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Liebe unter kaltem Himmel

Liebe unter kaltem Himmel

Titel: Liebe unter kaltem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
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kein Schnee liegt?«
    »In Schottland liegt reichlich Schnee. Oder man bringt ihnen das Jagen bei, es würde ihnen gefallen, ein bisschen Ermutigung, mehr brauchen sie nicht.«
    »Die Sonne fehlt«, sagte ich.
    »Egal. Mach eine Mode draus, dass man ohne auskommt, dann gibt es für sie kein Halten mehr. Sie kamen ja auch zu meinem Ball und zur Beerdigung von Königin Alexandra – sie tafeln eben gern, die armen Schätze. Die Regierung sollte einen wirklich dafür bezahlen, dass man jedes Jahr einen Ball gibt, es würde neues Vertrauen schaffen, und es würde wichtige Leute nach London holen.«
    »Ich verstehe nicht, zu was es gut sein soll, wenn diese alten Hoheiten alle hier sind«, meinte Polly.
    »O doch, es ist durchaus zu was gut, sie locken Amerikaner an und so weiter«, sagte Lady Montdore unbestimmt. »Es ist immer gut, Leute mit Einfluss um sich zu haben, gut für eine Familie und gut für ein Land. Ich selbst habe mich immer sehr darum bemüht, und ich kann euch sagen, wer es nicht tut, begeht einen schweren Fehler. Seht euch die arme Sadie an, ich habe noch nie gehört, dass irgendjemand von Rang und Namen nach Alconleigh gekommen wäre.«
    »Und was hat es ihr geschadet?«, fragte Polly.
    »Geschadet! Den Schaden kannst du mit Händen greifen. Zunächst einmal die Ehemänner der Töchter« – bei diesem Punkt hielt sich Lady Montdore aber nicht länger auf, gewiss, weil ihr plötzlich einfiel, wie es in dieser Hinsicht bei ihr bestellt war, sondern fuhr fort: »Der arme Matthew hat nie irgendwas bekommen, oder? Ich meine nicht nur Ämter, nicht mal ein Viktoria-Kreuz im Krieg, dabei war er doch weiß Gott tapfer. Vielleicht hat er ja nicht ganz das Zeug zum Gouverneur, dessen bin ich mir sogar sicher, vor allem nicht in Gegenden, wo er es mit Schwarzen zu tun hat, aber ihr könnt mir nicht erzählen, dass er nichts anderes hätte bekommen können, wenn Sadie es ein bisschen klüger angestellt hätte. Irgendwas bei Hofe, zum Beispiel. Es hätte ihn vielleicht etwas besänftigt.«
    Über der Vorstellung von Onkel Matthew bei Hofe verschluckte ich mich an meinem Pfannkuchen, aber Lady Montdore ließ sich nicht beirren, sondern fuhr fort: »Und ich fürchte, genauso wird es jetzt auch den Jungen ergehen. Wie ich höre, sind sie in Eton an das schlimmste Haus geraten, weil Sadie niemanden hatte, der ihr mit Rat und Hilfe zur Seite stand, als es so weit war. Man muss im Leben an den richtigen Fäden ziehen können, davon hängt auf dieser Welt leider alles ab, nur so kommt man zum Erfolg. Zum Glück sind mir persönlich Leute, auf die es ankommt, ohnehin am liebsten, und ich komme prima mit ihnen aus, aber selbst wenn sie mich langweilen würden, hielte ich es für meine Pflicht, die Bekanntschaft mit ihnen zu pflegen, Montdore zuliebe.«
    Nach dem Essen setzten wir uns in die Lange Galerie, der Butler brachte ein Tablett mit Kaffee, und Lady Montdore bat ihn, es einfach stehen zu lassen. Sie trank immer mehrere Tassen starken schwarzen Kaffees. Sobald er hinausgegangen war, wandte sie sich an Polly und fragte mit schneidender Stimme: »Also, was willst du mir sagen?«
    Ich machte einen halbherzigen Versuch, hinauszugehen, aber beide bestanden darauf, dass ich blieb. Ich hatte nichts anderes erwartet.
    »Ich möchte in einem Monat verheiratet sein«, sagte Polly, »und dazu brauche ich eure Einwilligung, denn volljährig werde ich ja erst im Mai. Ich finde, da es nur um neun Wochen geht und ich nachher ohnehin heiraten werde, könntet ihr ruhig zustimmen, dann wäre die Sache erledigt, meinst du nicht?«
    »Ich muss schon sagen, wirklich sehr nütlich – deine arme Tante, kaum hat sie den letzten Atemzug getan.«
    »Für Tante Patricia ändert es gar nichts, ob sie nun drei Monate oder drei Jahre tot ist, also lassen wir sie aus dem Spiel. Es ist nun mal, wie es ist. Ich kann nicht mehr lange in Alconleigh wohnen, auch hier bei dir kann ich nicht wohnen, wäre es da nicht besser, ich würde mein neues Leben so bald wie möglich anfangen?«
    »Polly, ist dir eigentlich klar, dass dein Vater an dem Tag, an dem du Boy Dougdale heiratest, sein Testament ändern wird?«
    »Ja, ja, ja«, sagte Polly ungeduldig, »das hast du mir schon oft genug gesagt!«
    »Ich habe es dir erst einmal gesagt.«
    »Ich habe schon einen Brief deswegen bekommen. Boy hat einen Brief bekommen. Wir wissen Bescheid.«
    »Weißt du auch, dass Boy Dougdale ein sehr armer Mann ist? Im Grunde genommen haben sie von den Zuwendungen für

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