Liebe vor der Kamera
— «
»Tricia — ermordet !« Seine Hände packten das Revers meines Jacketts. »Wann?
Wo?«
»In den vergangenen
vierundzwanzig Stunden würde ich sagen«, antwortete ich. »Und wo sonst als in
diesem Zimmer?«
Er ließ die Arme sinken und
starrte mich an und schüttelte den Kopf.
»Mir geht ein Licht auf,
Holman. Sie glauben, dieses Mädchen wäre Tricia Cameron .«
»Ja, ist sie es denn nicht ?« fragte ich heiser.
»Ich habe das Mädchen nie zuvor
gesehen .« Tiefes Mißtrauen glomm in seinen Augen auf.
»Sagen Sie mal, Holman, was soll das eigentlich alles ?«
»Ich war überzeugt, das Mädchen
wäre Tricia Cameron«, erklärte ich. »Fragen Sie mich jetzt nicht, warum, ich
bin nämlich vollkommen durcheinander .«
»Deshalb riefen Sie Clyde an
und forderten ihn auf, hierher zu kommen ?«
»Warum sonst?«
»Ja, das beginne ich mich
allmählich zu fragen«, sagte er leise. »Vielleicht wollten Sie Clyde
absichtlich in eine schmutzige Mordsache verstricken, aus rein persönlichen
Gründen. Und jetzt haben Sie mich in den Fall verwickelt .«
»Ganz und gar nicht«,
widersprach ich. »Sie brauchen nur durch diese Tür hinauszugehen und so zu tun,
als wären Sie nie hier gewesen .«
»So leicht ist das nicht«,
versetzte er. »Ich kann ja gesehen werden. Später erinnert sich vielleicht
jemand an mich und liefert der Polizei meine Beschreibung .« Sein Mund verengte sich zu einer schmalen Linie. »Ich warte hier, bis die
Polizei kommt, damit ich selbst hören kann, was für eine Erklärung Sie ihr für
meine Anwesenheit geben werden .«
»Da können Sie lange warten«,
sagte ich.
»Sie haben noch nicht angerufen ?« Er steuerte auf die Kommode zu. »Dann werde ich das
gleich erledigen .«
»Bitte«, meinte ich. »Wenn es
Clyde Cameron gleichgültig ist, ob die Polizei erfährt, daß seine Tochter seit
vier Monaten verschwunden ist, dann brauchen Sie sich ja wohl nicht zu sorgen .«
Lange hing seine Hand
unschlüssig über dem Telefon. Dann zog er sie widerstrebend zurück.
»Gut«, sagte er schwer. »Und
was geschieht jetzt ?«
»Wie gesagt, Sie verschwinden
und tun so, als wäre nichts geschehen .«
»Und Sie?«
»Ich werde ein paar Minuten später
das gleiche tun .«
»Sie werden die Polizei nicht
benachrichtigen ?«
»O doch, anonym, von einer
Zelle aus«, erklärte ich geduldig.
»Clyde wird nicht erfreut sein,
wenn er von dieser Geschichte hört«, bemerkte er. »Gar nicht erfreut .«
»Ich bin untröstlich«, brummte
ich.
»Nehmen Sie die Sache lieber
nicht auf die leichte Schulter, Holman«, sagte er scharf. »Clyde ist nicht der
Mann, der mit sich spaßen läßt. Uns ist beiden so sehr daran gelegen, Tricia zu
finden, daß nichts — und niemand — uns daran hindern wird. Wenn Sie also auch
nur den geringsten Hinweis auf Tricias Verbleib haben, dann machen Sie besser
gleich den Mund auf .«
»Wissen Sie was ?« sagte ich. »Sie sind ein aufgeblasener Wichtigtuer,
Hubbard !«
Sein Gesicht wurde weiß.
»Ist das Ihre Antwort ?«
»Gewiß«, versetzte ich. »Ich
habe übrigens auch eine Frage. Wie sehr haben Sie und Cameron sich in den
letzten vier Monaten eigentlich bemüht, das Mädchen zu finden ?«
»Wir haben eine der besten
Agenturen beauftragt«, erwiderte er. »Bisher ohne jeden Erfolg.«
»Und keiner von Ihnen beiden
hat eine Ahnung, warum sie so einfach verschwunden ist ?«
»Nein«, antwortete er prompt.
»Sie glauben, sie ist aus
eigenem Antrieb gegangen ?«
»Was sonst?«
»Aber einen Grund muß sie doch
gehabt haben«, beharrte ich.
»Sogar mir ist das klar«, fuhr
er mich an. »Aber mir fällt keiner ein. Sie schien vollkommen glücklich bei dem
Gedanken an unsere bevorstehende Heirat. Wenn sie es nicht gewesen wäre, dann
wäre es doch gewiß einfacher gewesen, mir das zu sagen, anstatt zu verschwinden .«
»Vielleicht fürchtete sie Ihre
Reaktion«, meinte ich. »Vielleicht fürchtete sie die Reaktion ihres Vaters .«
»Unsinn!« Er wandte sich zur
Tür. »Clyde wird über diese Geschichte hier gar nicht erfreut sein«, erklärte
er mir zum zweitenmal , ehe er hinausging. »Gar nicht !«
Die Tür fiel hinter ihm zu. Ich
wartete ein paar Minuten und folgte ihm dann die Treppe hinunter. Ich holte
meinen Wagen, machte vor dem ersten Drugstore, den ich entdeckte, halt, und
erledigte meinen anonymen Anruf bei der Polizei. Dann gondelte ich nach Hause
in meine bescheidene Hütte in Beverly Hills. Nachdem ich zur Stärkung eine
Portion Rührei und mehrere
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