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Liebe unter kaltem Himmel

Liebe unter kaltem Himmel

Titel: Liebe unter kaltem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
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Patricia gelebt, und normalerweise würde dein Vater sie selbstverständlich weiterzahlen, solange Boy lebt. Auch das hört auf, wenn er dich heiratet.«
    »Ja. Es stand alles in den Briefen.«
    »Und rechne nicht damit, dass dein Vater es sich irgendwann anders überlegt, ich habe nicht vor, das zuzulassen.«
    »Das ist mir klar.«
    »Du glaubst, es sei nicht schlimm, wenn man arm ist, aber ich frage mich, ob du wirklich weißt, was Armut bedeutet.«
    »Diejenige, die das nun wirklich nicht weiß, bist du«, erwiderte Polly.
    »Nicht aus Erfahrung, zum Glück, aber durch Beobachtung. Man braucht sich nur die trostlosen, trübseligen Mienen von armen Leuten anzusehen, dann weiß man, wie es sein muss.«
    »Da bin ich ganz anderer Meinung, aber wie auch immer, wir werden nicht arm sein, so wie arme Leute arm sind. Boy hat achthundert Pfund im Jahr und außerdem das, was er mit seinen Büchern verdient.«
    »Der Pfarrer hier und seine Frau haben auch achthundert Pfund im Jahr«, sagte Lady Montdore, »sieh dir mal ihre Gesichter an …!«
    »Damit sind sie auf die Welt gekommen – mir ist es da besser ergangen, dafür hast du dankenswerterweise gesorgt. Aber Mami, es hat keinen Sinn, weiter darüber zu debattieren, denn alles steht so fest, als wären wir schon verheiratet, es ist reine Zeitverschwendung.«
    »Warum bist du dann gekommen? Was willst du von mir?«
    »Erstens will ich die Hochzeit im nächsten Monat, dazu brauche ich deine Zustimmung, und außerdem möchte ich wissen, wie es dir und Daddy mit der Hochzeit lieber ist – sollen wir hier in der Kapelle heiraten, oder soll ich deswegen ohne euch nach London fahren? Wir wollen natürlich niemanden dabeihaben außer Fanny und Lady Alconleigh und euch, falls ihr kommen wollt. Ich muss sagen, ich würde mich freuen, wenn Daddy mich zum Altar führt …«
    Lady Montdore dachte einen Augenblick nach und sagte schließlich: »Ich finde es vollkommen unerträglich, dass du uns in diese Lage bringst, und ich werde mit Montdore noch darüber sprechen müssen, aber offen gesagt, ich glaube, falls du diese ungehörige Ehe tatsächlich um jeden Preis eingehen willst, wird es wohl am wenigsten Gerede geben, wenn es hier geschieht, und zwar vor deinem Geburtstag. Dann brauche ich auch nicht zu erklären, warum es keine Feierlichkeiten zu deiner Volljährigkeit gibt, die Pächter fangen schon an, danach zu fragen. Also, ich denke, du wirst deine Hochzeit hier bekommen, im nächsten Monat, aber danach sollst du mir nie mehr unter die Augen kommen, du kleines inzestuöses Luder, und dein Onkel auch nicht, solange ich lebe. Und erwarte von mir bitte kein Hochzeitsgeschenk.«
    Tränen des Selbstmitleids flossen ihr über die Wangen. Vielleicht dachte sie an das prachtvolle Geschmeide in der Glasvitrine, an die sich, wenn alles anders gekommen wäre, während des Hochzeitsempfangs in Montdore House so viele neidische Nasen gedrückt hätten. »Von den Eltern der Braut.« Ihr langer Traum von Pollys Hochzeit endete wirklich mit einem traurigen Erwachen.
    »Weine nicht, Mami, ich bin so über-, überglücklich.«
    »Ich nicht«, sagte Lady Montdore und stürmte wütend hinaus.

16
    Genau einen Monat später fuhr ich zusammen mit Davey und Tante Sadie zur Hochzeit nach Hampton. Das Gejammer von Jassy und Victoria, die beide nicht eingeladen waren, klang uns noch in den Ohren.
    »Polly ist ein abscheulicher Anti-Hon, und wir hassen sie«, so schimpften die beiden, »nachdem wir uns an dieser Strickleiter die Finger blutig geknotet haben, ganz zu schweigen von all dem, was wir für sie getan hätten , den Lektor in den Wäscheschrank der Hons geschmuggelt, ihm von unserem Essen abgegeben – keine Gefahr hätten wir gescheut, ihnen ein paar kurze Momente gemeinsamen Glücks zu verschaffen, aber sie waren kaltblütig und wollten nicht, und jetzt lädt sie uns nicht mal zur Hochzeit ein. Du musst zugeben, Fanny …!«
    »Ich kann es ihr nicht verdenken«, sagte ich, »eine Hochzeit ist eine ernste Angelegenheit, und es ist nur verständlich, wenn sie sich Gekicher während der Zeremonie ersparen will.«
    »Haben wir etwa bei deiner Hochzeit gekichert?«
    »Vermutlich, die Kirche war nur größer, und es waren mehr Leute da, deshalb habe ich euch nicht gehört.«
    Onkel Matthew wiederum hatte zwar eine Einladung bekommen, erklärte aber, nichts könne ihn dazu bringen, sie anzunehmen.
    »Ich würde dem Gulli nur an die Gurgel gehen«, sagte er. »Boy!«, fügte er spöttisch hinzu.

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