Liebe Unerwuenscht
Du könntest . . .«
»Werde ich aber nicht!« Jennifer sah Beatrice fest an. »Nur, weil ein paar verzagte Angestellte, und das schließt Caroline mit ein, sich mit Veränderungen schwertun, gebe ich doch nicht klein bei. Außerdem habe ich Partner! Das Projekt wird für beide Seiten von Nutzen sein. Auch wenn die eine Seite das noch nicht so sieht. Komm, lass uns in die Küche gehen. Ich mache Kaffee. Dann kann ich dir mehr darüber erzählen.«
Beim Kaffee erklärte Jennifer Beatrice die Situation mit ähnlichen Worten, wie sie es beim gemeinsamen Essen mit Caroline getan hatte. Beatrice hörte Jennifers Ausführungen aufmerksam zu, machte sich Notizen. Am Ende meinte sie: »Hört sich für mich wie eine durchdachte Maßnahme an. Die Stadt profitiert vom Verkauf. Der Käufer weiß, worauf er sich einlässt. Mit einem motivierten Team kann das Krankenhaus sich in zwei, drei Jahren in die schwarzen Zahlen arbeiten.«
»Ja, du sagst es. Nur, wenn ich Caroline höre, ist das Team weit entfernt davon, motiviert zu sein. Die ganze Sache wird noch ziemlich haarig werden. Aber das kenne ich schon von der letzten Übernahme. Bei der Klinik in Köln gab es ähnliche Schwierigkeiten.«
»Und gab es da nicht auch diese nette Ärztin, wie hieß sie doch gleich – Maren Schneider?« Beatrice’ Beruf brachte es mit sich, dass sie ein phänomenales Gedächtnis für Namen hatte.
»Ja die gab es.« Jennifer senkte den Kopf. An Maren erinnerte sie sich noch gut. Sie war an der Klinik die stärkste Gegnerin der Privatisierung gewesen, hatte aus ihrer Meinung keinen Hehl gemacht. Genau deshalb hatte Jennifer sich Maren als Vertreterin für das Krankenhaus in das Projektteam geholt, das die neuen Maßnahmen nach der Übernahme durchsetzen sollte. Sie rechnete natürlich mit Marens Widerstand, doch rechnete sie auch damit, ihn über kurz oder lang zu brechen. Gelang ihr das, würden die anderen Widersacher ebenfalls aufgeben. Ihr Plan ging auf. Maren konnte sich auf Dauer ihren Argumenten nicht verschließen. Und erst recht nicht Jennifers wohldosierten Komplimenten. Die Affäre mit Maren hatte acht Wochen gedauert. Genau die Zeit, die Jennifer brauchte, sie auf ihre Seite zu ziehen. Als sie Marens Widerstand gebrochen hatte, war die Luft raus. Jennifer seufzte. Maren fühlte sich natürlich hintergangen und war seither nicht besonders gut auf sie zu sprechen. Und irgendwie hatte sie recht damit, fügte Jennifer zum ersten Mal ans Ende ihrer Überlegungen zu Maren an.
»Und war sie nicht anfangs auch skeptisch gewesen, was die Übernahme betraf? Aber du hast sie von deinen Plänen überzeugt. Mit den dir eigenen Methoden . . .« Beatrice schaute Jennifer missbilligend an. ». . . vermute ich.«
Jennifer zuckte jetzt mit den Schultern. »Das Ergebnis ist, was zählt.«
Beatrice hob die Augenbrauen. »Heißt das, du hast für die neue Übernahme ähnliches vor? Diesmal mit Caroline? Wirklich Jennifer, manchmal bist du mir unheimlich. Zählt denn gar nicht, was die Frau für dich getan hat?«
»Ich beabsichtige kein solches Manöver, wenn dich das beruhigt.«
»Wirklich nicht?«
»Nein.«
»Du siehst mich überrascht. Mir drängte sich gerade der Eindruck auf, sie gefällt dir.«
»Tut sie auch.« Jennifer biss sich auf die Lippe. Das hätte sie lieber nicht sagen sollen. Beatrice würde sofort . . .
»Wenn ich mal ausschließe, dass du plötzlich dein Interesse an Frauen verloren hast, dann . . . glaube ich, du bist krank. Oder schlimmer: Du magst sie wirklich.«
. . . vermuten, dass was dahintersteckte. Obendrein rutschte Jennifer heraus: » Sie mag mich aber ganz und gar nicht.« Statt einfach das Gegenteil zu behaupten.
Nun lachte Beatrice laut heraus. »Nicht zu fassen. Dein Ego ist gekränkt! Du schmollst!«
»Quatsch.«
»Seit wann hält es dich ab, wenn dir eine Frau einen Korb gibt?«
»Es hat mich nicht abgehalten. Wenn du es genau wissen willst, wir fuhren zu meinem Haus am Strand und, nun ja, den Rest kannst du dir wohl denken.«
»Zu deinem Haus am Strand? Wow, du hast dir viel Mühe gegeben. Mit mir bist du nur ins Hotel gegangen.«
»Du hattest es eilig«, erinnerte Jennifer Beatrice.
Die grinste. »Stimmt.« Dann besann Beatrice sich auf das Thema zurück. »Jetzt verstehe ich aber eines nicht: Woher kommt deine schlechte Laune? Du wolltest Caroline, du hattest sie. Du wolltest das Krankenhaus. Die Tatsache, dass mich mein Chefredakteur zu dir schickt, um über die Zukunft der
Weitere Kostenlose Bücher