Liebe Unerwuenscht
hättest?«
»Soviel Vorstellungskraft habe ich nicht, und nun steh endlich auf!« sagte Jennifer forsch.
Beatrice verzog lustlos das Gesicht, erhob sich aber dennoch von ihrem Bett. »Erwarte nicht von mir, dass ich besonders gesprächig bin.«
» Ich erwarte gar nichts. Aber vielleicht erwartet eine gewisse sie , dass du nicht gleich aufgibst. Sich hier hinzulegen und zu schmollen bringt dich jedenfalls nicht weiter.«
Caroline und Sarah warteten bereits im Vorraum des Restaurants.
»Da seid ihr ja endlich«, empfing Caroline sie.
»Die Verspätung geht auf mein Konto«, sagte Beatrice entschuldigend. »Ich . . .«, sie schaute Sarah ernst an, ». . . hatte einen kleinen Tiefpunkt.«
»Wer hat den nicht hin und wieder«, sagte Caroline höflich. Sarah schwieg.
Sie betraten das Restaurant. Eine Bedienung kam sofort auf sie zu, fragte nach ihren Wünschen, führte sie zu dem von Jennifer bestellten Tisch. Jede bekam eine Speisekarte gereicht.
»Ich habe einen Bärenhunger«, sagte Jennifer gutgelaunt. »Übrigens, meine Damen, der Leihwagen kommt morgen früh neun Uhr. Wir fahren direkt nach dem Frühstück.«
»Ich frage mich . . .«, begann Caroline zögerlich.
»Was?«
»Hältst du es für klug, wenn wir zu viert bei Frau Dalberg vor der Tür stehen?«
»Du meinst . . .«
». . . das würde jeden erschrecken. Trauma hin oder her.«
Jennifer überlegte. »Ja, da könntest du recht haben.«
Caroline fuhr fort: »Ich schlage vor, dass nur zwei von uns mit der Frau reden. Die anderen beiden warten im Wagen.«
»Gut.« Jennifer war einverstanden. »Dann wirst du mit Beatrice das machen müssen, während Sarah und ich warten.«
»Aber du bist diejenige, die an dem Abend alles beobachtet hat«, gab Caroline zu bedenken. »Du solltest deshalb bei dem Gespräch dabei sein. Es ist besser, Sarah und ich warten im Wagen.«
»Aber dich brauchen wir, um den Gesundheitszustand der Frau einzuschätzen. Deshalb bist du doch hier! Du musst in jedem Fall dabei sein.«
»Ich möchte den Hergang des Abends schon direkt aus erster Quelle hören«, warf Beatrice ein. »Deshalb bin ich hier. Entschuldige Jennifer, aber deine Version kenne ich ja.«
Der Kellner kam zurück, um die Bestellung aufzunehmen. Als er damit fertig und gegangen war, nahm Jennifer das Gespräch wieder auf.
»Ich sage doch, Beatrice und Caroline, ihr beide geht ins Haus der Dame. Sarah und ich warten draußen. Du, Beatrice, stellst dich als Journalistin vor, Caroline als deine Kollegin. Ihr sagt, ihr habt einen Hinweis bekommen, was an dem Abend wirklich passiert ist. Dann werdet ihr ja sehen, wie sie reagiert.«
»Was, wenn sie alles abstreitet?« fragte Caroline und sah Beatrice an. »Wem werden Sie dann glauben, Beatrice?«
Die blickte ernst zurück. »Eine gute Frage.«
»Ich verstehe Sie nicht. Sie und Jennifer sind doch befreundet. Trotzdem sind Sie ihr gegenüber misstrauisch.« Caroline fing den überraschten Blick Jennifers auf.
Beatrice dagegen lächelte entwaffnend. »Wer sagt denn, dass Freundinnen keine Fehler haben?«
»Danke, Caroline«, sagte Jennifer. »Es ist nett von dir, mir beizustehen. Aber ich weiß ja, wie Beatrice es meint. Überhaupt dachte ich bis eben, du glaubst auch, dass ich über die sprichwörtlichen Leichen gehe, wenn es mir nur nützlich ist.«
»Ich bin auch nicht deine Busenfreundin und Vertraute.«
Beatrice grinste Jennifer an. »Da hat sie recht. Sie darf so was also denken.«
»Ihr beide seid echte Zynikerinnen. Ehrlich«, meldete sich Sarah genervt zu Wort. Sie blickte zwischen Jennifer und Beatrice hin und her. »Ich wünsche mir fast, dass die Frau des Bürgermeisters morgen deine Geschichte nicht bestätigt, Jennifer. Dann seid ihr nämlich richtig in der Klemme. Dann müsst ihr euch endlich mal miteinander auseinandersetzen. Ernsthaft. Ohne laxe Sprüche.«
Jennifer schaute Sarah überrascht an. »Was ist denn mit dir los? Seit wann bist du so humorlos?«
»Das nennst du Humor? Auf eine ernstgemeinte Frage mit Ironie zu antworten! Oder ist euch beiden gar nicht aufgefallen, dass Caroline eine ernstgemeinte Frage gestellt hat? Findet ihr es lustig, dass sie sich Gedanken darüber macht, was ihr unter befreundet sein versteht?«
Beatrice versuchte Sarah zu beschwichtigen. »Niemand wollte . . .« Weiter kam sie nicht.
»Nur, weil ihr beide nicht in der Lage seid, ernsthafte Gefühle zu entwickeln, müsst ihr nicht ständig auf denen anderer herumtrampeln!« brach es aus
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