Liebe, unendlich wie das Meer
ließ sich Zeit, wartete darauf, etwas zu empfinden.
Doch es war nur angenehm, mehr nicht.
Kein Vergleich zu dem, was sie bei Alex gefühlt hatte.
Sie ließ sich wieder in den Sitz zurücksinken. Woher wollte sie das eigentlich wissen? Alex hatte es ja sehr geschickt vermieden, sie auf den Mund zu küssen.
Sean räusperte sich. „Du weißt wirklich, was du tust, Frau. Ich kann meine Zehen nicht mehr spüren.“
Sie lachte, dankbar, dass er die Situation mit einem Scherz auflockerte. Doch als sie ihn ansah, merkte sie, wie ernst es ihm war.
„Ich wünschte wirklich, ich wäre der Mann, den du willst“, bemerkte er und öffnete die Autotür. „Moorehouse ist ein Idiot.“
Alex starrte aus dem Fenster und sah, wie Cassandra O’Banyon küsste. Der Mann war völlig hin und weg, das erkannte man selbst durch zwei Scheiben. Unwillkürlich ballte Alex die Fäuste.
„Hier kommt dein Drink“, sagte Gray und reichte ihm ein Glas. „Was ist da draußen denn so interessant – oh, Cass und Sean sind hier. Wunderbar.“
Damit ließ er ihn stehen, um die neuen Gäste zu begrüßen. Alex trank den Whisky in einem Zug und starrte zur Tür, wo jeden Moment das glückliche Pärchen auftauchen musste. Er hörte Joy und Cassandra in der Eingangshalle lachen, dann traten die beiden mit ihren Männern ein. Andere Gäste gesellten sich zu ihnen und wurden fröhlich begrüßt. Am liebsten hätte Alex die Party verlassen, aber er konnte Spike nirgends entdecken, auf den er als Fahrer angewiesen war.
Cassandra, die zu diesem festlichen Anlass einen eleganten schwarzen Hosenanzug trug, lachte gerade, als sie sich umdrehte und ihn entdeckte. Sofort erlosch ihr Strahlen, und rote Flecken erschienen auf ihren Wangen. Am schlimmsten war, dass sie zusammenzuckte und dann schnell wieder wegschaute, ohne ihn zu grüßen.
O’Banyon hatte ihn ebenfalls entdeckt und sandte ihm einen warnenden Blick. Demonstrativ legte er den Arm um Cassandra. Das verstand Alex voll und ganz. Hätte sie zu ihm gehört, hätte er auch jeden in der Luft zerfetzt, der sie zu lange anschaute.
„Du gehst ihm heute besser aus dem Weg“, sagte Spike hinter ihm. „Er scheint dir nicht sehr freundlich gesonnen zu sein.“
„Da hast du wohl recht“, erwiderte Alex.
Nachdem sie Alex gesehen hatte, war Cassandra nicht mehr in Partystimmung, und so blieb sie im Hintergrund und unterhielt sich hauptsächlich mit Sean und Joy. Gegen halb zwölf führte Sean sie zum Mitternachtsbüfett, wo es Kaffee und Spikes köstliche Mousse au Chocolat gab.
„Um zwölf müssen wir uns unbedingt das Feuerwerk über dem See anschauen“, sagte er. „Das ist doch der perfekte Auftakt für deinen Geburtstag.“
Cassandra nickte lächelnd. „Entschuldige mich kurz, ich will mir mal die Nase pudern. Mach inzwischen keine Dummheiten, ja?“
Als sie ein paar Minuten später zurückkam, hörte sie schon von Weitem seine und Alex’ Stimme im leeren Salon. Die anderen Gäste waren schon nach draußen gegangen.
„Lassen Sie die Finger von Cass“, sagte Sean gerade drohend. „Es ging ihr ziemlich schlecht, als sie nach Manhattan zurückkam, und das lag wohl an Ihnen.“
„Ach, und das sagen ausgerechnet Sie, O’Banyon? Wie viele Affären haben Sie denn gerade am Laufen? Abgesehen von der mit Cass, meine ich?“
„Auf einmal so besorgt um sie? Dabei sind Sie es doch, der sie zum Weinen bringt. Stehen Sie ganz allgemein drauf, Frauen zu verletzen, oder haben Sie’s besonders auf Cass abgesehen?“
„Noch ein Wort, und ich schlage Ihnen die Zähne aus“, erklärte Alex ruhig.
Cass schrie auf, und die beiden Männer drehten sich gleichzeitig zu ihr um und fuhren auseinander. Alex trat ans Fenster, Sean kam auf sie zu.
„Was ist denn hier los?“, fragte sie streng.
„Ach, wir unterhalten uns nur“, sagte Sean lächelnd. „Komm, lass uns rausgehen, das Feuerwerk fängt gleich an.“
Sie schaute zu Alex hinüber, der reglos aus dem Fenster starrte.
„Lässt du uns einen Moment allein?“, bat sie Sean.
Als er zögerte, schob sie ihn mit Nachdruck zur Tür. „Bitte.“
Kaum war er außer Hörweite, sagte sie zu Alex: „Was sollte das eben?“
„Wieso, es war doch nichts.“
Männer!
„Ich will, dass du Sean in Ruhe lässt.“
Alex lachte. „Ich glaube, er kann ganz gut auf sich selbst aufpassen. Und jetzt lauf ihm besser nach, er wartet auf dich.“
„Was ist bloß mit dir los?“
Er schwieg, zuckte dann die Schultern. „Meinst du, mir würde es
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