Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe wird oft überbewertet

Liebe wird oft überbewertet

Titel: Liebe wird oft überbewertet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Rösinger
Vom Netzwerk:
ungeklärte Wirkung von Pheromonen bei Wirbeltieren wurde in der Populärkultur genutzt, um mit ihrer Hilfe außergewöhnliche Effekte zu erklären. So können bei »Star Trek« weibliche Orionen ein Sexualpheromon absondern, in dem Thriller »Snakes on a Plane« werden Schlangen durch Pheromone aggressiv und greifen die Passagiere eines Flugzeugs an. Poison Ivy, dargestellt von Uma Thurman, benutzt in »Batman & Robin« ein Pheromonextrakt, um Männer zu manipulieren, und in »Ocean’s 13 « will Linus alias Pepperidge sich mit Hilfe eines Duftstoffes unwiderstehlich machen und Abigail Sponder verführen, die als Einzige Zutritt zum Diamantenraum hat.
    Untersuchungen an frisch Verliebten haben ergeben, dass sich deren Gehirnchemie von der nichtverliebter Menschen unterscheidet. Das ließ den Schluss zu, dass am Anfang einer Beziehung, das Gehirn viel Dopamin und Noradrenalin, aber weniger Serotonin ausschüttet.
    Die Verliebtheit beeinflusst offenbar das vom Neurotransmitter Dopamin gesteuerte Belohnungssystem, auf das beim Menschen auch Nikotin, Heroin und Kokain wirken.
    Die bei Verliebten auftretenden chemischen Vorgänge im Gehirn wurden auch mit denen zwangsneurotischer Patienten verglichen – was die These zuließ, dass starke Verliebtheit einer psychischen Erkrankung gleicht. Dieser Zustand klingt aber normalerweise nach drei Monaten ab.
    Auch bei der Partnerwahl spielt Chemie nach Ansicht der Liebesforscher eine Rolle.
    Die amerikanische Anthropologin Helen Fisher verspricht in ihrem 2010 erschienenen Buch »Why him? Why her?« neurobiologisch fundierte Unterstützung bei der Partnersuche. Fisher teilt, wie viele ihrer Kollegen aus der ehrbaren Zunft der Liebesforscher, die Welt ein wenig schematisch ein – die Kategorien verlaufen jedoch bei ihr nicht entlang der Geschlechtergrenze und sind zumindest ansatzweise durch wissenschaftliche Befragungen abgesichert. Wer zu wem passt, darüber entscheiden ihrer Ansicht nach zumindest grob vier Botenstoffe und Hormone.
    Die Anthropologin unterscheidet die Grundtypen: »Entdecker«, »Baumeister«, »Regisseure« und »Diplomaten«, die auf vier verschiedenen chemischen Systemen im Gehirn basieren. Entdecker haben demnach ein aktives Dopaminsystem, Regisseure werden stark vom Testosteronsystem und Diplomaten vom Östrogensystem beeinflusst. Der vierte Persönlichkeitstyp, der Baumeister, wird vom Serotoninsystem geprägt.
    Paare harmonieren nach Helen Fisher zum Beispiel besonders gut, wenn einer von beiden ein analytisch denkender, entscheidungsfreudiger Regisseure-Typ ist und der andere eher ein intuitiver, phantasievoller, wortgewandter Diplomat.
    Und natürlich gibt es – wie bei allen Liebesstilen, Persönlichkeits- und Bindungstypen – wieder jede Menge Mischformen.
    Bei all den Forschungen zur Chemie und zur Liebe fragen sich die Betroffenen aber zu Recht: Was nützt mir das Wissen über den sinkenden Serotoninspiegel, wenn ich unglücklich bin? Und wenn der andere nicht verliebt ist, weil seine Neurotransmitter nicht funktionieren – was habe ich davon?

Private Viewing, 28 . Juni
    Fußball- WM : Nun geht es schon aufs Halbfinale zu. Wenn das Spiel ein bisschen langweilig wird, wirft J. immer wieder die gleiche Frage in die gesellige Runde: »Wenn du müsstest – wen würdest du nehmen?«
    »Wenn du müsstest?« ist als Gedankenspiel um eine romantische Affäre oder eine Beziehung zu verstehen. Ursprünglich hieß es: »Welchen von den Spielern würdest du aussuchen?« Da aber in unserer Private-Viewing-Gruppe immer öfter die naheliegende Antwort »Keinen!« kam, wurde die Frage durch das drohende »Wenn du müsstest« ergänzt. »Keinen? Aber wenn du müsstest! Wenn deine Katze sonst sterben würde oder sonst was Schlimmes passieren würde – wen würdest du dann nehmen?«
    Das sorgt dann immer für Heiterkeit und Verzweiflung, weil kaum einer der Anwesenden in irgendeiner Mannschaft fündig wird, selbst wenn man noch so viele Abstriche, was den Charakter angeht, macht und auch sonstige Kritikpunkte so weit wie möglich außen vor lässt. »Es sind eben Fußballer, keine Philosophen«, wird immer wieder gemahnt, wenn sprachliche Schwächen der Spieler bemängelt werden.
    Andererseits entspricht auch keiner aus unserer WM -Gruppe den Anforderungen der Berufsgruppe der »Spielerfrauen« – einer Unterart der Obergruppe »Trophy Woman« – oder » WAG s« (Abkürzung für »Wifes And Girlfriends«, wie die Spielerfrauen in der kreativeren

Weitere Kostenlose Bücher