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Liebe unter Fischen

Liebe unter Fischen

Titel: Liebe unter Fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Freund
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servieren. Er beobachtete voll Freude, mit welchem Appetit Mara aß. Nach dem Essen streckte sie sich und seufzte: » Das war richtig gut .«
    Sie half ihm beim Abwasch, den Fred gleich erledigen wollte, das gebot sein wiedergefundener Ordnungssinn.
    Das Gewitter hatte nachgelassen, doch man hörte den Regen noch auf das Dach prasseln. Es war dunkel geworden.
    » Ich fürchte, ich werde nicht mehr wegkommen«, meinte Mara, die darüber allerdings nicht sehr sorgenvoll wirkte.
    » Du kannst hier bleiben«, sagte Fred. » Ich werde auf der Bank schlafen .«
    » Kann ich vielleicht doch ein Glas Wein haben ?« , fragte Mara, die gerade die Teller in den Geschirrschrank geordnet hatte.
    Sie setzten sich an den Tisch und Fred öffnete eine Flasche Rotwein. Eine Kerze brannte und im Herd knisterte das Feuer. Mara erzählte von ihrer Familie und von ihrer Heimat. Fred versuchte, ihr die seltsame Wandlung zu erklären, die in den letzten Tagen in ihm vorgegangen war. Vom Druck der Einsamkeit, der sich merkwürdigerweise in der Einsamkeit aufgelöst hatte.
    Das Feuer und der Wein hatten ihre Wangen gerötet, ihre Augen glänzten. Mara hatte ihre Füße auf die Bank gelegt, sie umklammerte ihre Beine, als wollte sie mit sich selbst kuscheln. Fred vermied es, ihr zu lange in die Augen zu sehen. Die Hüttenromantik begann ihm ein wenig unheimlich zu werden.
    » Mara, was bedeutet Mara ?« , fragte er, um etwas zu sagen.
    » Was bedeutet Fred ?«
    » Alfred .«
    » Und was bedeutet Alfred ?«
    » Keine Ahnung .«
    » Eben. Egal! Und überhaupt, Fred! Die Bedeutungen! Hast du nicht erklärt, Namen und Bedeutungen stellen sich zwischen die Welt und uns? Hast du nicht gesagt, wir sollten mehr bewuzzt sein ?«
    » Bewuzzt, ja«, seufzte Fred. » Wenn man denn kann .«
    Mara lachte und setzte sich auf. In der Bewegung brachte sie ihr Gesicht ganz nah an jenes von Fred. Fred konnte den Duft ihres Haars riechen, die winzigen Sommersprossen auf ihrer Nase sehen, ihre freundlichen Wimpern …
    » Bewuzzt sein«, hauchte sie, » das kannst du … «
    Es war ganz still geworden in der Hütte. Nur das Feuer sirrte sacht.
    Plötzlich ging mit einem lauten Poltern die Tür auf.
    August stolperte herein, durchnässt und völlig erschöpft.
    In den Armen trug er seine Hündin Aisha.

16 . Juli

    Liebe Susanne!
    Ich habe jemanden kennengelernt. Sie heißt Mara und ist quasi aus dem See gestiegen, wie eine Nixe, obwohl sie aus der Slowakei kommt. Kennen Sie Zvolen? Das muss eine kleine, ganz reizende Stadt sein. Eine Universitätsstadt außerdem. Mara macht ihren Doktor in Biologie. Am Kleinen Elbsee studiert sie das Verhalten von phoxinus phoxinus, also, wie Sie zweifellos wissen, der Elritze. Mara spricht ein ausgezeichnetes Deutsch, von einem kaum au ff allenden Doppel-s-Fehler abgesehen.
    Sie ist keine Studentin im Sinne von Mädchen frisch von der Schulbank. Ja, sie ist jünger als ich, aber nicht viel jünger. Wenn sie mit dem Studium endgültig fertig ist, möchte sie als Gewässerexpertin für den Umweltschutz oder einen Nationalpark arbeiten. Vielleicht in den Karpaten. In der Niederen Tatra. Das ist nicht weit von dort, wo sie aufgewachsen ist. Da könnte sie in der Nähe ihrer Familie bleiben, und außerdem ist die Tatra » unfazzbar schön«.
    Wegen eines schweren Gewitters musste Mara in der Hütte übernachten. Mara sieht übrigens sehr gut aus. Aber glauben Sie bitte nicht, dass ich irgendwelche Hintergedanken hatte! Wir haben unseren Abend auch zu dritt beschlossen, denn plötzlich kam August bei der Tür herein.
    In den Armen hielt er Aisha, seine Hündin. Habe ich Ihnen schon von Aisha erzählt? Wie Sie wissen, verehrte Verlegerin, bin ich ja in Berlin und Umgebung nicht gerade als Hundefreund bekannt. Aisha ist eine Ausnahme. Sie ist schwarz mit einem weißen Fleck auf der Brust. Auch die Schwanzspitze ist weiß. Und dieser Hundeblick aus den dunkelbraunen Augen! Diese Augen sehen aufmerksam in die Welt, mit einer unglaublichen Hingabe und einer sanften Melancholie. Wenn August aufsteht oder sich fortbewegt, dann folgt ihm dieser Blick. Der Hund bewegt sich nicht, nur die Augenbrauen zeichnen kleine Fragezeichen in die Luft.
    August war in einem entlegenen Teil seines Reviers, mitten auf einem Bergrücken, von dem Gewitter überrascht worden. Da es zu gefährlich gewesen wäre, in dieser Höhe, die keinerlei Schutz vor Blitzschlägen bietet, weiterzugehen, hatte er sich mit seinem Hund in einer Felsnische verkrochen. Beim

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