Liebe Unerwuenscht
Kopf getroffen. Sasse hatte natürlich enorme Schwierigkeiten, mit seinen Leuten überall gleichzeitig zu sein.
»Sie kann sich nicht ewig verstecken«, brummte er. Zufriedenheit breitete sich plötzlich auf seinem Gesicht aus. »Und ihr angebliches Alibi ist keines mehr. Wir haben Frau Wagner in Schutzhaft genommen. Frau Feiler kann ihr keine Worte mehr in den Mund legen und ihr auch nicht drohen.«
Carolines Stirn legte sich in Falten. Schutzhaft? Sasse hatte ja wirklich vorgesorgt. Und er verdrehte die Tatsachen. Denn Jennifer bedrohte Sarah Wagner nicht. Im Gegenteil. Die beiden waren liiert.
»Das klingt, als trauten Sie Frau Feiler das Schlimmste zu«, sagte Caroline.
Sasse grunzte. »Sie hat immerhin einen Mann erschossen. Und bei ihrer Flucht hat sie dem Beamten seine Waffe entwendet. Da ist Vorsicht angebracht.«
»Was macht Sie so sicher, dass Frau Feiler die Täterin ist?«
»Frau Feiler hat ein starkes Motiv, ein geplatztes Alibi und damit die Gelegenheit. Außerdem haben wir einen Zeugen, der sie am Tatort gesehen hat.«
Caroline sah Sasse verdattert an. »Ein Zeuge?« Wie war das möglich?
»Ja, er sah Jennifer Feiler in ihrem Auto in Freys Hauseinfahrt biegen. Ungefähr zum Tatzeitpunkt.«
»War es nicht dunkel?« fragte Caroline. »Da kann man doch kaum erkennen, welcher Wagentyp vor einem fährt oder einem entgegenkommt, geschweige denn, wer am Steuer sitzt.«
»Haben Sie sich zu ihrer Verteidigerin aufgeschwungen?« wollte Sasse wissen.
»So wie Sie sich zu ihrem Ankläger?« fragte Caroline zurück.
Sasse musterte die Ärztin eindringlich. Caroline konnte in seinen Augen deutlich die Frage erkennen: War diese Retourkutsche nur ein Wortspiel, oder hatte sie Kenntnis von dem Konflikt zwischen ihm und Jennifer Feiler?
Caroline verzog keine Miene, ließ Sasse im Ungewissen. Der entschied sich dann anscheinend für ersteres, denn seine Haltung entspannte sich.
»Sollte Frau Feiler Kontakt zu Ihnen aufnehmen, informieren Sie mich bitte.«
»Ich wüsste nicht, warum sie das tun sollte. Sie hat sicher einen Hausarzt, dem sie vertraut.«
»Ja, Doktor Karsten. Ich habe auch ihn gebeten, mich anzurufen, wenn er etwas von Frau Feiler hört.«
E r wird es hoffentlich so wenig tun wie ich , dachte Caroline.
Laut sagte sie: »Sie denken ja wirklich an alles, Herr Sasse. Haben Sie noch mehr auf dem Herzen? Wenn nicht, entschuldigen Sie mich jetzt bitte.«
Sasse stand auf. »Nein, das war alles. Und übrigens, in der morgigen Tageszeitung erscheint ein Artikel. Polizei bittet um Mithilfe, mit einem Bild von Frau Feiler. Das schränkt ihre Bewegungsfreiheit gewaltig ein. Früher oder später sucht sie einen Freund auf. Dort warten wir dann schon auf sie. Sie sehen, es gibt Mittel und Wege, die Sache zu steuern.«
Sasse verließ Carolines Büro. Die blieb mit einem beklemmenden Gefühl zurück.
»Nicht auffindbar? Was heißt das denn?« fragte Jennifer in den Hörer. Aber sie hatte bereits eine Vermutung. Heilmann bestätigte dann auch. »Sasse hat für eine absolute Kontaktsperre gesorgt. Frau Wagner wurde an einen nur ihm und ein paar seiner Mitarbeiter bekannten Ort gebracht. Er schirmt sie von allem ab.«
»Weil er Angst hat, Sarah ändert ihre Aussage wieder, wenn sie seinem Einflussbereich entzogen wird. Herr Heilmann, Sie müssen rausbekommen, wo sie ist. Heute noch!«
»Wie stellen Sie sich das vor? Das ist nicht so einfach.«
»Dann müssen Sie sich eben mal ein bisschen anstrengen«, stauchte Jennifer Heilmann zusammen. »Wozu beschäftige ich Sie sonst?«
Heilmann wurde das zuviel. »Um Sie zu beraten, soweit ich weiß. Und mein Rat ist: Stellen Sie sich. Dann können wir Ihre Flucht als Kurzschlussreaktion hinstellen und Ihre Verteidigung vorbereiten.«
»Aber das können wir eben nicht. Denn dazu brauchen wir Sarah Wagner!« Jennifer wollte ihrer Feststellung gerade einen deftigen Fluch hinzufügen, da kam ihr eine Idee. »Das heißt . . . genaugenommen brauchen wir nur eine Alibizeugin, die für mich aussagt. Wenn Sasse mein Alibi zerstört . . . sorgen wir eben für ein . . . anderes. Ich weiß auch schon genau, wen ich fragen werde.« Der Gedanke lag so nah, dass Jennifer sich schalt, nicht schon früher darauf gekommen zu sein. Immerhin war Sarahs Aussage auch nur zur Hälfte wahr. Aber das wussten nur sie und Sarah. Hoffentlich.
»Ich ahne, wen Sie meinen.« Heilmanns Stimme klang wenig begeistert. »Das wird Sasse gar nicht gefallen. Er wird vor Wut
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