?“, fragte sie verwirrt. „Möchtest du lieber …“
Einen Moment lang dachte sie wirklich, er würde aufstehen, doch dann hörte sie, dass er nur seine Hose öffnete. Als er sich wieder auf sie legte, spürte sie sein drängendes Verlangen, und schon dieses Gefühl brachte sie an den Rand des nächsten Höhepunkts.
Langsam und ganz sacht kam er zu ihr. Sobald ihre Hüften sich berührten, hielt er inne, und sie spürte, dass er zitterte.
„Ist alles okay?“, fragte sie leise.
Er schlang die Arme um sie und vergrub den Kopf an ihrer Schulter, bevor er einen weichen, wiegenden Rhythmus fand. Cass gab sich ganz den intensiven Gefühlen hin und spürte, wie sie dem nächsten wunderbaren Höhepunkt entgegengetragen wurde.
Doch dann zog sich Alex unvermittelt zurück.
Wortlos stand er auf, drehte sich um und schloss seine Hose. Es war ein Schock, ihn bekleidet zu sehen, während sie vollkommen nackt war.
Er hatte sie nicht auf den Mund geküsst. Hatte sich nicht ausgezogen. Hatte – bis auf die sachliche Frage nach der Verhütung – kein Wort gesprochen. Und er hatte es nicht zu Ende gebracht.
Was zum Teufel sollte das bedeuten?
Beschämt und verletzt sprang Cass auf und zog sich hastig an. Noch immer sagte er nichts, und er versuchte auch nicht, sie aufzuhalten.
Sie rannte hinaus, sprang in ihren Wagen, startete den Motor und wendete. Erst jetzt merkte sie, dass sie Klemmbrett und Handy vergessen hatte. Auch egal. Auf keinen Fall würde sie die Werkstatt heute noch einmal betreten.
Im Licht der Scheinwerfer sah sie durchs Sprossenfenster, dass Alex am Schreibtisch saß und den Kopf in die Hände gestützt hatte. Es sah aus, als ob er weinte.
Cassandra zögerte. Wieso war er so verzweifelt?
Doch dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Kein Wunder, dass er sich schrecklich fühlte. Er hatte gerade die Frau betrogen, die er liebte. Seine Traumfrau, die Wunderbare.
Alex saß reglos am Schreibtisch, den Kopf in die Hände gestützt, und drängte die Tränen zurück, die ihm in den Augen brannten. Nein, er würde nicht weinen, das hätte ihm Erleichterung verschafft – und Erleichterung hatte er nicht verdient.
Er konnte noch immer nicht glauben, was gerade geschehen war. Hatte er Cassandra das wirklich angetan?
Ja, daran gab es leider keinen Zweifel. Ihre Leidenschaft, ihre Hingabe an ihn, ihre unverhüllte Lust – all das war so wunderbar gewesen. Und so schrecklich falsch.
Sie war noch schöner, als er es sich je erträumt hatte, und als sie im Moment höchster Erfüllung seinen Namen gerufen hatte, war sein größter und sehnlichster Wunsch in Erfüllung gegangen.
Dann hatte sie ihn eingeladen, zu ihr zu kommen … und es war das Paradies gewesen. Schon allein der Gedanke, in ihr zu sein, hatte ihn an den Rand eines unglaublichen Höhepunkts gebracht, und erst, als es fast so weit war, wurde ihm bewusst, welch einen entsetzlichen Frevel er da beging.
Wie konnte er es wagen, ihr das anzutun? Wenn sie erst die ganze Wahrheit kannte, würde sie ihn nicht einmal mehr grüßen – wenn er also jetzt mit ihr schlief, kam das einer Vergewaltigung gleich.
Das Klingeln eines Handys riss ihn aus seinen schrecklichen Gedanken. Den Klingelton erkannte er nicht, und er sah sich suchend um. Auf dem Tisch lagen Cassandras Klemmbrett und ihr Telefon. Beides hatte sie in ihrer Hast, von ihm fortzukommen, vergessen.
Lieber Gott, was musste sie von ihm denken! Und wie musste sie sich erst fühlen, nachdem er mitten im Liebesspiel einfach aufgestanden und weggegangen war? Er schuldete ihr wirklich eine Erklärung – und eine Entschuldigung. Schon wieder. Aber was sollte er ihr sagen?
Es tut mir leid, dass ich aufgehört habe, aber du hast was Besseres verdient als dass der Kerl, der deinen Mann umgebracht hat, sich mit dir vergnügt? Wohl kaum.
Das Handy verstummte, klingelte aber kurz darauf wieder. Schließlich stand er auf und nahm ab.
Bevor er einen Ton sagen konnte, hörte er eine männliche Stimme. „Cass, was ist denn passiert? Deine Nachricht klang so durcheinander, ich mache mir Sorgen.“
O’Banyon.
Alex erstarrte.
„Hallo?“, rief O’Banyon.
„Sie ist in Grays Haus.“
Nach einer überraschten Pause fragte O’Banyon etwas leiser: „Wieso haben Sie Cassandras Handy, Moorehouse?“
„Sie hat es auf der Baustelle vergessen.“ Was ja fast stimmte. „Haben Sie die Nummer von Grays Haus?“
„Wissen Sie, warum sie eben
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