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Liebe unter kaltem Himmel

Liebe unter kaltem Himmel

Titel: Liebe unter kaltem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
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halte während der Reise ein paar Vorträge über minoische Dinge und komme billig hin.«
    »Ich fände es schön, wenn Tante Emily mitfahren würde«, sagte ich, »es täte ihr gut.«
    »Bevor Siegfried tot ist, macht sie das nicht«, sagte Davey. »Du weißt ja, wie sie ist.«
    Als er gegangen war, sagte ich zu Cedric: »Was meinst du, er ist imstande und besucht Polly und Boy auf Sizilien – wäre das nicht interessant?«
    Alles, was Polly betraf, fesselte Cedric natürlich ungemein. »Der Einfluss der Abwesenden – in der Literatur ist er so langweilig und zu Tode geritten, aber im wirklichen Leben könnte er einen vor Neugier zum Platzen bringen. – Wann hast du zum letzten Mal von ihr gehört, Fanny?«
    »Ach, das ist Monate her, nur eine Postkarte. Es wäre wunderbar, wenn Davey sie besucht, er kann so gut erzählen. Von ihm werden wir wirklich erfahren, wie sie zurechtkommen.«
    »Sonia hat sie mir gegenüber immer noch nicht erwähnt«, sagte Cedric, »kein einziges Mal.«
    »Weil sie nie an sie denkt.«
    »Ganz recht. Diese Polly kann nicht viel Persönlichkeit haben, wenn sie dort, wo sie einmal gelebt hat, so wenig Spuren hinterlässt, oder?«
    »Persönlichkeit …«, erwiderte ich. »Ich weiß nicht. Bei Polly kommt es auf die Schönheit an.«
    »Beschreib sie mir.«
    »Oh, Cedric, ich habe sie dir schon hundert Mal beschrieben.« Dennoch tat ich es gern, denn ich wusste, dass es seine Eitelkeit zwickte.
    »Na ja«, begann ich, »wie gesagt, sie ist so schön, dass es schwerfällt, darauf zu achten, was sie redet, oder herauszufinden, was für ein Mensch sie wirklich ist, denn eigentlich will man sie immer nur anstarren.«
    Cedric machte ein finsteres Gesicht, wie immer, wenn ich so redete.
    »Schöner als Man ?«, fragte er.
    »Ganz ähnlich wie du, Cedric.«
    »Das sagst du nur so, aber ich merke nichts davon, dass Man von dir immerzu angestarrt wird, im Gegenteil, du hörst zwar zu, aber du siehst dabei aus dem Fenster.«
    »Sie ist dir sehr ähnlich«, sagte ich entschieden, »trotzdem muss sie wohl schöner sein, wegen dieser Sache mit dem Anstarren.«
    Ich meinte es wirklich so und hatte es nicht bloß gesagt, um den armen Cedric zu reizen oder eifersüchtig zu machen. Er ähnelte Polly und sah sehr gut aus, aber er war kein unwiderstehlicher Magnet für das Auge wie sie.
    »Ich weiß genau, woran es liegt«, sagte er, »es muss der Bartwuchs sein, dieses ständige, grauenhafte Rasieren. Ich werde mir noch heute aus New York ein bestimmtes Wachs bestellen – du machst dir keine Vorstellung, was für eine Quälerei es ist, aber wenn du mich danach anstarrst, Fanny, ist es die Sache wert.«
    »Spar dir die Mühe«, sagte ich. »Es liegt nicht am Rasieren. Du siehst aus wie Polly, aber du bist nicht so schön wie sie. Lady Patricia sah auch so aus wie sie, und es war dennoch nicht das Gleiche. Polly hat etwas Besonderes, ich kann es nicht erklären, ich kann nur sagen, dass es so ist.«
    »Was könnte sie denn Besonderes haben, außer der Bartlosigkeit?«
    »Lady Patricia hatte auch keinen Bart.«
    »Du bist schrecklich. Na, macht nichts, ich werde es trotzdem versuchen, du wirst schon sehen. Ehe mir ein Bart wuchs, haben auch mich die Leute immer angestarrt, wie verrückt, sogar in Neuschottland. Sei froh, dass du keine Schönheit bist, Fanny, so wirst du nie erfahren, wie weh es tut, wenn man sein gutes Aussehen verliert.«
    »Vielen Dank«, sagte ich.
    »Und da uns die Unterhaltung über die hübsche Polly beide so unausstehlich macht, wechseln wir doch lieber das Thema und reden über Boy.«
    »Na hör mal, niemand kann behaupten, Boy sei schön. Da gibt es nichts zu starren. Boy ist alt, grau und hässlich.«
    »Nein, Fanny, das stimmt nicht. Beschreibungen von Leuten sind nur interessant, wenn sie wahr sind, weißt du. Ich habe viele Fotos von Boy gesehen, Sonias Bücher sind voll davon, Boy beim Diabolo, Boy in Wickelgamaschen beim Militär, Boy mit seinem Träger Boosee. Nach Indien hat sie ihre kleine Brownie wohl verloren, vielleicht während des Umzugs, denn die ›Blätter aus unserem Indischen Tagebuch‹ scheinen das letzte Album zu sein, aber das war vor drei Jahren, und Boy sah damals noch hinreißend aus, anbetungswürdig, untersetzt, mit tiefen Furchen im Gesicht – einfach verlässlich.«
    »Verlässlich!«
    »Warum kannst du ihn eigentlich nicht leiden, Fanny?«
    »Oh, ich weiß nicht, es schüttelt mich, wenn ich ihn sehe. Er ist ein solcher Snob, das ist schon mal das

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