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Liebe unter Fischen

Liebe unter Fischen

Titel: Liebe unter Fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Freund
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Abstieg in der Dämmerung hatte sich Aisha an einer scharfen Steinkante die Pfote aufgeschnitten. Nun musste August außer seinem Jagdgewehr und dem Rucksack auch noch den Hund tragen, der ziemlich stark blutete und nicht weitergehen konnte.
    Erschöpft war August bei der Hütte angelangt und hatte Licht gesehen. Da bis zu seinem Auto noch ungefähr eine Stunde Fußmarsch zurückzulegen gewesen wäre, bat er darum, über Nacht in der Hütte bleiben zu dürfen.
    Ich sagte natürlich gleich zu, obwohl ich eine gewisse Unsicherheit in Maras Blick erkennen konnte. Jetzt saß die Arme mit zwei wildfremden Männern allein in einer Hütte am Ende der Welt.
    Als erstes versorgten wir Aishas wunde Pfote: Ich holte frisches Wasser, August wusch die aufgeplatzte Pfote damit ab. Dann desinfizierte er mit Schnaps. Für den Verband mussten wir eines Ihrer Geschirrtücher (Blümchenmuster) opfern, aber ich nehme einmal an, Ihnen als Tierfreundin macht das nichts aus.
    Von seiner Lederhose wollte sich August auch in der Nacht nicht trennen, die müsse, sagte er, am Körper trocknen, weil sie sonst ihre Geschmeidigkeit verliert. Er streckte sich einfach auf seiner Seite der Eckbank aus und sagte noch: » Morgen wird’s schön .« Wenige Sekunden später hörten wir ihn tief und regelmäßig schnaufen, und es klang ähnlich wie das Rauschen der Bäume im nächtlichen Wind. Das Prasseln des Regens auf dem Dach hatte aufgehört. Mara und ich lächelten einander ein wenig ratlos an. Augusts Müdigkeit wirkte wie ansteckend. Natürlich überließ ich Mara mein Bett. Sie nahm es ohne große Umstände an.
    Ich setzte mich zum Hund auf den Boden und streichelte ihn. Aisha sah mich zuerst verwundert an, dann ließ sie ihren Kopf mit einem Seufzer auf den Boden fallen. Eine Welle der Entspannung glitt sichtbar durch ihren Körper. Was für ein weiches, warmes Fell. Ich löschte die Kerze und legte mich auf meinen Teil der Bank.
    Der Duft von frischem Kaffee weckte mich. August hatte Feuer gemacht und stand wohlgelaunt am Herd. » Kein Wolkerl am Himmel«, sagte er, » und die Pfote ist auch schon viel besser .«
    Er brachte mir eine Tasse Kaffee ans Bett, also an den Tisch. Es dauerte nicht lange, und Mara erschien. Sie ist offensichtlich kein Morgenmensch. Ich sehe so etwas auf den ersten Blick. Morgenmenschen sehen in der Früh ungefähr so aus wie am Abend. Bei Nicht-Morgenmenschen hinterlässt der Schlaf kleine Polster auf den Wangen, Verschwollenheiten in den Augenlidern, eine Ungenauigkeit im Blick und ein leichtes Schwanken im Körper. Schlaftrunkenheit.
    August und ich grüßten artig. Ich half Mara dabei, sich auf einen Sessel zu setzen, August brachte heißen Kaffee. Sie sagte nichts und wir auch nicht. Ich sah ihr zu, wie sie allmählich das Bewusstsein erlangte, wie ihr Blick sich klärte, Haare und Haut sich glätteten, als würden sie von unsichtbarer Hand gestreichelt.
    Nun sind beide fort. August begleitete sie ans andere Ufer zu ihren Sachen, die zweifellos fürchterlich nass sind. Sein Auto steht in der Nähe, er wird sie dann in ihr Quartier bringen, das Moped hängt er hinten aufs Auto.
    Morgen kommt Mara angeblich wieder.
    Wissen Sie eigentlich, was der Name Alfred bedeutet?
    Herzliche Grüße
    Alfred Firneis

    PS : Drei Stunden später – bin doch nach Grünbach hinunter gefahren, um diesen Brief aufzugeben und einzukaufen. Saß in der Gams auf ein Bier. Hier ist jetzt alles voll mit Wiener Touristen. Wenn man länger nicht in Wien war, klingt die Sprache der Wiener merkwürdig. Die Frauen ziehen die Selbstlaute so entseeetzlich in die Lähhhnge, und die Männer hochnäseln mit einer Wichtigkeit, als würden Sie gerade direkt vom Kaiser kommen. Das Frollein von der Post will übrigens dasselbe wie Sie: Ich soll endlich abgeben. Auf Wiedersehen!

17 . Juli

    » Phoxinus phoxinus gilt als sehr gefährdet«, erklärte Mara.
    Sie war am späten Vormittag gekommen, das Holpern und Knattern ihres Mopedmotors vorausschickend, und tatsächlich, Fred konnte Mara zwischen den Bäumen ausmachen, wie sie auf dem uralten Puch-Mofa ihrer Zimmervermieterin über die Schotterstraße tuckerte und blaue Rauchwölkchen hinterließ. Ihre Haare wirbelten im Fahrtwind, und Fred sah ihr konzentriertes Gesicht. Von Helmpflicht hatte man im inneren Elbtal offensichtlich noch nichts gehört. Zitronenfalter , hatte Fred gedacht, als Mara in ihrem luftigen, gelben Sommerkleid den Pfad herabgeschwebt war.
    Nun knieten sie nebeneinander auf dem

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