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Liebe wird oft überbewertet

Liebe wird oft überbewertet

Titel: Liebe wird oft überbewertet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Rösinger
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freundschaftliche Liebe ist eher das Ergebnis gemeinsamer Interessen und Gewohnheiten; oft erwächst sie aus einer bereits bestehenden Freundschaft. Kommt in Literatur und Film eher selten vor, etwa bei »Unsere kleine Farm«, »Das A-Team«, »Das weiße Band« oder bei »Die Manns«.
Agape
    Ursprünglich Gottes reine, göttliche Liebe, aber auch die interessenlose, selbstlose, altruistische Liebe. Beruht eine Partnerschaft in erster Linie auf Opferbereitschaft und Selbstlosigkeit, spricht Lee von altruistischer Liebe: Hier steht das Wohl des Partners vor dem eigenen. Die Selbstaufgabe geht sogar so weit, dass der Agape-Liebende auf die Beziehung verzichtet, wenn er zu der Einsicht gelangt, das geliebte Objekt wäre ohne ihn oder mit jemand anderem glücklicher. Agape ist ein sehr selten praktizierter Liebesstil, kommt aber ab und zu in Literaturverfilmungen wie »Die Bibel« oder bei »Forrest Gump« vor.
Mania  – bedeutet »Raserei und Wahnsinn«.
    Die besitzergreifende Liebe ist durch das Gefühl der Eifersucht und die dauernde Konzentration auf den anderen bestimmt. Im Extremfall kreist das ganze Denken um sie oder ihn. Die Partnerschaft wird zur Besessenheit. Das Verhalten von Menschen des Liebesstils Mania weist zahlreiche Widersprüche auf. In Beziehungen sind sie sehr besitzergreifend und eifersüchtig. Es besteht ein sehr großes Verlangen nach Bestätigung der Liebe durch den Partner. Manische Liebe im Film kommt bei »Misery«, »Taxi Driver« und »Eine verhängnisvolle Affäre« vor.
Ludus  – lateinisch »das Spiel«.
    Bezeichnet in Lees Typologisierung die spielerische Liebe. Ludus-Liebende wollen nicht ihr Leben der Entwicklung einer einzigen Partnerschaft widmen und sich in der Liebe festlegen. Idealvorstellungen von einem Partner haben sie nicht, sie bevorzugen es, eine Vielzahl verschiedener Partner kennenzulernen. So kann es vorkommen, dass der Ludus-Liebende mehrere Beziehungen gleichzeitig führt. Auch kann er schnell von einem Partner zum nächsten wechseln. Ein zu enger Kontakt wird vermieden. Filme: »Gefährliche Liebschaften«, »Eiskalte Engel«.
Pragma  – der Nutzen.
    Die pragmatische Liebe wählt den Partner aus Vernunftgründen und zum Zweck einer vorteilhaften Beziehung (»Familie Feuerstein«). Gefühle werden eher verdrängt oder weniger wichtig genommen. Pragmatisch Liebende haben eine genaue Vorstellung von ihrer Zukunft, mit der die Partnerschaft vereinbar sein muss. Diesen Liebesstil finden wir sehr oft bei Jane Austen (»Stolz und Vorurteil«, »Gefühl und Verstand«); da Frauen zu ihrer Zeit vom Erbrecht benachteiligt wurden, blieb den Frauen des Landadels nur die pragmatische Versorgungsehe oder das Gouvernantenschicksal.
    Graphische Darstellung der Liebesstile nach Lee ( 1988 , S.  54 )
    Ein und dieselbe Person kann aber auch mehrere Liebesstile gleichzeitig in sich vereinen: Beispielsweise kann jemand, der sehr aufopfernd liebt, ohne weiteres zu Untreue neigen. Romantische, besitzergreifende und altruistische Liebe hängen positiv zusammen: Wer Romantik für wichtig hält, ist auch eher eifersüchtig und opferbereit. Diametral gegenüber stehen sich romantisch und spielerisch: Romantisch Liebende suchen selten sexuelle Abenteuer. Möglich sind aber »Storgic Eros«, »Ludic Eros«, »Storgic Ludus«. Es gilt die Regel: Je näher sich zwei Liebesstile sind, desto besser passen sie zusammen.
    Zur Liebestheorie Lees wurde auch ein Messinstrument entwickelt, ein Fragebogen mit jeweils zehn Fragen zu den Liebesstilen. Der deutschsprachige Fragebogen zur Erfassung der Liebesstile trägt den schönen, romantischen Namen Marburger Einstellungs-Inventar der Liebesstile ( MEL ).

Sommer
    »Die Liebe ist für die Männer immer so praktisch gewesen, dass der Gedanke naheliegt, dass sie sie erfunden haben.«
    Jill Tweedie, Die sogenannte Liebe

Public Viewing, 17 . Juni
    Endlich – und gleichzeitig aber auch sehr plötzlich – ist es warm geworden. Vom unterkühlten Frühling sind wir gleich in den WM -Sommer gerutscht.
    Es ist eine schöne Zeit. Es ist warm, jeder geht raus, man trifft sich zum Fußballgucken. Es ist die große Zeit der Cliquen und Tippgemeinschaften, hinter denen die Pärchenzwangsmatrix ein wenig zurücksteht.
    Dieses Jahr hat in Kreuzberg wirklich jeder Imbiss, jeder Nussladen, jede Dönerbude und Falafelstation, jede Sushi- und Cocktailbar, jeder Späti eine Leinwand auf der Straße, so dass man – auch wenn man auf den Straßen unterwegs ist –

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