Liebe Unerwuenscht
Einrichtung zu berichten, zeigt mehr als deutlich, wen alle als Käufer sehen. Also sag mir: Was fehlt?«
Jennifer sah Beatrice nur an. Eine verdammt gute Frage. Sie hätte gern selbst eine Antwort darauf gewusst.
11.
» I ch habe keine Zeit für eine Journalistin«, sagte Caroline in den Hörer zur Kollegin von der Rezeption. »Sagen Sie Frau Sasse, sie soll sich an Herrn Hausfeld wenden. Der Verwaltungsdirektor ist über die ganze Verkaufschose viel besser informiert.« Sie legte auf.
Beatrice Sasse stand also am Eingang. So, so.
Caroline hatte den Namen nicht vergessen, wusste genau, wer die Frau war: Jennifers falsches Alibi, die Ex-Frau des Kommissars, und eine frühere Geliebte Jennifers. Und, wie sich gerade herausstellte, Journalistin.
Hatte Jennifer sie geschickt? Sollte Beatrice Sasse, unter dem Vorwand eines Interviews, für Jennifer die Lage sondieren? Gut Wetter machen?
Caroline schüttelte den Kopf. Nein. Jennifer schickte niemanden vor. Sie würde selbst kommen, wenn sie Antworten wollte. Ihr letztes Gespräch war auch von so privater Natur gewesen, es eignete sich selbst für Jennifer Ich-stehe-über-den-Dingen Feiler nicht, andere da mit hineinzuziehen. Andererseits, was weißt du denn, wie Jennifer es meinte, als sie sagte, sie wolle noch eine Nacht mit dir?
Zwei Minuten später war sie wahrscheinlich schon so weit, dass sie dachte: Ob mit der einen oder der anderen, was machte das schon. Vielleicht war Beatrice in den Genuss gekommen, Jennifers Verlangen zu stillen und wollte sich jetzt nur mal ansehen, für wen sie eingesprungen war.
Caroline spürte, wie sie sich bei dem Gedanken innerlich verkrampfte. Ihre Stimme klang daher auch belegt, als sie auf das Klopfen an der Tür mit »Herein« antwortete.
Eine nicht sehr hochgewachsene, aber sportlich aussehende Frau betrat ihr Büro. Schwarzes, kurzes, ungebändigtes Haar, aufmerksam blickende Augen. Als die Frau näherkam, entschied Caroline, dass sie grün waren.
»Was kann ich für Sie tun?« fragte Caroline.
»Beatrice Sasse«, stellte sich die Frau vor.
Caroline, die sich erhoben hatte, um die Frau zu begrüßen, musste sich bemühen, ihre Hand nicht sofort wieder fallenzulassen, sondern sie Beatrice Sasse zu reichen, trotz des plötzlichen Abwehrgefühls in sich. Ebenso wie sie sich bemühen musste, nicht in ihren Sessel zu plumpsen, sondern sich ganz normal und gelassen wieder hinzusetzen. Und nicht zuletzt ihrer Stimme einen freundlichen Ton zu geben, als sie mitteilte: »Ich sagte doch schon, dass ich in der Angelegenheit nicht die richtige Ansprechpartnerin bin.«
Beatrice setzte sich und lächelte. »Ich habe in einer Stunde einen Termin mit Herrn Hausfeld und wollte die Zeit vorher nutzen, um mit Ärzten und Pflegepersonal zu reden. Deren Meinung zum bevorstehenden Verkauf hören, die Stimmung einfangen.« Beatrice musterte Caroline aufmerksam. Eine schöne Frau. Mit viel Beherrschung. Sie ließ sich ihre Distanziertheit kaum anmerken. Doch als geübte Beobachterin entgingen Beatrice die winzigen, untrügerischen Zeichen nicht: erzwungenes Lächeln, starre Körperhaltung, wachsamer Blick.
»Und da kommen Sie ausgerechnet zu mir?«
Beatrice’ Lächeln wurde eine Spur intensiver. »Sie haben recht. Ich war neugierig auf Sie. Jennifer hat mir von Ihnen erzählt . . .«
Nach der Erwähnung von Jennifers Namen versteifte sich Caroline endgültig. Das angedeutete Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht.
»Nur Gutes natürlich«, fügte Beatrice schnell hinzu.
»Ach ja? Und welcher Teil war das?« fragte Caroline unbehaglich. Gehörte Jennifer zu allem Übel auch noch zu den Frauen, die ihre Eroberungen vor ihren Ex-Affären ausbreiteten? Wenn sie besagte Ex-Affäre gerade auffrischte?
Beatrice schüttelte den Kopf. »Keine Angst. Jennifer prahlt nicht mit ihren . . .« Beatrice stoppte.
». . . Eroberungen. Sprechen Sie es ruhig aus.«
»Na ja. Wie auch immer. Sie redet jedenfalls nicht viel darüber.«
»Das soll ich glauben?«
Beatrice lächelte so beruhigend wie möglich. Was aber keine Entspannung bei Caroline bewirkte. Beatrice zählte eins und eins zusammen. Jennifer und Caroline hatten ganz offensichtlich Probleme miteinander. Und da die Ärztin sich so verschloss, waren diese Probleme nicht beruflichen Diskrepanzen geschuldet. Da waren Gefühle mit im Spiel. Verletzte Gefühle.
Beatrice mahnte sich zur Zurückhaltung. Bleib bei deinem Artikel und erwähne Jennifer so wenig wie möglich.
»Wie gesagt,
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