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Liebe unter Fischen

Liebe unter Fischen

Titel: Liebe unter Fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Freund
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habe sie mich nicht bemerkt. Aber warum sollte sie sich verstellen? Mara war die natürlichste Frau, die man sich denken konnte.
    » Hallo! Hallo !« Fred rief und winkte, bis Mara sich umdrehte.
    » Guten Tag !« , rief Mara. Dann blickte sie wieder in den See. Vielleicht diese Limbo-Sache?
    Fred beschloss, zuerst einmal den Wagen auszuräumen und Mara ihren Studien zu überlassen. Vom Parkplatz bis zu dem kleinen Erdkeller hinter der Hütte, der für die meisten Lebensmittel als Lagerraum diente, musste Fred ein Stück zurücklegen. Sein T-Shirt klebte an seinem Rücken, als er endlich alles verstaut hatte. Er sehnte sich nach einem ausgiebigen Bad im klaren Wasser des Kleinen Elbsees.
    Fred schlüpfte in die Badehose und ging auf den Steg. Er brachte die zwei Handtücher mit, die er in der Hütte gefunden hatte. Ein blaues für sich, ein weißes für Mara, denn offensichtlich war sie wieder vom anderen Ufer des Sees bis an seinen Steg geschwommen.
    Mara starrte konzentriert ins Wasser und bedeutete Fred mit der Hand, sich vorsichtig zu bewegen. Fred beugte sich zu ihr und folgte ihrem Fingerzeig.
    » Sehen Sie, die Fische .«
    » Die sind immer da«, sagte Fred. » Sie fressen alles, was ins Wasser fällt. Ich habe sie Elbtaler Mini-Piranhas genannt .«
    In diesem Augenblick fiel Fred auf, dass er nach seinem Ausflug und dem vielen Tragen nicht gerade frisch roch. Also sprang er schnell und grußlos ins Wasser.
    » Alfred! Sie Schlimmer! Die Fische«, hörte er Mara rufen.
    » Die werden mich schon nicht fressen .«
    » Aber sie sind wegverscheucht !«
    » Die kommen schon wieder !«
    Nun sprang Mara auch ins Wasser und kraulte mit sanften, aber zügigen Bewegungen zu Fred. Sie tauchte vor ihm auf und spuckte eine kleine Wasserfontäne aus.
    » Ist es nicht herrlich !« , stellte Fred ziemlich unoriginell fest. Mara strich sich die nassen Haare aus dem Gesicht und blinzelte ihn an.
    Sie schwammen zurück. Fred reichte Mara ihr Handtuch, sie trockneten sich ab und beobachteten einander dabei. Sie saßen auf dem Steg und ließen wie Kinder die Füße über dem Wasser baumeln. Und wie Kinder hatten sie ihre Handtücher einfach auf den Boden geworfen, unordentlich zerknäult, blau, weiß.
    » Sehen Sie«, sagte Alfred, » da sind die Fische wieder .«
    » Zum Glück«, antwortete Mara. » Ich arbeite wizzenschaftlich über sie .«
    » Über was ?«
    » Über phoxinus phoxinus .«
    » Und was ist das ?« , wollte Fred wissen.
    » Die Elritze .«
    » Ich weiß auch nicht, was eine Elritze ist .«
    Mara zeigte ins Wasser: » Na diese kleinen Fische! Die Sie Piranhas nennen!! Diese Fischchen, lang wie Finger, mit dem dunklen Streifen auf dem Rücken. Bei uns in Slowakei izzt man sie, in Ezzig eingelegt. Sehen Sie? Sie laichen gerade, und die Männchen haben einen grünen Streifen auf der Seite !«
    Fred wusste nicht, was er sagen sollte, und hatte plötzlich Lust, ein Bier zu trinken, um ein wenig lockerer zu werden.
    » Wollen Sie ein Glas Bier ?«
    » Danke. Ich trinke kein Bier .«
    Das hätte sich Fred gleich denken können. Schlanke Menschen trinken eben kein Bier. Über dem Gebirge zogen schwarze Wolken auf. Eine kleine Stille entstand. Ein Entenpärchen kam, um ihnen Gesellschaft zu leisten und ein wenig mit ihnen zu plaudern.
    » Für Gewäzzerbiologie ist phoxinus sehr wichtig«, nahm die Studentin den Faden wieder auf. » Ich schreibe meine Doktorarbeit über sie .«
    » Sind Sie an der Universität in Wien ?«
    » Nein, Slowakei«, sagte Mara, etwas ungeduldig.
    » Bratislava ?«
    » Zvolen. Niemand kennt Zvolen. Eine kleine Stadt in der Mittelslowakei .«
    » Sie sind von dort ?«
    » Sie sind unfazzbar neugierig .«
    Ein Donner grollte, steinern, wie ein Felssturz im Gebirge.
    Maras rechte Hand und Freds linke Hand lagen auf dem Steg, berührten einander fast. Mara lächelte Fred an. Fred lächelte, etwas verlegen, zurück. Maras Hand glitt wie zufällig näher an Freds Hand heran. Die kleinen Finger berührten sich, und Freds Herz begann aufgeregt zu pochen, obwohl er sich überhaupt nicht aufregen wollte.
    » Wollen Sie ein Glas Wein ?«
    » Es ist noch hell«, meinte Mara, fast empört.
    » Natürlich«, nickte Fred. Muss ja nicht sein. Bald würde Mara ins Wasser springen und wie ein Fisch entgleiten.
    Doch der Himmel wollte es anders. Dicke Regentropfen klatschten auf die Wasseroberfläche, vereinzelt, ohne erkennbaren Rhythmus, aber mit deutlichem Accelerando.
    Der nächste krachende Donnerschlag ließ

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