Liebe unter Fischen
die Luft erbeben. Mara zog erschrocken ihre Hand zurück. Ein Platzregen verwandelte den gerade noch so stillen See in brodelndes Wasser.
Mit einem kleinen Aufschrei sprang Mara auf und nahm ihr Handtuch. Sie wickelte sich darin ein, was bei dem Regen allerdings keinen Sinn hatte. Sie bemerkte es und musste lachen. Auch Fred lachte, packte das blaue Handtuch, und gemeinsam liefen sie zur Hütte. Unter dem Vordach der Hütte blieben sie keuchend stehen und sahen auf den See. Der Wind peitschte wehende Regenvorhänge durch das Tal. Ein Blitz zuckte durch den Himmel, ein gewaltiger Donner folgte.
Im Schutz der Hütte fühlten sich Mara und Fred geborgen, auch wenn sie tropfnass und etwas ratlos herumstanden. Zu ihren Füßen bildeten sich zwei kleine Pfützen. Ein Donner ließ beide zusammenzucken. Der Regen prasselte auf das Hüttendach. » Ich muzz zurückschwimmen. Zu meinem Moped«, sagte Mara.
» Sie können jetzt nicht schwimmen. Das ist viel zu gefährlich«, sagte Fred bestimmt.
» Dann geben Sie mir bitte etwas zum Anziehen .«
Fred ging in den Schlafraum und kam mit einem weißen T-Shirt und mit einer Boxer-Short, Karomuster, zurück. » Ich habe leider nichts anderes. Ich fürchte, meine Jeans passen Ihnen noch weniger als diese Sachen .«
Mara nahm die Kleidungsstücke entgegen und sagte artig danke.
» Können wir uns nicht du sagen ?« , fragte Fred, und das wirkte an dieser Stelle etwas aus dem Zusammenhang gerissen.
» Wenn du mir einen Platz zeigst, wo ich mich umziehen kann, gerne«, sagte Mara etwas schüchtern, und fügte sicherheitshalber hinzu: » Alleine umziehen .«
Fred zeigte auf die Schlafkammer: » Dort .«
» Du darfst nicht schauen«, sagte Mara errötend.
» Ich mache inzwischen Feuer .«
Mara verschwand in der Kammer. Fred wandte sich dem Ofen zu, nahm Zeitungspapier und ein paar kleine Holzspäne, entfachte ein Feuer. Mara kam zurück. Das T-Shirt und die Shorts flatterten an ihrem Körper.
» Ich habe kalte Füze. Hast du vielleicht … «
Fred verschwand in der Kammer und kam mit einem Paar Socken aus dicker Wolle zurück.
» Danke«, sagte Mara und lächelte wie ein Mädchen. Sie setzte sich auf einen Stuhl und zog die Socken an. Dann stand sie auf und sah an sich herunter.
» Ich sehe entsetzlich aus .«
» Aber nein. Ist gar nicht so schlimm .«
» Weizt du, wir Frauen im Osten, wir sind anders erzogen. Es ist eine Schande, ohne geschminkt und gute Kleidung aus dem Haus zu gehen .«
Ein Blitz erhellte die Hütte. Es donnerte.
» Du musst jetzt eh nicht aus dem Haus gehen«, sagte Fred. » Ich ziehe mich auch um .« Eine kleine Pause entstand.
» Okay«, sagte Mara.
Fred ging zur Kammer. In der Türöffnung drehte er sich noch einmal um.
» Du darfst nicht schauen !«
» Mach ich nicht !« , lachte Mara.
Mara wärmte sich die Hände über der Metallplatte des Tischherds. Das Feuer knisterte angenehm. Fred kam in Jeans und mit halb geöffnetem Hemd zurück. In der Hand hielt er zwei nasse Handtücher, seine Badehose und Maras Bikini.
» Im Westen sind wir anders erzogen, wir lassen unsere nassen Sachen nicht auf dem Boden liegen .«
» Oh – entschuldige .«
» Ist doch kein Problem«, beruhigte sie Fred und hängte alles mit gespielter Sorgfalt über die Holzstangen, die zu diesem Zweck über dem Tischherd montiert waren.
» Ist mir wirklich peinlich«, sagte Mara und nahm Fred ihren Bikini ab, um ihn selbst aufzuhängen.
» Hast du Hunger ?« , wollte Fred wissen.
» Ja. Grozen Hunger .«
Fred stellte Wasser zu und Mara half ihm, Kartoffeln zu schälen. Fred schnitt die rohen Kartoffeln in dünne Scheiben und ließ sie einige Minuten köcheln. So geht es schneller, als wenn man die Kartoffeln im Ganzen kocht, erklärte er. Mara bewunderte seine Routine am Herd.
» Früher habe ich gerne gekocht«, erklärte Fred. Und während er gekonnt eine Zwiebel schnitt und im ausgelassenen Fett einiger Speckwürfel anröstete, erzählte er von seinem Leben in Berlin, von Charlotte, von der Zeit ohne Charlotte, von seiner zunehmenden Abkapselung.
» Entschuldige«, sagte er, während er die gekochten Kartoffelscheiben in die heiße Pfanne warf, » ich rede eigentlich nie über das alles. Und jetzt muss ich es ausgerechnet dir erzählen, obwohl wir uns doch gar nicht kennen .«
» Ich finde Menschen und ihre Geschichten interezzant«, entgegnete Mara.
Fred verquirlte vier Eier mit etwas Milch. Es gelang ihm, ein auch ästhetisch gelungenes Omelett zu
Weitere Kostenlose Bücher